VHS Vaterstetten:Kein Kompromiss für Finanzierung in Sicht

VHS Vaterstetten: Die neuen Räume sind bezogen, doch die Finanzierung der VHS Vaterstetten bleibt ungewiss.

Die neuen Räume sind bezogen, doch die Finanzierung der VHS Vaterstetten bleibt ungewiss.

(Foto: Christian Endt)

Auch ein halbes Jahr nach dem Ende der Zuschussvereinbarung zwischen der VHS Vaterstetten und den Mitgliedsgemeinden ist unklar, wie es mit der Bildungseinrichtung weitergehen soll. Nach dem Rücktritt der Vorsitzenden ist die Zukunft nun völlig unklar.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Nach dem überraschenden Rücktritt der Vorsitzenden ist die Zukunft der größten Volkshochschule des Landkreises völlig unklar. Karin Kölln-Höllrigl hat vergangene Woche ihr Amt als Vorsitzende der VHS Vaterstetten an ihren Stellvertreter Jens Tischer übergeben, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Gleichzeitig wurde eine bereits verschobene Mitgliederversammlung bis auf weiteres abgesagt, mit der Begründung, zuvor müsse die künftige Mitfinanzierung der VHS durch die beteiligten Kommunen geklärt sein.

Diese steht in Frage, seit der derzeit größte Zahler, die Gemeinde Vaterstetten, im vergangenen Jahr aus der bestehenden Zuschussvereinbarung mit der VHS ausgestiegen ist. Diese läuft somit bis zum Ende dieses Jahres aus und bedeutet laut Satzung auch das Ende der Finanzierung durch die anderen Mitgliedsgemeinden Grasbrunn, Zorneding, Anzing Pliening und Poing.

Als Alternative schlug Vaterstetten einen Zweckverband vor

Als Begründung hieß es damals in Vaterstetten, wenn man die VHS schon mit rund 900 000 Euro pro Jahr unterstütze, wünsche man sich auch mehr Mitsprache. Hintergrund war ein in den Monaten zuvor vergleichsweise offen ausgetragener Streit um den Umzug der zur VHS gehörigen Musikschule in von der Gemeinde angemietete Räume. Diese seien ungeeignet, hieß es zunächst seitens der Musikschule, später war man dann zum Umzug bereit, klagte aber, dies nur unter Zwang getan zu haben.

Trotz des Ausstiegs betonte man in Vaterstetten stets, die VHS auch weiterhin unterstützen zu wollen, wenn auch nicht in der gewohnten Form. Als alternative Möglichkeiten der Finanzierung wurden etwa die Gründung eines Zweckverbandes oder einer gemeinnützigen GmbH ins Gespräch gebracht. Neu sind diese Überlegungen indes nicht, zuletzt wurde 2003 über derartige Finanzierungsmodelle für die VHS nachgedacht. Auch damals drohten die Gemeinden mit dem Ausstieg aus dem System, schließlich einigte man sich aber darauf, das Zuschussmodell fortzusetzen.

"Mehr Mitspracherecht", fordert Reitsberger

Diesmal indes scheint man zumindest in Vaterstetten dazu nicht bereit. "Wir wollen mehr Mitspracherecht", fasste Bürgermeister Georg Reitsberger kürzlich die Position seiner Gemeinde zusammen. Daher gelte es nun zu überlegen, welche neue Rechtsform die VHS künftig haben soll. Gleichzeitig legt Reitsberger aber auch Wert darauf, dass man dies in enger Abstimmung mit den übrigen Mitgliedsgemeinden tun werde. Vaterstetten wolle hier "keinen Alleingang". Genauso wenig wolle man die VHS im Stich lassen, "es muss weitergehen und wir werden unseren Beitrag dazu leisten", verspricht Reitsberger. Schließlich sei die VHS "ein Aushängeschild der Gemeinden", das es zu bewahren gelte.

Wie der Fortbestand der VHS und der Wunsch nach mehr Mitsprache der Gemeinden zusammengebracht werden können, ist aber noch völlig offen. Weder in Vaterstetten, noch in den anderen Mitgliedsgemeinden gibt es dazu derzeit einen Plan, wie auch der Grasbrunner Bürgermeister Klaus Korneder erklärt: "Es gibt noch keine neuen Vereinbarungen im Verwaltungsrat", dazu sei es seiner Meinung nach aber auch noch zu früh. "Es macht ja keinen Sinn, jetzt schon Präferenzen für eine neue Rechtsform zu überlegen", diese müssten alle Mitgliedsgemeinden gemeinsam erarbeiten. In Poing möchte man sich zur Zukunft der VHS lieber gar nicht äußern: Bürgermeister Albert Hingerl verweist auf den Vaterstettener Kollegen, schließlich sei Reitsberger der Sprecher des Verwaltungsrates der VHS.

Nun sei die Gemeinde am Zug, fordert die VHS

Deren kommissarischer Vorsitzender Jens Tischer möchte sich ebenfalls noch auf kein Modell für die zukünftige Finanzierung festlegen. Er sieht hier ohnehin eher die Gemeinden in der Pflicht, sich Gedanken zu machen, von diesen ging schließlich die Kündigung der aktuellen Zuschussvereinbarung aus. "Die VHS ist ja mit der jetzigen Form sehr zufrieden, wir sehen eigentlich keine Notwendigkeit, etwas zu verändern." Da die Gemeinden dies aber nun einmal anders sehen, "müssen wir einen Kompromiss finden", sagt Tischer, "wir sind in der Diskussion".

Wie aus der VHS zu hören ist, soll diese Diskussion intern durchaus hitzig verlaufen sein. Offenbar gibt es unterschiedliche Auffassungen im Vorstand, wie weit man den Kommunen bei ihrer Forderung nach mehr Mitsprache entgegenkommen möchte beziehungsweise sollte. Diese Differenzen, so wird zumindest hinter vorgehaltener Hand erklärt, seien auch die wahre Ursache für den überraschenden Rücktritt der Vorsitzenden.

Zumindest in einer Sache scheint es aber einen Konsens zwischen Gemeinden und VHS zu geben: Die Zeit läuft ab. "Mitte des Jahres muss klar sein, wie es weitergeht", sagt Tischer, eine Zeitschiene, die auch die Bürgermeister einhalten wollen. Reitsberger wie Korneder verweisen darauf, dass man bis spätestens zum Sommer Zeit habe, eine Lösung zu finden, schließlich brauche die VHS für das nach den Ferien beginnende Semester Planungssicherheit.

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