Vorstoß in Grafing:Besser ohne Böller

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Gerade auf dem Marktplatz lassen es die Grafinger zum Jahreswechsel gern krachen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Grafinger Linke beantragt, Feuerwerk an Silvester zu verbieten - nicht zuletzt wegen der schwierigen Corona-Situation

Von Thorsten Rienth, Grafing

Am 29. Dezember greift auf Bundesebene das Sprengstoffgesetz. Für ein paar wenige Tage erlaubt es über 18-Jährigen den Kauf sogenannter pyrotechnischer Gegenstände der Kategorie F 2, im Volksmund: Silvesterböller. Geht es nach der Grafinger Linken-Stadträtin Lena Huppertz soll deren Gebrauch allerdings künftig untersagt werden - und zwar im kompletten Gemeindegebiet.

Und weil der 29-Jährigen natürlich klar ist, dass darauf ein Aufschrei folgt, stellt sie klar: "Natürlich kann es nicht Ziel sein, den Menschen das Feiern des Jahreswechsels komplett zu verbieten." Gleichwohl sei ein Umdenken angesagt. "Gerade Grafing ist für den Unsinnigen Donnerstag an Fasching als gemeinsame Party für alle am Marktplatz über den Landkreis hinaus bekannt." Klimafreundlichere, soziale und gemeinwohlfördernde Alternativen zur Böllerei müssten doch auch an Silvester machbar sein.

Unmittelbarer Anlass für den Linken-Antrag ist die Corona-Pandemie. "Trotz der steigenden Impfquote steigen die Covid-19-Zahlen und deshalb ist eine weitere Planung des Schutzes vor Ansteckung der Bevölkerung und die Eindämmung von Covid-19 in den nächsten Wochen auch weiterhin essenziell", heißt es in dem Stadtratsantrag, der am kommenden Dienstag auf der Tagesordnung steht. An Silvester werde "häufig übermäßig viel Alkohol konsumiert". Das senke die Hemmschwelle, es zum Beispiel beim gegenseitigen Abstand nicht so genau zu nehmen. Ob der Einzelne nun wolle oder nicht: Abstand sei in Pandemiezeiten aber nun einmal essenziell.

Huppertz geht es auch um die Situation in den Krankenhäusern. Hohe Infektionszahlen bedeuteten eine zusätzlichen Belastung für das chronisch überarbeitete Personal, schreibt sie. "Andererseits müssen schwere Verletzungen stationär behandelt werden, das heißt, es werden in Zeiten von Covid-19 dringend benötigte Betten für Unfälle belegt, die durch ein Verbot von pyrotechnischen Gegenständen vermieden hätten werden können." Ein Verbot würde wohl auch die Einsätze der Feuerwehr verringern, wodurch sich deren Ehrenamtliche keiner unnötigen Infektionsgefahr aussetzen müssten.

Einen ähnlichen Antrag hatte Huppertz bereits im vergangenen Jahr gestellt. Formalitäten führten allerdings dazu, dass er damals nicht behandelt werden konnte. Was aber letztlich auch egal war. Bekanntlich beschloss die Staatsregierung das Verbot bayernweit. Zweites Verbots-Argument der Stadträtin: "Natürlich gebietet auch die Klimakrise ein Umdenken im zukünftigen Verhalten von allen Menschen, auch hier in Grafing." Jeder abgeschossene Feuerwerkskörper koste Geld und produziere Smog, der auch noch Tage später in der Luft hänge. Huppertz verweist auf eine Rechnung des Hessener Naturschutzbunds. Dem zufolge herrscht um Silvester die höchste Feinstaubbelastung des Jahres. Durch die Feuerwerke würden circa 15 Prozent der jährlichen im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge freigesetzt, in Zahlen: 4000 Tonnen.

Konkret will die Linke-Stadträtin in der Sitzung über zwei Punkte abstimmen lassen: ein künftig jedes Jahr geltendes Böller-Verbot zwischen 21 Uhr am 31. Dezember und 6 Uhr am 1. Januar. Und die Konzepterstellung für eine städtische Silvesterparty ab dem Jahreswechsel 2022/23 - zum Beispiel mit einer Lichter-Show am Marktplatz.

Dass bayrische Städte - teilweise gänzlich, teilweise in bestimmten Gegenden - Silvesterfeuerwerke untersagen, kam auch schon vor der Pandemie vor. Die restriktiven Regelungen in den Innenstädten von München und Augsburg sind hierbei wohl die prominentesten Beispiele. In Günzburg gilt ein Verbot innerhalb der Stadtmauern. Kleinere Gemeinden wie zum Beispiel Monheim und Wemding in Schwaben untersagen das innerörtliche Böllern gänzlich.

Beginn der Sitzung am Dienstag, 9. November, ist um 19 Uhr in der Stadthalle.

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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