Süddeutsche Zeitung

Vogelzählung:Die Stunde des Feldsperlings

Bei der Wintererhebung im Landkreis Ebersberg wurden bisher 9852 Vögel gemeldet. Es gibt einen knappen Gewinner

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Zweimal im Jahr ruft der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern dazu auf, die Augen im Garten ganz besonders weit auf zu machen: Dann nämlich, wenn Vögel gezählt werden sollen. So, wie am ersten Wochenende des noch jungen Jahres. Vom 4. bis zum 6. Januar zählten bei Bayerns größter Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel" bislang 387 Menschen aus 21 Gemeinden im Landkreis Ebersberg insgesamt 9852 Vögel. So lautet das vorläufige Ergebnis all der Daten, die der LBV bis Mittwochmittag eingepflegt hat. Am Dienstag endete die Frist, bis zu der Teilnehmer ihre Zählresultate melden konnten.

Das interessante an der Winterzählung sei, dass man keine Zugvögel sichte, wie der Vorsitzende des Ebersberger LBV-Kreisverbandes Richard Straub erklärt. Bei der zweiten jährlichen Zählung, der "Stunde der Gartenvögel" im späten Frühjahr (2019 von 10. bis 12. Mai) sei das natürlich anders.

Bei der aktuellen Aktion haben die Teilnehmer im Landkreis Ebersberg bislang 56 verschiedene Vogelarten gesichtet, acht davon sogar nur einmal. Auf den ersten drei Rängen hingegen: Der Feldsperling, der 1488 Mal gezählt wurde, dicht gefolgt vom Erlenzeisig mit 1349 Sichtungen, Rang drei belegt die Amsel, die immerhin 982 Mal gesehen wurde.

Vaterstetten ist den vorläufigen Ergebnissen am Mittwoch zufolge die Gemeinde im Kreis mit der größten Vogelbegeisterung: 55 Menschen haben sich dort an der Aktion beteiligt und 1153 Vögel gezählt. In Ebersberg waren es 43 Teilnehmer bei 916 Vögeln, und in Kirchseeon 32 Zähler und 882 Tiere - nur einen Zähler weniger hatte übrigens Forstinning. Das alles lässt sich online einsehen. "Ein bisschen ist es ja schon auch wie ein kleiner Wettbewerb zwischen den Gemeinden", sagt Straub und lacht.

Vordergründig gehe es bei der Kampagne aber nicht darum, wie viele Vögel tatsächlich gezählt werden. Das sei auch nicht möglich, denn manche Tiere würden doppelt gezählt, andere hingegen gar nicht. Das ausschlaggebende seien Tendenzen: Nimmt die Summe der gezählten Amseln über den Zeitraum der vergangenen zehn Jahre stetig ab? "So etwas sagt uns dann, wo Bedarf ist, also wo wir vielleicht unterstützend eingreifen sollen", sagt Straub.

Da gibt es zum Beispiel Vögel, die sehr starke Beißer sind. Wie der sogenannte Kernbeißer etwa, der sogar einen Kirschkern knacken kann, wie Straub sagt. Und dann seien da die anderen Vögel, die nur weiche Körner fressen. "Die Natur hat ohnehin schon sehr wenig Angebot für diese Vögel, das ist ein Problem", erklärt Straub. Hinzu kommt: "Vor allem die modernen Gärten, die sind zusätzlich naturfeindlich." Naturfeindlich?

Straub verweist auf das typische Neubaugebiet: Gärten mit Metallzäunen, die entgegen gesetzlicher Vorgaben bis zum Boden hinunter gezogen sind. "Da kommt kein Igel mehr durch!" Oder der perfekt getrimmte Rasen, auf dem kein Gänseblümchen mehr wachsen darf. Oder der bei vielen so beliebte Bambus. "Der ist eine wichtige Futterquelle, keine Frage", betont Straub. "Aber halt für Pandas." Heimische Vögel hingegen kämen mit einem solchen Futterangebot nicht zurecht.

Die gesammelten Daten sind unter www.stunde-der-wintervoegel.de zu finden. Die Ergebnisse lassen sich für ganz Bayern einsehen, oder aber für den Landkreis oder einzelne Gemeinden.

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Quelle:
SZ vom 17.01.2019
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