Vielfältige Ausdrucksformen:Bilder, Filme und ein Brandbrief

Am Wochenende verleiht der Kreisjugendring seinen Kulturpreis zum Thema "schöne neue Welt". Kinder und Jugendliche haben 44 Arbeiten abgegeben, der Veranstalter ist begeistert

Von Anja Blum

Sind Kinder einfach nur ein bisschen naiv? Oder ist es vielmehr so, dass der moralische Kompass des Menschen mit steigendem Alter an Genauigkeit verliert? Sich jugendlicher Idealismus mit der Zeit an den Realitäten abschleift? Fragen wie diese werden sich am kommenden Sonntag, 11. November, vermutlich die Besucher einer Ausstellung im Studio an der Rampe stellen, denn dort zeigen junge Menschen aus dem Landkreis, was sie sich unter einer "schönen neuen Welt" vorstellen. Unter den Kunstwerken befindet sich zum Beispiel auch ein fiktiver Brandbrief - von den Tieren an die Menschheit.

"Ich bin wirklich tief beeindruckt von all den Arbeiten", schwärmt die Sozialpädagogin Jessica Früchtl vom Kreisjugendring (KJR), der heuer wieder einen Jugendkulturpreis ausgeschrieben hat, eben zum Thema "Schöne neue Welt", bei dem Erwachsene freilich gleich an Aldous Huxleys dystopischen Roman denken müssen. Die Ausstellung in der kleinen Galerie des Ebersberger Kunstvereins zeigt nun sämtliche eingereichten Arbeiten, außerdem dient sie als Preisverleihung. Wie immer entscheidet eine fünfköpfige Jury aus kulturaffinen Ebersbergern über die Gewinner des Preises: Babsi Lux vom Alten Kino ist dabei, Geräuschemacher Max Bauer, Grafikerin Anne Liebegott, Geraldine Frisch vom Kunstverein und Janis Michal von der Aktionsgemeinschaft Jugendzentrum (AJZ). In welchen Kategorien die Auszeichnung verliehen wird, entscheidet die Jury jedes Jahr individuell anhand der Art und Anzahl der Einreichungen. Insgesamt stehen 1500 Euro Preisgeld zur Verfügung.

44 Kunstwerke seien heuer abgegeben worden, berichtet Jessica Früchtl, die als KJR-Geschäftsführerin alle Arbeiten entgegengenommen hat. Doch nicht nur die Menge der Beiträge sei sehr beachtlich, sondern auch die Vielfalt der Ausdrucksformen: "Darunter ist alles, was man sich an Kunstwerken vorstellen und nicht vorstellen kann", sagt Früchtl und lacht. Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Schaukästen, Videos, Gedichte und vieles mehr, das staunen lasse. Filmkulissen in Miniaturformat etwa, Objekte aus dem 3D-Drucker oder ein "großes Wackelbild" aus Holz. "Je nach Perspektive ändert sich hier jeweils das Motiv, das ist wirklich beeindruckend." Eine 3D-Animation zeige ein "Haus der Zukunft", andere Arbeiten thematisierten den zunehmenden Platzmangel - und lieferten Lösungsansätze gleich mit: "Da gibt es zum Beispiel eine Schule mit Pausenhof auf dem Dach, oder eine ganze Welt auf dem Mars."

Teilnehmen können am Ebersberger Jugendkulturpreis Menschen zwischen sieben und 21 Jahren, sowohl Gruppen- als auch Einzelarbeiten sind zugelassen. Und auch in dieser Hinsicht herrsche heuer Vielfalt, sagt Früchtl. Etwa die Hälfte der Werke sei im schulischen Bereich entstanden, die andere im privaten. In beiden Fällen gebe es Solisten genauso wie Ensembles. Und auch altersmäßig sei das Feld breit, es reiche von Acht- bis hin zu 20-Jährigen, das Gros der Teilnehmer aber sei elf, zwölf oder 13 Jahre jung.

Und gerade diese "vorpubertäre" Gruppe ist es, die Früchtl staunen lässt: "Als ich in dem Alter war, hatte ich alles andere als Schule oder Kunst im Kopf", gesteht sie und lacht herzlich. Insofern sei das Engagement des Ebersberger Nachwuchses durchaus ungewöhnlich. Und so hat die neue Geschäftsführerin - deren erster Jugendkulturpreis der diesjährige ist - die vielen Vorbereitungen für die Ausstellung und Preisverleihung am Wochenende auch sehr genossen. Viele Kinder und Jugendliche hätten ihre Werke persönlich im Ebersberger KJR-Büro abgegeben, sagt sie, und dabei ganz viel über ihre Projekte und deren Entstehung erzählt. "Das war toll. Ein Junge kam mit seiner Mama sogar extra nochmal zurück, weil er vergessen hatte, etwas dazu zu sagen."

Die "tiefen Gedanken" der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen machen die Sozialpädagogin schier sprachlos. "Da ist ganz viel angekommen - beiderseits", sagt sie nach einem kurzen Innehalten. Insofern könne man das diesjährige Thema "Schöne neue Welt", dessen offene, abstrakte Aufgabenstellung sehr viele wunderbare, konkrete Umsetzungen nach sich gezogen habe, einfach nur als "Volltreffer" bezeichnen.

Jugendkulturpreis des Kreisjugendrings "Schöne neue Welt": Ausstellung mit Preisverleihung am Sonntag, 11. November, um 14 Uhr im Studio an der Rampe des Kunstvereins über dem Ebersberger Klosterbauhof.

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