Süddeutsche Zeitung

Volksfest Ebersberg:Ein Tag für die Kleinsten und Erfahrensten

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Auf dem Ebersberger Volksfest stehen am Dienstag die Jüngsten und die Ältesten im Mittelpunkt. So lief das Zusammenspiel der Generationen.

Von Hoda Shoeir, Ebersberg

Vanille- und Karamellduft markieren den Ort. Folgt man dem Geruch kandierter Nüsse, ist man schon am Tor angekommen. "Grias God", steht dort auf einem Schild - und man sieht, die Kinder grüßen zurück: Vor dem Schild wird gewunken, während die Mutter den Moment in einem Bild festhält. Die Tochter und ihr kleiner Bruder verschwenden auch keine weitere Zeit mehr, Hand in Hand, so wie es Mutter empfiehlt, rennen sie auch schon auf den größten Krachmacher des Fests los: den Autoscooter "Bayern Crash".

Aber an diesem Dienstag treffen nicht nur Autos, sondern auch Generationen aufeinander. Es ist nämlich Senioren- und Kindertag zugleich. Das erklärt die vielen Kinderwägen, die von den Großeltern über den Kieselsteinweg geschoben werden. "1400 Senioren wurden eingeladen, rund 1000 sind da", berichtet fröhlich der Dritte Bürgermeister von Ebersberg, Josef Riedl, in festlichen Lederhosen, während er den eingeladenen Gästen beim Eintritt ein Lebkuchenherz in die Hand gibt. Senioren ab 75 Jahren können den Saal betreten und bekommen eine Mahlzeit serviert.

Und hier trennen sich dann auch die Generationen: Die Großeltern lassen sich ein warmes Hendl schmecken, die Kinder verabschieden sich kurzzeitig, denn sie möchten alle Fahrten lieber mit leerem Magen antreten. Dafür ist der Tag schließlich gedacht. "Die Senioren kommen nie allein, immer sind Kinder und Enkelkinder mit dabei. Und hier gibt es was für jeden, da ist jede Generation zufrieden", erzählt Riedl, der auch Vorsitzender des Volksfestvereins ist.

Er ist den ganzen Tag über da, das stört ihn auch überhaupt nicht. Und wieso kommt er so gerne hierher? "Da muss man sich nur umschauen und auf die Gesichter der Leute achten", sagt er und zeigt auf die gemeinsam essenden Familien in der Festhalle. Im Freigelände wird eine Tradition bewahrt, die es seit seiner Kindheit gab. Auch damals durften die Kinder mit Hilfe eines Stützseils den Kletterbaum erklimmen. Was jedoch fehlte, waren die heiß begehrten Autoscooter.

Hinein in den Autoscooter

In die Richtung rennen auch die Kinder, wenn sie die Eltern und Großeltern in Ruhe lassen. Gegeneinandergeprallt, geschubst und gejubelt wird in den Autoscootern des "Bayern Crash". In einem Wagen ist ein Mädchen am Steuer, daneben sitzt der Vater und gibt anfeuernd Anweisungen weiter, welcher Autoscooter als nächstes angefahren werden soll. Lieber jetzt als später mit dem eigenen Auto, so könnte man den Enthusiasmus vielleicht auch begründen.

Die Freundinnen Magdalena und Marina sind von der letzten Runde anscheinend nicht ins Schwindeln gekommen, denn die beiden Zwölfjährigen möchten sofort auf das Kettenkarussell. "Es ist mein zweites Mal und ihr erstes Mal", sagt Magdalena. Sie nutzt in diesem Jahr die Gelegenheit aus, dass ihre Mutter beim Kuchenbuffet arbeitet und öfter hierherkommt. Viel Zeit verschwenden die beiden auch nicht und verschwinden sofort. Fünf Minuten später sieht man vier Beine unter rosaroten Dirndlröckchen aus zwei der Karussellsitze baumeln.

Die Kinder von Sonja Zettler mögen es hingegen lieber etwas bodenständiger, sie fühlen sich in einem Sitzkarussell wohler. "Es ist das erste Mal, dass wir hier sind. Als wir erfuhren, dass es Kindertag ist, hab ich sie mitgenommen", sagt sie und winkt ihrer Tochter und ihrem Sohn im kleinen metallenen Schlitten zu. Sie kann sich schon vorstellen, dass die Kinder alles ausprobieren werden, deshalb hat sie für den anstrengenden bevorstehenden Tag auch die beste Lösung: "Ich komme noch mal mit der Oma; und wir haben einen entspannten Tag, so gleichen wir das aus."

Entspannt sieht es hingegen eher nicht für einen Vater aus, der wahrscheinlich die gleiche Idee hatte. Der Gesichtsausdruck wird sorgenvoll, als er hinaufschaut und die immer dunkler werdenden Wolken betrachtet. Mit dem Baby in einer Hand, dem Kinderwagen in der anderen und den beiden Kindern hinterherrufend: "Nicht so schnell!", würde ein plötzlicher Regen die Situation um einiges erschweren.

Die Kinder möchten noch an dem Zehn-Stationen-Wettkampf teilnehmen und einen Preis mit nach Hause bringen. Die Tochter schwingt sich schon auf den Kletterbaum und haut mit kräftigem Schlag einen blauen Paddelballschläger von der Preiskrone des Baums herunter. So manche Rentner beobachten den Trubel entspannt, sie haben dieses Chaos schon hinter sich. Da bleibt dann auch Zeit für eine Zigarette und ein bisschen Geplauder mit dem Volksfest-Bürgermeister.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2019
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