Vielfalt-Festival in Ebersberg:Lebendige Bücherei

Vielfalt-Festival in Ebersberg: Leonhard Martz und Melanie Eglseder wollen im Rahmen des Ebersberger Vielfalt-Festivals Menschen miteinander ins Gespräch bringen.

Leonhard Martz und Melanie Eglseder wollen im Rahmen des Ebersberger Vielfalt-Festivals Menschen miteinander ins Gespräch bringen.

(Foto: Christian Endt)

Das Vielfalt-Festival des Ebersberger Kreisjugendrings soll es ermöglichen, Menschen mit einer besonderen Geschichte kennenzulernen

Von Marie Schmidt, Ebersberg

Dieses Jahr dürfen sich die Ebersberger endlich wieder über ein buntes Projekt freuen: Gemeinsam mit der Stadt Ebersberg und dem Katholischen Bildungswerk hat der Ebersberger Kreisjugendring erneut ein Vielfalt-Festival auf die Beine gestellt, das 2020 Corona-bedingt ausfallen musste. "Festival" könne man es dieses Jahr aber nicht wirklich nennen, sagt Melanie Eglseder, Integrationsbeauftragte der Stadt Ebersberg, denn die Veranstaltung dreht sich komplett um ein Thema: Diversität. Es soll ein Event mit Stil werden, eine "Dialogveranstaltung mit Tiefgang", wie es Leonhard Martz beschreibt. Er ist Referent für offene und verbandliche Jugendarbeit und arbeitet seit einem Jahr beim Kreisjugendring.

Das Kernelement stellt bei der diesjährigen Veranstaltung ein Programm dar, welches sich die "living library", zu Deutsch "lebendige Bibliothek" nennt. Hierzu werden "lebende" Bücher, also Menschen mit einer besonderen Geschichte, eingeladen, welche dann zu verschiedenen Zeiten mit den Besuchern reden können. Dafür liegen Steckbriefe aus, die im Vorfeld zusammen mit den Beteiligten erstellt wurden. Aufgebaut sind diese wie kleine Bücher: sie tragen einen Titel, sind mit einem Cover versehen und haben verschiedene Kapitel. Außerdem beschreibt der Geladene in kurzen Sätzen, worüber er gerne sprechen möchte, um den Zuhörern eine Vorstellung zu geben, was sie erwartet und ihnen einen kleinen Denkanstoß zu verpassen, der für das darauffolgende Gespräch hilfreich sein könnte. Den Menschen, die den Mut aufbringen, ihre Geschichte zu erzählen, solle in erster Linie einfach zugehört werden, erklärt Martz. Er findet wichtig, möglichst vielen verschiedenen Menschen eine Bühne zu bieten und sie frei erzählen zu lassen, was sie eben so erzählen möchten, "denn viele haben das Bedürfnis sich mitzuteilen".

Ziel der "living library" sei es, ein Bewusstsein für Vielfalt zu schaffen. Dazu wurden ganz unterschiedliche Leute eingeladen, wie Martz erklärt. Es sei wichtig, Stereotypen nicht noch weiter zu fördern und zu untermauern, sondern aufzuklären und eine Offenheit zu schaffen. Das sei in der Organisation ein wichtiger Aspekt gewesen, welche durch die Pandemie nicht gerade erleichtert wurde: Der Fokus läge auf Qualität und sie hätten sehr bedacht geplant, so Eglseder. "Lieber klein als gar nicht", fügt Martz hinzu.

Dafür mussten sie bereits Ende Januar diesen Jahres anfangen zu planen und ständige Rücksprache mit dem Gesundheitsamt halten. Dass die Pandemiebestimmungen noch gelockert wurden, spiele dem Organisationsteam in die Karten, betont Eglseder. Sie ist froh, dass die Masken Dank eines cleveren Konzepts während dem Gespräch abgenommen werden können. Eine teilnehmende Person wird gegenüber zwei Besuchern an bereits aufgebauten Biertischen, deren Position vorher durch das Team bemessen wurde, sitzen. Genügend Abstand haben so alle drei zueinander, sodass auch zwei Fremde gleichzeitig ein Gespräch mit einer Person führen können. Auf diese Weise haben möglichst viele Menschen die Chance auf möglichst viele interessante Gespräche. Außerdem gilt im Freien derzeit keine Maskenpflicht, sodass die Veranstaltung von gutem Wetter abhängig ist. Klappt aber alles wie geplant, rechnen die Organisatoren mit bis zu 150 Besuchern.

Denn die "living library" ist nicht der einzige Programmpunkt auf der Tagesordnung: angemeldet sind neben der Musikschule Ebersberg, die für entspannte Hintergrundmusik sorgen wird, auch die Buchhandlung Otter aus Ebersberg und die Kinderbuchhandlung Kuckuck aus München, die "richtige" Bücher aus Papier zum Thema Antidiskriminierung zur Verfügung stellen. Außerdem lässt der Clown Pippo den Abend mit einer Show zum Thema Vielfalt ausklingen. Einerseits um den Gästen, die nicht für Gespräche gekommen sind, zu unterhalten, andererseits um den Tag abzurunden und den Besuchern Zeit zu geben, das Gehörte und Gesehene der Veranstaltung reflektieren zu können. Denn Martz rechnet mit Gefühlen: "Da kommen mehr Aspekte zu Tage", da könnten Besucher und Teilnehmer emotional werden. Im Sinne positiver wie auch trauriger Emotionen. Schließlich könnten die Geschichten, die die Anwesenden aus den verschiedensten Bereichen zu erzählen haben, berührend sein und die Beteiligten noch länger beschäftigen.

Die Mitwirkenden zu finden war dabei gar nicht so einfach. Martz und Eglseder sind froh, auf eine gute Zusammenarbeit mit ihrem Netzwerk vertrauen zu können. So konnten schnell Kontakte geknüpft und Verbindungen hergestellt werden, die auch in Zukunft hilfreich sein werden, denn langfristig ist den Organisatoren wichtig: Auch über die Veranstaltung hinaus wollen sie die Menschen sensibilisieren und den Ebersbergern die Augen öffnen. Vielleicht erreichen sie das mit einigen Projekten, die für die Zukunft geplant sind.

Stattfinden wird Vielfalt-Festival am Samstag, 18. September, im Klosterbauhof in Ebersberg. Beginn ist um 14 Uhr.

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