Vor der Wahl:Erstes Vorstellungsgespräch

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Auf dem Podium (von links): Fritz Lietsch (ÖDP), Markus Erhorn (Freie Wähler), Thomas Huber (CSU), Moderator Franz Bumeder, Doris Rauscher (SPD), Thomas von Sarnowski (Grüne) und Alexander Müller (FDP). (Foto: Christian Endt)

Bei einer Podiumsdiskussion in Alxing formulieren sieben Ebersberger Landtagskandidaten ihre Ziele. Spannend wird es vor allem, als es um eine mögliche Koalition geht

Von Barbara Mooser, Bruck

Am Ende, als sich nach fast zwei Stunden eine gewisse Ermattung im brütend heißen Saal bemerkbar macht, wird es doch noch einmal spannend. Wer von den Politikern am Podium sich denn nun vorstellen könne, gemeinsam mit der CSU in eine Regierung zu gehen, fragt eine Pienzenauerin. Die Antworten von Doris Rauscher (SPD) und Alexander Müller (FDP) sind zwar kein kategorisches Nein, aber nah dran. Die derzeitige Sprache und Haltung der führenden CSU-Vertreter würden einen solchen Schritt schon sehr schwierig machen, sagen beide. Ein klares Ja kommt von Markus Erhorn (Freie Wähler) - aber auch von Thomas von Sarnowski von den Grünen. Er gehe davon aus, dass die CSU nach der Wahl eine andere sein werde als die vor der Wahl, sagt er dazu.

Zum ersten Mal sind an diesem Abend sieben Landtagskandidaten aus dem Landkreis Ebersberg gemeinsam zu erleben, sechs davon auf dem Podium, einer - Robert Böhnlein von der Bayernpartei - im Saal des Alxinger Wirtshauses, der sonst wohl nur bei Familienfeiern so voll ist wie an diesem sommerlichen Freitagabend. "I hob gmoand, mia wern grod amoi zehn Hansln", sagt eine Besucherin staunend. Aber es ist schließlich auch eine besondere Wahl, die vor der Tür steht, erstmals könnten sechs Parteien im Landtag vertreten sein und - wie es momentan aussieht - wird die CSU mindestens einen, vielleicht sogar zwei Koalitionspartner brauchen.

Die Rollen auf dem Podium sind daher auch klar verteilt: Thomas Huber, der bereits seit fünf Jahren für die CSU im Landtag sitzt, nimmt sich viel Zeit, das Erreichte in den Vordergrund zu stellen: von der stabilen Wirtschaft und der niedrigen Arbeitslosigkeit bis hin zur gelungenen Integration von Asylbewerbern und neuen Vergünstigungen für Familien. Er hätte klar noch mehr zu sagen, doch die Stoppuhr piepst für ihn wie für alle anderen nach drei Minuten, Huber muss hastig zu Ende sprechen. Doris Rauscher, für die SPD ebenfalls bereits im Maximilianeum, relativiert: Trotz der positiven Entwicklung der Wirtschaft sei Bayern das Bundesland, wo die Schere zwischen Arm und Reich am weitesten auseinandergehe, kritisiert sie. Bessere Familienpolitik, mehr bezahlbaren Wohnraum, einen Ausbau des ÖPNV nennt sie als einige ihrer Kernziele.

Bessere Integration von Flüchtlingen und weniger Flächenversiegelung sind Themen, um die sich Thomas von Sarnowski von den Grünen gern kümmern würde. Markus Erhorn preist die Freien Wähler als "Anwalt der Kommunen" an und erheitert das Publikum mit der Ankündigung, die CSU "auf den rechten Weg" bringen zu wollen. Alexander Müller von der FDP hält ein Plädoyer für ein "weltoffenes Bayern im Herzen Europas". Auf dem Podium sitzt auch Fritz Lietsch, er ist zwar kein Direktkandidat, steht aber auf Platz elf der ÖDP-Liste und vertritt die erkrankte Rosi Reindl. Ihm sind viele der Ideen, die die anderen am Podium vertreten, erkennbar zu wenig visionär, immer wieder mahnt er zur grundlegenden Änderung des Systems, in der Wirtschaft ebenso wie bei der Mobilität. Und Robert Böhnlein von der Bayernpartei klagt über den Länderfinanzausgleich und den Verlust des bayerischen Brauchtums, auch ihn mahnt die Stoppuhr, da schiebt er noch schnell nach, dass die bäuerliche Landwirtschaft erhalten bleiben und die neue Düngeverordnung gekippt werden müsse.

Dann sind die Besucher mit ihren Fragen dran: Siedlungsdruck, Verkehr, Energiewende, Flughafenausbau - das sind einige der Themen, die die Leute im Alxinger Wirtshaussaal bewegen. Klar wird dann, dass die Politiker bei manchen Themen gar nicht so furchtbar weit auseinander liegen. Als etwa Huber den Breitbandausbau, die Dezentralisierung der Bildungslandschaft und Behördenverlagerungen als Strategien für die Stärkung des ländlichen Raums nennt, sagt Rauscher, diese Ansätze seien ja "durchaus nicht verkehrt", sehe man einmal von der Behördenverlagerung ab. Werbung für besseren öffentlichen Nahverkehr auf dem Land machen fast alle Kandidaten durch die Bank, auch bei der Forderung nach mehr Lärmschutz entlang des Bahnzulaufs zum Brenner hören sich die Statements von CSU, SPD und FDP sehr ähnlich an.

Oft gibt es im Saal höflichen Applaus, bisweilen aber auch unzufriedenes Raunen, etwa beim Bekenntnis von Alexander Müller für die dritte Startbahn am Flughafen oder seinen Ausführungen zum Thema Energiewende, die den Fragesteller erkennbar nicht befriedigen. Auch Thomas von Sarnowskis Kritik am geplanten Gewerbegebiet im Brucker Ortsteil Taglaching kommt zumindest bei einigen Besuchern gar nicht gut an. Am Ende aber gibt es für alle Diskussionsteilnehmer viel Applaus vom Publikum und ein kleines Geschenk von der Wählergemeinschaft Offene Politik in Bruck, die die Veranstaltung organisiert hat - bevor dann die Diskussionen in der kühlen Abendluft vor dem Wirtshaus weitergehen.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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