Verkehrsplanung:Eine Straße nach Süden

Vier Gemeinden in Ebersberg und München wollen eine Abkürzung für Pendler prüfen

Dass der Weg nach Westen kein leichter ist, darüber wissen Cowboyfilme zu berichten - genau wie Pendler aus dem Münchner Osten. Denn zwischen Speichersee und Ebersberger Forst gibt es zwar drei Hauptachsen: die Staatsstraße 2082 im Norden, die Autobahn 94 im Süden und die Kreisstraße EBE 1/M1 dazwischen. Allerdings sind die drei Straßen in Nord-Süd-Richtung nur an wenigen Stellen miteinander verbunden, was mitunter zu langen Umwegen führt. Vier Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg und München wollen nun prüfen lassen, wie eine Anbindung der EBE1/M1 an die Staatsstraße im Norden und die Autobahn im Süden möglich ist.

Ende Januar fand in Vaterstetten ein Treffen zwischen Vertretern der Gemeinden Kirchheim, Pliening, Poing und Vaterstetten sowie der beiden Landkreise statt. Mit dem Ergebnis, dass die Gemeinden eine Machbarkeitsstudie ausarbeiten sollen. Darin soll auch geklärt werden, wer für die neue Straße zuständig sein soll, sowohl eine Kreis- wie auch eine Staatsstraße werden als Möglichkeiten genannt.

Eigentlich hätte diese Woche der Vaterstettener Verkehrsausschuss die Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen sollen, der Tagesordnungspunkt wurde aber kurzfristig abgesagt. "Weil die Datengrundlagen noch nicht ausreichen", wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke erklärt. Außerdem soll geprüft werden, ob man das Thema in das überregionale Verkehrskonzept München-Ost integrieren könne. Dabei handelt es sich um ein vor gut drei Jahren angestoßenes Projekt mehrerer Kommunen aus den Landkreisen München, Ebersberg und Erding, die gemeinsam gegen den Verkehrskollaps in der Region vorgehen wollen. Konkrete Ergebnisse hat es allerdings bislang keine gegeben - und es ist gut möglich, dass auch die Nord-Süd-Tangente ein Strich auf der Landkarte bleibt.

Warum das so ist, offenbart ein Blick in die Stellungnahme der Verwaltung für den abgesetzten Tagesordnungspunkt. Denn die vier Gemeinden haben nicht unbedingt dieselben Ansprüche an die neue Trasse. So wünschen sich Pliening und Kirchheim eine Verbindung von der Staatsstraße zur Autobahnzufahrt in Parsdorf. Dies sieht man aber in Vaterstetten kritisch, da der Verkehr dann über die Gruber Straße Richtung A 94 fließen würde. Und über die Verkehrsbelastung dort und an der Autobahnauffahrt selbst gibt es seit geraumer Zeit Streit. Je nach Sichtweise sind die neuen Poinger Wohn- oder die Vaterstettener Gewerbegebiete für die Verkehrszunahme dort verantwortlich.

Interessant ist auch eine Stellungnahme der Autobahndirektion zum Thema. Dort wird nämlich erneut eine Verlegung der Zufahrt der A94 nach Osten ins Spiel gebracht, sollte die Gruber Straße langfristig überlastet sein. Bereits vor gut zwei Jahren wurden entsprechende Überlegungen bekannt, damals war vom Bau eines "Kleeblatts" zur A 94 zwischen Parsdorf und Neufarn die Rede. Was wiederum den Poingern nicht gefallen dürfte, denn die Erschließung - eine Verbindung zwischen der Kreisstraße und der Autobahn - verliefe größtenteils auf deren Gemeindegebiet.

Ebenfalls noch Unstimmigkeiten gibt es hinsichtlich der Kosten für eine Machbarkeitsstudie. Während Pliening, Poing und Kirchheim diese gemäß der Einwohnerzahl aufteilen wollen, will das mit Abstand einwohnerstärkste Vaterstetten eine Viertelung der Kosten.

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