Vor dem Abriss gerettet:Haute Couture statt Hochprozentiges

Ein Designer will künftig das Gebäude der stillgelegten Brennerei am Landshamer Ortsrand nutzen

Eine Brennerei hat die Gemeinde ja schon verloren, und der Aufschrei war groß, als das markante Backsteingebäude in Landsham vor sechs Jahren abgerissen wurde. Die zweite Destillerie, oder wenigstens das Gebäude, in dem die Landshamer Brennereigenossenschaft einst Kartoffeln in Hochprozentiges verwandelte, soll nun erhalten bleiben. Alkohol wird auch hier schon lange keiner mehr hergestellt. In dem Bauwerk sollte vor ein paar Jahren eine Hausmeisterwohnung eingerichtet werden.

Eine Wohnbebauung auf dem Grundstück hatten die Plieninger Verantwortlichen immer vermeiden wollen. Das Haus sollte erhalten bleiben, auch wenn es weit weniger repräsentativ als das abgerissene Bauwerk in der Landshamer Ortsmitte ist. Und so war eine gewissen Erleichterung im Bauausschuss spürbar, als die mehrheitliche Entscheidung für eine Nutzungsänderung gefallen war und somit der Erhalt gesichert ist. Vor allem Frank Birk (Neues Forum) hatte sich für den Antrag stark gemacht, nach dem künftig Designerkleider an der Erdinger Straße entworfen und gefertigt werden sollen.

Die Kartoffelwaschanlage wird zur Kulisse für Modefotos

"Wir müssen froh sein, dass wir jemand gefunden haben, der das Gebäude erhalten will", sagte er. Im Erdgeschoß plant der Antragsteller, ein Designer, der nach Angaben aus dem Bauamt bereits ähnliche Büros in alten Lagerhallen in Berlin, München und Maastricht betreibt, die Einrichtung eines Ausstellungs- und Verkaufsraums für Großhändler. Oben befinden sich Büros, Lager und Fertigung, ganz oben, unter dem Dach, soll die Ideenschmiede sein und mit einer kleinen Loggia aufgepeppt werden, auch soll das Haus ein paar Fenster mehr bekommen. Geringfügig höher wird das Gebäude durch eine Aufdachwärmedämmung werden. Alles in allem 20 Beschäftigte sollen hier aus und ein gehen - für Markus Uffinger (Alternative für Pliening) allerdings fast schon zu viele. "Das Problem sind weniger die Beschäftigten, sondern die, die da hin kommen", argumentierte er. "Wenn die da raus und rein fahren, sehe ich das schon kritisch."

Die alte Brennerei liegt im Außenbereich, es existiert allerdings bereits eine gültige Außenbereichssatzung, welche unter anderem die Errichtung von kleineren Handwerks- und Gewerbebetrieben erlaubt, zumal die Erschließung gesichert ist. Der Designer, so Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow sei "Feuer und Flamme" für das Gebäude. Besonders begeistert habe er sich darüber, dass die alte Kartoffelwaschanlage noch im Haus ist - die will er als Hintergrund für seine Modefotos benutzen. Gegen das Votum von Markus Uffinger erteilte der Ausschuss sein Einvernehmen zum Antrag.

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