Vernissage am Samstag:Ebersberg: Deutsche und afrikanische Kinder stellen zusammen aus

"Little Future" Projekt von Roland Günther aus Ebersberg, Kinder und Jugendliche malen, was sie sich für die Zukunft wünschen in Dakar und Ebersberg

Veranstalter Roland Günther will mit dem Projekt möglichst viele Menschen erreichen: die Botschaft an die Kinder müsse lauten, dass man ihnen vertraut.

(Foto: Veranstalter/oh)

Unter dem Titel "Little Futur" haben Kinder und Jugendliche gemalt, was sie sich wünschen - für sich, ihre Heimat oder die ganze Welt.

Von Anja Blum, Ebersberg

"Unsere Zukunft beginnt in deinem Kopf." Das ist der Satz, den Roland Günther wohl gerne jedem Kind auf der Welt sagen würde. "Es stimmt doch: Wir haben alle bald nichts mehr zu sagen, denn dann beginnt die Zeit der nächsten Generation", erklärt er. Deswegen brennt der Ebersberger so für sein Projekt "Little Future", dem er eben jenen Slogan verpasst hat. Konkret geht es ihm darum, junge Menschen zu ermutigen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen und diese dann künstlerisch umzusetzen. Möglichst viele Kinder und Jugendliche sollen frei heraus malen, was ihnen wichtig ist, was sie sich wünschen. Für sich, für ihre Heimat, für die ganze Welt. Sei es Frieden - oder eine coole Achterbahn, die keinerlei Eintritt kostet.

Als Mitstreiter konnte Günther, Coach und Psychotherapeut, den senegalesischen Künstler und Architekten Mamadou Konté gewinnen, genannt Kon-T. Er hat einige Zeit in Ebersberg verbracht, nun ist er wieder in Dakar - wohin sich "Little Future" dank seiner Hilfe ausweiten konnte. Die ersten beiden "Runden" hat "Little Future" nämlich bereits durchlaufen: Sowohl in Ebersberg als auch in Dakar wurde gemalt, insgesamt nahmen mehr als 200 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 14 Jahren an dem Projekt teil. In Ebersberg gab es öffentliche Aktionen im Rathaus, auch mit Kitas und Schulen arbeiteten die Initiatoren hier sowie in Dakar zusammen.

"Little Future" Projekt von Roland Günther aus Ebersberg, Kinder und Jugendliche malen, was sie sich für die Zukunft wünschen in Dakar und Ebersberg

Die Themen der Zukunftsbilder reichen von Frieden über eine bessere medizinische Versorgung bis hin zu schnellen Autos.

(Foto: Veranstalter/oh)

Doch allein mit Wünschen und Malen ist es für Günther nicht getan, er möchte, dass "Little Future" weitere Kreise zieht, dass möglichst viele Menschen die vielgestaltigen Ergebnisse sehen - und die jungen Künstler dadurch Anerkennung erfahren. Im Senegal ist das auch schon wunderbar geglückt: Dort waren die Zukunftsbilder offizieller Beitrag der "Dak' Art", einer der wichtigsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst in Afrika. "Da waren wir mit unseren lebendigen Bildern die Schau. Das war so toll!", schwärmt Günther. Vor allem, weil die jungen Maler sich so ernst genommen gefühlt hätten. "Selbstermächtigung" heißt für den Therapeuten das Stichwort, die Botschaft an Kinder müsse lauten: "Wir vertrauen Euch, dass ihr das packt!"

Und nun folgt Ebersberg: Hier werden die Wunschgemälde der deutschen wie der afrikanischen Kinder in einer Doppelausstellung gezeigt, und zwar in den beiden Schulen der Kreisstadt. Die große Eröffnungsfeier findet statt am Samstag, 21. Juli, von 14 bis 17.30 Uhr. Teil der Vernissage sind eine Liveperformance sowie ein Visionstheater zum Thema "Wie wünschen wir unsere Zukunft in Ebersberg?" (15.30 Uhr). Alle kleinen und großen Besucher sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.

"Little Future" Projekt von Roland Günther aus Ebersberg, Kinder und Jugendliche malen, was sie sich für die Zukunft wünschen in Dakar und Ebersberg

Die Ausstellung "Little Future" gibt Kindern Raum, ihre Wünsche für die Zukunft zu Papier zu bringen.

(Foto: Veranstalter/oh)

"Vor allem die Kleinen haben die großen Themen"

"Kinder besitzen ein unerschöpfliches Potenzial an Energie, Lebensfreude und positiver Gestaltungskraft", sagt Günther, und der kreative Prozess des Malens verschaffe ihnen Zugang zu dieser Energie. "Damit bilden sie dann eine Brücke zwischen Nationen, Kulturen und Religionen." Das belegen viele der Bilder. Die meisten jungen Maler haben ihren Kunstwerken außerdem ihre Gedanken in ein paar Sätzen hinzugefügt.

Was dem Initiator aufgefallen ist bei den Kunstaktionen? "Vor allem die Kleinen haben die großen Themen", sagt er, bei ihnen gehe es oft um Dinge von globaler Tragweite wie Frieden oder Umweltschutz. Bei den Größeren hingegen komme immer mehr das "Ich" zum Tragen, hier würde oft die persönliche Zukunft gemalt oder materielle Wünsche. "Das ist aber normal, das bedeutet, dass sich die Persönlichkeit verfestigt." Außerdem wäre es zugegebenermaßen schon sehr cool, einmal Basketballprofi zu werden, oder Stuntman.

Die Unterschiede zwischen den Zukunftsbildern aus Ebersberg und Dakar liegen laut Günther vor allem in den verschiedenen Defiziten der Lebenswelten begründet: So nehmen die afrikanischen Kinder zum Beispiel Bildung nicht als lästige Pflicht, sondern als große Chance wahr. Deshalb zieren ein Bild lediglich drei große Buchstaben: "ABC".

Und auch die mangelnde medizinische Versorgung im Senegal ist immer wieder Thema: Ein Bub hat einen Rettungshubschrauber gemalt, ein Mädchen symbolisiert mit vielen Herzen ihre koronare Erkrankung. Doch sie wünscht sich nicht nur für sich selbst eine bessere ärztliche Behandlung, sondern für alle Menschen in Dakar, das verrät der Text zum Bild. Und Roland Günthers eigener Wunsch für die Zukunft? Dass "Little Future" immer weitergehe, sagt er und lacht.

Ausstellung "Little Future" in der Grund- und Mittelschule sowie in der Realschule Ebersberg, Vernissage am Samstag, 21. Juli, von 14 bis 17.30 Uhr. Zu sehen sind die Bilder aus Dakar und Ebersberg bis Samstag, 28. Juli.

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