Vogelzählung:Unter die einheimischen Vögel mischen sich immer mehr Europäer

Vogelzählung in NRW

Die Amsel ist der Star im Landkreis, das ergab nun die jüngste Zählung. In 95 Prozent aller heimischen Gärten begegnet man den schwarzen Vögeln.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

473 Ebersberger haben bei der Stunde der Gartenvögel mitgezählt und in diesem Jahr weniger Finken, dafür mehr Amseln notiert. Klar ist zudem: In der Luft geht es zunehmend multikulturell zu.

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Chiemsee, Zugspitze, München, es gibt viele Gründe, eine Reise gen Oberbayern auf sich zu nehmen. Dass es aber jemanden, der in den warmen Süden möchte, ins Ebersberger Land verschlägt ist ungewöhnlich. Doch für einige Vögel ist Bayern genau das. Wer in Skandinavien oder Sibirien haust, für den kann der Ebersberger Klostersee schon wie La Gomera daherkommen. Doch in diesem Winter bleibt der Tourismus aus, zumindest der der Zugvögel aus dem Norden. Das zeigte die jährliche Mitmach-Erhebung des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) und dem NABU.

Von 6. bis 8. Januar waren alle Interessierten dazu aufgerufen, eine beliebige Stunde des Tages alle Vögel zu zählen, die sich im eigenen Garten niederließen. Dem LBV konnten die Teilnehmer dann berichten, wie viele Amseln, Elstern, Blau- oder Kohlmeisen sie beobachtet hatten. Bayernweit machten über 27 000 Teilnehmer mit und zählten insgesamt über 640 000 Vögel. Aus dem Landkreis Ebersberg beteiligten sich 473 Personen.

Der am häufigsten gesehene Vogel in den Gärten des Kreises war die Amsel. 1603 Exemplare wurden gesichtet, in 95 Prozent aller Gärten tauchte sie auf. Auf Platz zwei und drei landeten Feldsperling und Haussperling. Letzterer ist besser bekannt unter seinem Kosenamen Spatz. Im Durchschnitt beobachteten die Ebersberger in einer Stunde 30 Vögel in ihren Gärten. Damit lagen sie genau im oberbayerischen Durchschnitt, allerdings etwas unter dem des gesamten Freistaats (33). Die meisten Vögel, im Schnitt 43, wurden in niederbayerischen Gärten gezählt. Die wenigsten in der Stadt München, nur 20 waren es dort. München ist damit sogar die vogelärmste Stadt in ganz Deutschland.

Insgesamt ging die Zahl der gezählten Vögel um 20 Prozent zurück

Insgesamt ging die Zahl der beobachteten Vögel im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent zurück. Zwei Gründe gibt es laut Markus Erlwein vom LBV dafür. "Unter unsere bayerischen Vögel mischen sich im Winter auch nordeuropäische", so Erlwein. Dieses Jahr seien allerdings viel weniger Vögel in den Süden, also nach Mitteleuropa, gezogen. Das liege an den milden Temperaturen: die Vögel ziehen nur los, wenn es wirklich zu kalt ist. Und wenn sie kein Futter mehr finden.

Geht es aber auch ohne die Wanderung, bleiben sie zu Hause, sparen Energie. "Hinzu kommt", so Erlwein, "dass auch die Höhlenbrüter, die Vögel, die ihre Jungen in Nistkästen und Baumhöhlen aufziehen, ein schlechtes Brutjahr hatten." Durch die nasse Witterung seien nur wenige Insekten herumgeflogen, die Hauptnahrung dieser Vögel. Dass in Ebersberg die Amsel am häufigsten gesichtet wurde, sei etwas Besonderes sagt Erlwein. Das lasse sich aber ebenfalls durch das Wetter erklären. "Viele bayerische Amseln ziehen sonst weg", so Erlwein, "dieses Jahr aber wohl nicht. Es gab allgemein wenig Wanderlust."

Ein Problem gebe es aber mit dem Grünfink, dessen Zahlen ebenfalls abgenommen haben. Er sei durch Parasiten besonders gefährdet, so Erlwein. Diese fange er sich oft an Futterstellen und Tränken ein. Deswegen äußert Erlwein einen Appell an alle Vogel-Fans: das Futterhäuschen sollte ein Mal täglich durchgefegt werden. Alte Futtersilos sollten gegen solche ausgetauscht werden, wo der Vogel am Rand sitzt und nicht mitten im Essen. So könnte die Übertragung verhindert werden. Und so ein frisch geputztes Vogelhaus ist ja auch für die Gäste aus dem hohen Norden nach ihrer langen Reise ein schöner Empfang.

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