Verunreinigtes Saatgut:Angst vor heimlichem Genmais-Anbau

Wächst Mais aus dem Labor im Landkreis? Landwirte und Umweltschützer schlagen Alarm

Karin Kampwerth

Obwohl das Staatsgut in Grub seinen Versuchsanbau mit gentechnisch verändertem Mais im vergangenen Jahr gestoppt hatte, wächst unter Landwirten und Umweltschützern die Sorge, dass erneut Mais aus dem Labor im Landkreis wachsen könnte. Möglicherweise ist Saatgut, das mit einer nicht zugelassenen Gensorte vermischt ist, unbeabsichtigt auf Ebersberger Feldern ausgebracht worden.

Verunreinigtes Saatgut: Zwar hat der Freistaat seinen Versuchsanbau auf dem Staatsgut in Grub (im Bild) gestoppt. Doch Landwirte und Umweltschützer im Landkreis befürchten, dass unbeabsichtigt verunreinigtes Saatgut auf Ebersberger Felder gelangt ist.

Zwar hat der Freistaat seinen Versuchsanbau auf dem Staatsgut in Grub (im Bild) gestoppt. Doch Landwirte und Umweltschützer im Landkreis befürchten, dass unbeabsichtigt verunreinigtes Saatgut auf Ebersberger Felder gelangt ist.

(Foto: Renate Schmidt)

"Ich würde mich nicht wundern, wenn da was kommt", reagierte Kreisobmann Franz Lenz vom Bauernverband mit Empörung auf die Nachricht, wonach eine Firma aus Buxtehude Maissaat nach Bayern verkauft hat, obwohl diese mit einer gentechnisch veränderten Sorte der US-Firma Pioneer Hi-Breed verunreinigt ist. Nun beginnt im Landkreis die fieberhafte Suche nach Landwirten, die das Saatgut gekauft haben. Insgesamt wird die Fläche, auf der die Aussaat passiert ist, auf rund 800 Hektar in Bayern geschätzt. Der Landkreis gehört zu den großen Anbauflächen. Nach Angaben des Ebersberger Landwirtschaftsamtes werden 5782 Hektar Mais angebaut.

Klaus Schöffel und Rosi Reindl vom Arbeitskreis Gentechnik des Bund Naturschutz fordern deshalb die sofortige Offenlegung der Händler, die die Maissaat aus Buxtehude bezogen haben. Nur so könnten die Landwirte schnell reagieren. Im schlimmsten Fall, so Rosi Reindl, könnten sie sonst für Verunreinigungen von Nachbarfeldern haftbar gemacht werden. Im Umweltministerium hat man die Händlerliste an die Regierungen von Oberbayern weitergegeben. Von dort wolle man Kontakt mit den Bauern aufnehmen. "Die Pflanzen werden vernichtet", versprach eine Sprecherin des Ministeriums auf Nachfrage der Ebersberger SZ.

So weit hätte es laut Rosi Reindl nicht kommen müssen. Bereits im April habe die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf die verunreinigte Saat hingewiesen. Mit Schöffel und Lenz ist sie der Meinung, dass es sich um einen Versuch handelt, landwirtschaftliche Gentechnik gegen den Widerstand der Bevölkerung doch zu etablieren.

Unterdessen fürchten die rund 100 Imker im Landkreis um die Reinheit ihres Honigs. "Bei dem Feld in Grub konnten wir reagieren", schimpft der Poinger Imker Ludwig Huber. Da habe man die Bienen aus dem Flugradius hinausgebracht. Jetzt wissen die Imker nicht, wo Genmais wächst. Sie fordern deshalb ebenfalls die Offenlegung aller Felder und das Umpflügen der Pflanzen. Ansonsten wollen sie die Kosten für die Untersuchung des Honigs auf Gentechnikfreiheit einfordern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: