Von 15. Dezember an:Komfort mit Verspätung

Zulassungsprobleme für neue Züge gefährden Verbesserungen im Verkehr von München nach Rosenheim. Die Bayerische Oberlandbahn muss möglicherweise Triebwagen aus Österreich leihen

Von Georg Reinthaler

Von 15. Dezember an: Um den Zugverkehr von München nach Rosenheim von 15. Dezember an gewährleisten zu können, wird die Bayerische Oberlandbahn (BOB) auf Leihzüge der Österreichischen Bundesbahn ausweichen müssen. Die eigenen, bei Hersteller Stadler bestellten Züge, sind noch nicht zugelassen. Foto: Peter Hinz-Rosin

Um den Zugverkehr von München nach Rosenheim von 15. Dezember an gewährleisten zu können, wird die Bayerische Oberlandbahn (BOB) auf Leihzüge der Österreichischen Bundesbahn ausweichen müssen. Die eigenen, bei Hersteller Stadler bestellten Züge, sind noch nicht zugelassen. Foto: Peter Hinz-Rosin

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Auf die Zugpendler aus dem südlichen Landkreis Ebersberg kommen von Dezember an spürbare Veränderungen zu - ob sie positiv sind, ist derzeit offen. Von 15. Dezember an übernimmt die Bayerische Oberlandbahn (BOB), eine Tochter der Veolia Verkehr aus Berlin, den Betrieb der Strecke zwischen München und Rosenheim. Sie versprach fabrikneue hochmoderne Züge, eine dichtere Taktung sowie ein umfangreiches Serviceangebot. Ob diese Versprechen jedoch tatsächlich erfüllt werden können, erscheint fraglich. Verzögerungen bei der Zulassung des neuen Zugtyps ziehen sich bereits seit mehreren Monaten hin und gefährden den Zeitplan. Seitens der beteiligten Unternehmen und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die den gesamten Regionalverkehr im Freistaat organisiert, setzt man auf Beschwichtigung. Die Botschaft: Zum Fahrplanwechsel im Winter könnten alle Verbindungen bedient werden und man habe schon Notfallpläne in der Hinterhand.

Mit dem "Flirt" sollen nicht nur die treuen Pendler dauerhaft gehalten, sondern auch zusätzliche Kunden hinzugewonnen werden. Die Abkürzung steht für "flinker, leichter, innovativer Regionaltriebzug" und ist das Baukonzept des Herstellers Stadler Rail aus Berlin. Besondere Merkmale sind eine behindertengerechte Ausstattung, eine optisch ansprechende moderne Gestaltung sowie die "praktische Funktionalität im täglichen Fahrbetrieb". Mehr als 30 dieser Personenzüge besitzt die BOB, die die Ausschreibung der BEG für das finanziell lukrative Streckennetz München-Rosenheim-Salzburg gewonnen hat. Die Verträge laufen bis einschließlich Dezember 2025. Weiterhin gültig bleiben in den BOB-Zügen die MVV-Fahrscheine oder beispielsweise das Bayernticket. Unter dem neuen Markennamen "Meridian" soll künftig die Taktung von und nach München deutlich erhöht werden, so dass an den Bahnhöfen in Grafing und Aßling mindestens einmal pro Stunde ein Zug halten soll.

Doch ob im Dezember, wie vertraglich festgeschrieben, bereits ein neuer Flirt-Triebwagen unterwegs ist, lässt sich aktuell nicht sicher sagen. Seit Monaten läuft ein hochkomplexes Zulassungsverfahren durch Gutachter des Eisenbahnbundesamtes. Überprüft werden müssen vor der Inbetriebnahme unter anderem sämtliche technischen Einrichtungen und die Sicherheit der Fahrzeuge. "Dieser Prozess wird aufgrund gesetzlicher Regelungen vom Hersteller durchgeführt", erklärt der Ende September aus dem Amt scheidende BOB-Geschäftsführer Axel Sondermann. Man befinde sich derzeit in ständigem Kontakt mit dem Hersteller Stadler Rail und gehe davon aus, dass das Unternehmen die dann offiziell aufsichtsrechtlich zugelassenen Züge pünktlich zum Winter zur Verfügung stellen könne. Seitens der Veolia Verkehr verzichtet man mit Verweis auf die bayerische Tochterfirma auf eine eigene Stellungnahme.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft arbeitet inzwischen an einem Konzept, mit dem sie sicherstellen will, dass am 15. Dezember auch wirklich alles funktioniert. "Veolia Verkehr hat uns erst kürzlich versichert, dass man weiterhin von einer Betriebsaufnahme mit den Neufahrzeugen ausgehe", betonte zwar jüngst Wolfgang Oeser von der BEG. Dennoch beobachte man die Lage sehr genau und habe Veolia bereits im Januar 2013 aufgefordert, für den Fall, dass die Zulassung der Flirt-Züge nicht rechtzeitig erfolge, ein Ersatzkonzept zu erarbeiten. Laut Axel Sondermann ist diese Aufgabe zwischenzeitlich erfüllt worden. Wie zu hören war, wurde am Dienstag dennoch der Vorsitzende der Veolia, Stéphane Rambaud-Measson, nach München zum Rapport einbestellt.

Fachleute rechnen mit zwei möglichen Szenarien: Entweder die Deutsche Bahn als ehemalige Betreiberin stellt übergangsweise ihre Züge zur Verfügung, die bislang auf der Strecke verkehren. Oder aber die BOB leiht sich so lange Schienenfahrzeuge von der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), bis die eigenen Züge eingesetzt werden dürfen. Mit der Bahn gibt es seit Mitte August einen Vertrag: Zwei Zuggarnituren samt Personal sollen demnach ausgeliehen werden. Auch die ÖBB soll Bereitschaft signalisiert haben.

Fakt ist hingegen, dass sich der Bau eines zum Meridian-Projekt gehörenden neuen Werkstattgebäudes in München-Giesing wegen Anwohnerprotesten bis mindestens 2015 verzögert. "Hier hat man uns ein Alternativkonzept mit einem Wartungs- und Instandhaltungsstandort unter anderem in Freilassing vorgelegt", berichtet Wolfgang Oeser. Deshalb sei davon auszugehen, dass sich dieses Problem wohl nicht gravierend auf die Betriebsübernahme auswirken werde.

Vom bundesweiten Fahrplanwechsel am 15. Dezember an wird man in Grafing und Aßling definitiv eine BOB-Dienstleistung in Anspruch nehmen. Die mit einiger Spannung erwartete neue Farbe und vor allem die Technik der in die beiden Bahnhöfe einfahrenden Züge könnten sich hingegen verspäten.

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