Süddeutsche Zeitung

Versteigerung in Vaterstetten:Bunte Bilder eines bunten Vogels

Lesezeit: 2 min

Der Erfinder, Künstler und Dichter Peter Meier bringt anlässlich seines 77. Geburtstags in Baldham seine Kunstwerke unter den Hammer

Von Hoda Shoeir, Vaterstetten

Bunt und chaotisch ist es im Rossini-Zentrum in Baldham, genau wie die Bilder des fast 77-jährigen Peter Meier. Eine Auswahl seiner Acrylgemälde füllt den Raum. Es sind so viele, dass er sie nicht einmal gezählt hat. Zuvor warf er sogar 500 Gemälde in den Sperrmüll, weil der Lagerraum prall gefüllt war. Dieses Mal lässt er die Finger vom Mülleimer und greift zum hölzernen Auktionshammer: Der Künstler, Erfinder, Dichter und Kabarettist versteigert seine Bilder, Kunstwerke und Raritäten aus Anlass seines 77. Geburtstages am 14. September.

Man muss schon aufpassen, um keine der Leinwände umzuwerfen, rechts und links ist man umzingelt von bunten Sonnenuntergangsmotiven, Hühnern, Tauben, sogar ein Junggeselle mit Biergläsern ist auf einem der Bilder zu sehen. Einem Muster scheint es nicht zu folgen. "Ich liebe einfach kräftige Farben und die Töne vom Morgengrauen, wenn ich etwas sehe, inspiriert es mich. Ich habe keine Regeln", sagt der Künstler. Er habe sich sogar eigene Farben aus Blütenstaub und Pflanzenresten gemischt. Die Blumen für den Farbmischtopf pflückte er natürlich in seinem eigenen Garten.

Mit Blumen hat er allerdings auch beruflich zu tun: Vor 50 Jahren hat Meier ein Blumenfachgeschäft in Baldham eröffnet. Ursprünglich wollte er Bauer werden und den Bauernhof des Vaters im Bayerischen Wald übernehmen, erzählt er. Dazu habe die schulische Leistung jedoch nicht gereicht. "Ich wurde stattdessen Blumenbinder in der Münchner Innenstadt und habe da meine Frau kennengelernt. Wir zogen zusammen nach Vaterstetten." Das Schaufensterdekorieren erweckte sein künstlerisches Interesse, fährt er fort. Er habe von Schwabinger Straßenkünstlern das eine oder andere erlernt und brauchte nur noch Inspiration. Diese ziehe er aus seiner Energie.

Auch wenn es einige kreative Blockaden in seinem Leben gab, hat Meier einfach immer weiter gemacht. Nur kein Stillstand, das ist seine Devise. Dabei zeigt er sich durchaus einfallsreich, etwa damals, als er zwei Wochen im Krankenhaus lag, um sich ein neues Kniegelenk implantieren zu lassen. Farbtöpfe gab man ihm nicht - also stibitzte Meier, wie er erzählt, die Buntstifte der Kinderecke.

Aus Selbstschutz, wie er sagt, entstand eine seiner Erfindungen. Um die eigenen Rückenbeschwerden zu heilen, entwickelte er ein Rückenbrett. Auf dieses Brett, das sich auf einer frei beweglichen Kugel befindet, muss man sich legen und versuchen, die Balance zu halten. "Der Körper ist darauf angewiesen, sich selbst zu heilen", sagt Meier. Das sei die Absicht der Natur.

Der Florist nimmt die Natur als Idealzustand. Dass er Verfechter des Naturschutzes ist, wird auch in seiner Kunst ersichtlich. Zeitungsausschnitte formen einen großen Baum, die Wurzel ist ein Goldbarren. Die Aussage des Gemäldes "Baumsterben": Alles stirbt ab und übrig bleibt der ungenießbare Barren. Was will man mit dem Geld, wenn die Lebensquelle ausgerottet wurde? "Die Geldbesessenheit ist ein Problem. Meine Ideen haben mich immer gerettet, nicht das Geld", sagt Meier, eine Berufung ohne Leidenschaft sei für ihn ein Todesurteil. Immer auf der Suche nach etwas Neuem schmückt sich Meier nun mit fünf Titeln: "der Florist, der Maler, der Erfinder, der Dichter und der Bühnenkünstler" und es werden vielleicht mehr: "Alles zu können ist Unsinn, alles zu versuchen, ist jedermanns Recht", rät er. Nun versucht er sich eben auch einmal an der Versteigerungskunst.

Die Versteigerung findet am 14. September von 14 bis 19 Uhr im Rossini-Zentrum in Baldham statt. Vorab besichtigt werden können die Werke am Freitag, 13. September, von 14 bis 20 Uhr und am Samstag, 14. September, von 8 bis 14 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 30.08.2019
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