Volksmusik in Anzing:Franz Pabst und seine Schmoiznudeln feiern Siebziger

Boarische Almmusi

18 Gruppen kommen zu Franz Pabsts Geburtstag nach Anzing, darunter die "Boarische Almmusi".

(Foto: Veranstalter)

Der Grafinger lädt nach Anzing zu einem hochkarätig besetzten Fest der Volksmusik. Vorab spricht er über den komplizierten Zustand der Szene und sein persönliches Lockmittel für Musiker.

Interview von Korbinian Eisenberger

Erst einmal die Fenster aufreißen und lüften. Franz Pabst legt den Hörer nochmal für ein paar Sekunden weg, weil der Dampf seiner selbst gebackenen Schmalznudeln sehr intensiv ist, wie er erklärt. Die "Schmoizln", wie der Grafinger sagt, sind für seine zweitägige Geburtstagsfeier zum 70., die am Sonntagfrüh beginnt und am Montagabend endet: ein Fest der Volksmusik im Anzinger Forsthof, bei dem insgesamt 18 Gruppen auftreten.

Herr Pabst, wie viele Schmalznudeln haben Sie denn heute gebacken?

Es derfadn gut 70 sein, sie sind vor allem für die Musikanten. Einige behaupten, sie kommen allein deswegen (lacht).

Sie sind seit 20 Jahren DER Ansprechpartner, wenn es in der Region um Volksmusik geht. Wenn Sie ansagen, sagt man nicht ab. Woran könnte das liegen?

Die Musikanten sagen immer: weils bei dir oiwei so griabig is. Bei mir sitzen sie nämlich nie auf einer Bühne, sondern mitten unter den Leuten. Da ist der direkte Kontakt zum Publikum da, da komma bissl ratschn, das ist den Musikern wichtig.

Sie sagten, Sie hätten nur wenig Zeit für dieses Gespräch. Ist die Vorbereitung für das Fest recht stressig?

Es steht einfach noch viel an vorher, das Backen der Schmoizln und der Lebkuchen, und zwei Beerdigungen in Zorneding und Pöring, zu denen ich auf jeden Fall noch hingehen will. Ich kenne ja in Zorneding so gut wie jeden, und will die Menschen auch auf ihrem letzten Weg begleiten. Es kann sich ja neamd aussuchen, wann er stirbt.

Volksmusik in Anzing: Franz Pabst aus Grafing feiert 70. Geburtstag.

Franz Pabst aus Grafing feiert 70. Geburtstag.

(Foto: Christian Endt)

Sie spielen aber nicht Musik oder?

Nein, ich bin einfach so wie jeder andere zum Kondolieren da. Ich war in Zorneding 36 Jahre lang der Postbote, und wahrscheinlich für viele mehr als das. Mir war wichtig, dass ich auch so für die Leute da bin, dass sie mir was erzählen können, wenn ihnen danach ist.

In der Endphase als Postler wurden Sie zum gefragtesten Mann im Landkreis Ebersberg für traditionelle Volksmusikabende. Etwa im Advent oder für private Feste. Wie kam es dazu?

Vor 20 Jahren, zu meinem 50er, hatte ich mir vorgenommen, endlich mal eine ordentliche Feier zu organisieren. Obwohl ich fast ein Jahr vorher damit begann, war das aber gar nicht so einfach. Am Ende hat mir dann die Doris Schwarzenbeck aus Kirchseeon, geborene Fuchs, den entscheidenden Hinweis gegeben. Kurz vorher hat mir der Sepp Spiel - so schreibt er sich - zugesagt, mit seiner steirischen Ziach. Er hat dann mit der Messerer Irmi aus Prien an der Harfe und dem Augenstein Martin aus Grafing an der Tuba einen aufg'spuit, dass es eine Freude war.

Ganz schön viele Namen. Wie können Sie sich die alle merken?

Das sind unheimlich gute Musiker. Und die Feier führte dazu, dass mich die Leute darum baten, so etwas zu wiederholen. So fing alles an.

In 20 Jahren haben Sie eine dreistellige Zahl an Volksmusikveranstaltungen organisiert. Dennoch hört man von Ihnen oft kritische Töne über die Szene...

Die klassische Volksmusik kommt den jungen Leuten total abhanden. Von Tanzlmusi, Blasmusi und Saitenmusi haben nur noch ganz wenige eine Ahnung. Labrassbanda aus dem Chiemgau oder die Reiberbuam aus Tölz, das sind alles nette junge Leute und gute Musiker. Aber in die Richtung, in die das geht, das gefällt mir überhaupt nicht. Mit Volksmusik hat das keine große Verwandtschaft mehr.

Grade im Landkreis Ebersberg gibt es durchaus junge Volksmusiker, die "Stoabuckl Musi" aus Moosach zum Beispiel...

Stimmt, das sind junge Männer, die bärige Musi spielen. Sehr stimmungsvoll und vor allem traditionell. Sie sind aber ganz klar die Ausnahme.

Bei Ihnen läuft gerade Musik im Radio. Was hören Sie?

Seit Bayern 1 keine Volksmusik mehr bringt, hör ich oft BR Heimat. Jetzt grad, zwischen Zwei und Drei, bringen sie da aber immer den "Tradimix" - da sind viele Sachen dabei, die meinem Geschmack weniger entsprechen.

Auf Ihrer Geburtstagsfeier dürfte es dieses Problem eher nicht geben, oder?

Nein, da sind wirklich die Besten vom Besten da. Stand Mittwochnachmittag haben sich 115 Gäste angemeldet, denen geht es wie uns Musikern vor allem um eines: Das wir unsere Musi und unseren Gesang pflegen. Und die Schmoizln verspeisen.

Volksmusik im Anzinger Forsthof: am Sonntag, 8. Dezember, von 11 Uhr an, mit Sepp Spiel und seiner Musi, Harfenduo Steiner, Geschwister Stuhlmüller, Weinberg Zithermusi, Siegi Götze, Afelder Dreigsang, Almmusi, Ziachduo Geisreiter-Wühr, Hirschwinkler Bauernmusi, Manfred Wörnle. Am Montag, 9. Dezember, 18 Uhr, Boarischer Harfendreiklang, De Vadrahdn, Kiramer Hausmusi, Kirchseeoner Zithermusi, Reithofer Zwoagsang, Trio Rosenmüller, Stoaberg Ziachduo, Traudi und Peter Vordermaier und Fedi Betz. Über Anmeldungen unter (08092) 4454 freut sich Franz Pabst.

Zur SZ-Startseite
Stoabuckl Musi aus Baumhau bei Moosach, Landkreis Ebersberg

Volksmusik
:Die Tuba-Boarischen

Kann man heute mit traditioneller Volksmusik überhaupt noch Menschen erreichen? Sechs Musikanten aus Moosach sind mit ihrer "Stoabuckl Musi" auf einem guten Weg.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: