Von Mittwoch an:Festival der Bühnen

Schauspieler Udo Samel bei Heinz-Erhardt-Lesung in Wasserburg

Tradition zu Beginn: Schauspieler Udo Samel eröffnet die "Wasserburger Theatertage" stets mit einer Lesung, 2017 war Heinz Erhardt dran.

(Foto: Christian Flamm/oh)

Die "Wasserburger Theatertage" bieten heuer zehn spannende Inszenierungen, am Ende werden zwei Preise vergeben

Von Johanna Feckl

Uwe Bertram kennt sie alle. Ob die eher klassischen, die zum Lachen, die gesellschaftskritischen oder diejenigen, die Genres und Gewohnheiten ganz neu miteinander mixen. Die Rede ist von den zehn Aufführungen der zehn Schauspielhäuser in Bayern, die in diesem Jahr zu Gast sein werden auf der Bühne des Theaters in Wasserburg: Die "Wasserburger Theatertage" stehen in den Startlöchern. Und Uwe Bertram, seit 2003 der künstlerische Leiter des Hauses am Inn, hat jede der eingeladenen Inszenierungen schon gesehen - und kann nur so viel sagen: "Es ist alles super!"

Dass der 56-jährige Bertram sich so pauschal und voller Begeisterung äußert, liegt freilich auf der Hand: Zum einen ist er Mitglied im Ausschuss, der über die Programmauswahl entschieden hat. 35 freie und private Bühnen in ganz Bayern haben sich in diesem Jahr beworben, um bei den Theatertagen aufzutreten. Zehn davon kommen nun mit ihren Inszenierungen im Gepäck nach Wasserburg, ausgewählt von Bertram und seinem Team im eigenen Theaterhaus. Zum anderen sitzt der 56-Jährige auch in der Jury, die am Ende des Festivals in den Kategorien "Beste Inszenierung" und "Beste darstellerische Leistung" je einen Preis vergibt. "Unter diesen Umständen kann ich natürlich kein Highlight nennen", erklärt er und lacht. "Da muss ich mich ganz in meine Gastgeberrolle zurückziehen."

So etwas wie einen heimlichen Favoriten hat er dann aber doch, wie er zugibt: Den Abend am Mittwoch, 29. Mai, mit Udo Samel. Bereits zum 15. Mal und damit seit Bestehen der Theatertage eröffnet der Schauspieler das Festival mit einer Lesung. "Es ist richtig geil, dass er immer wieder zu uns kommt", sagt Bertram. "Er hat viele Fans in Wasserburg!" Solch schwelgende Worte kann Bertram so leichtfertig sprechen, weil der obligatorische Eröffnungsabend mit Udo Samel außer Konkurrenz läuft, genau wie der Abschlussabend der Theatertage, an dem in jedem Jahr eine Inszenierung des Wasserburger Hauses selbst zu sehen ist. Dieses Mal ist es Georg Büchners "Leonce und Lena" unter der Regie von - Uwe Bertram.

Aber noch einmal zurück zu dem "richtig geil": "Der Udo kommt einfach immer mit einer hübschen Idee um die Ecke", sagt Bertram. In diesem Jahr begleitet den Schauspieler - zuletzt unter anderem in der zweiten Staffel der preisgekrönten Fernsehproduktion "Babylon Berlin" zu sehen" - der Klarinettist Jure Robek. Als Lektüre hat sich Samel für "Die Atempause" von Primo Levi entschieden. Der italienische Schriftsteller, gestorben 1987, wurde vor allem bekannt durch sein 1947 veröffentlichtes Werk "Ist das ein Mensch?", ein autobiografischer Bericht über seine Erfahrungen als Gefangener im Konzentrationslager in Auschwitz - Levi war Jude. 16 Jahre später, 1963, erschien in "Die Atempause" der zweite Teil.

Das erste Theaterschauspiel gibt es dann einen Tag später, am Donnerstag, 30. Mai, zu sehen. Das Metrolpoltheater München zeigt mit "Atmen" in rasantem Tempo voller Humor und warmherziger Ironie den Konflikt eines Großstadtpärchens: Ist es angesichts der Klimakrise eigentlich noch in Ordnung, ein Kind zu bekommen, wenn das doch einen größeren ökologischen Fußabdruck hinterlässt als sieben Jahre lang jeden Tag nach New York und zurück zu fliegen?

Stücke, die von einem Schauspielduo getragen werden, wird das Wasserburger Publikum in diesem Jahr noch öfter zu sehen bekommen. So zum Beispiel bei "Am Ende beginnt" vom Theater ... und so fort aus München am 31. Mai: Hier wartet ein Geschwisterpaar auf den Tod des kranken Vaters - was tragisch und komisch zugleich ist. Am 4. Juni erzählt das Spiel-Werk Ansbach in "Schwarzweiß", eine Performance nach Charlie Chaplin, von der zufälligen Begegnung eines Clowns und einer Tänzerin, die beide vor den Scherben ihrer Existenz stehen. Und auch am Tag darauf, am 5. Juni, werden bei "Indien" vom Cabaret des Grauens aus Burghausen nur zwei Protagonisten auf der Bühne stehen: Der eine durch und durch phlegmatisch, der andere ein kleinbürgerlicher Besserwisser - unterschiedlicher könnten die zwei Männer kaum sein. Zu dumm, dass sie zusammen eine Dienstreise durch die Provinz antreten müssen, um Schnitzel zu verkosten und Brandschutztüren zu begutachten.

Am 1. Juni und am 3. Juni darf sich das Publikum auf zwei Klassiker in modernem Gewand freuen: Eine Co-Produktion von Sprech&Schwefel und dem Theater Plan B Straubing zeigt ein Lehrstück über Schuld, Rache und Versuchung, eine Inszenierung von Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Und die Erste Internationale Commedia Kompanie aus Burghausen verwandelt das Schottland aus dem blutigen Schauspiel "Macbeth" von Shakespeare in ein fiktives Bayern nach der Apokalypse eines Bürgerkriegs.

Um eine Liebesbeziehung dreht sich das Stück "Wir kommen" - aufgeführt vom Zentraltheater München am 2. Juni - und zwar um eine recht progressive: eine Viererkonstellation. Aber die Liebe droht auseinanderzubrechen und so begeben sich die zwei Frauen und zwei Männer auf die Suche nach etwas, das sie wieder zusammenschweißt - ein Mord vielleicht? Liebe ist auch das Thema bei "Die Geschichte von den Pandabären" vom Theater Neue Bühne Bruck am 6. Juni: Ein Mann wacht neben einer Unbekannten auf - und nur sie scheint zu wissen, was passiert ist. Am 7. Juni dann geht es in der Aufführung vom Sensemble Augsburg um einen geplanten Terroranschlag: "Heilig Abend" von einem der Goldjungen der Belletristik, Daniel Kehlmann, ist eines der am meisten bejubelten Stücke der jüngeren Vergangenheit.

Am vorletzten Abend, am 8. Juni, darf sich das Publikum auf Improvisationskunst freuen: LaTriviata ist Deutschlands erstes und bislang einziges Ensemble für improvisierte Opern, sie entstehen und existieren im gleichen Moment, direkt vor dem Publikum.

Die Wasserburger Theatertage finden vom 29. Mai bis 9. Juni statt - mit einem speziellen Angebot: Wer vier Vorstellungen besucht, bekommt den Eintritt zur fünften geschenkt. Karten sowie das ganze Programm unter www.theaterwasserburg.de

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