Verkehrsbelastung in der Kreisstadt:Die Arbeit kann beginnen

Verkehrssituation Dr. Wintrich Strasse

Fußgänger in Ebersberg leben gefährlich. Eine Arbeitsgruppe soll nun darüber beraten, wie der Verkehrsbelastung beizukommen ist.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg soll künftig ein Gremium aus Stadträten, Bürgern und Experten Lösungen für das Verkehrsproblem finden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Suche nach Lösungen für die von vielen Ebersbergern als Problem empfundene Verkehrssituation nimmt Fahrt auf. Am Dienstag beschloss der zuständige Ausschuss des Stadtrates die Einrichtung eines Arbeitskreises, der sich mit diesem Thema befassen soll. Neben Mitgliedern aller im Stadtrat vertretener Parteien sollen auch Experten und Mitglieder der Bürgerinitiative "St2080 raus" daran teilnehmen.

Diese waren, wie schon in der Aprilsitzung, als es ebenfalls um den Verkehr in Ebersberg ging, sehr zahlreich erschienen. Mehr als 70 Zuschauer drängten sich im Sitzungssaal und bewiesen auch einiges an Geduld. Der Punkt, für den das Publikum erschienen war, stand ganz hinten auf der Tagesordnung. Was sich die Bürgerinitiative wünscht, erklärte deren Sprecher Andreas Zweck: "Wir wollen, dass man einen Kompromiss findet." Wichtig sei daher ein Dialog, in dem gemeinsam nach Möglichkeiten für eine Verkehrsentlastung gesucht werde. Daher lehne man auch einen Bürgerentscheid zum Thema Umfahrungsvarianten jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt ab. Was auch der Meinung der Ausschussmitglieder entspricht, diese hatten sich im April gegen einen entsprechenden FDP-Antrag ausgesprochen.

Nun stand erneut ein Antrag zum Thema Verkehr in Ebersberg zur Diskussion, diesmal von den Freien Wählern. Diese hatten die Gründung einer Arbeitsgruppe angeregt, die möglichst noch vor der Kommunalwahl im Frühjahr 2020 "fraktionsübergreifend neue Lösungsansätze für eine örtliche Umfahrung" erarbeiten soll. Teilnehmen sollten, so der Antrag, je zwei Mitglieder jeder Stadtratsfraktion.

Im Ausschuss stieß der Antrag grundsätzlich auf große Zustimmung - allerdings ging er den meisten nicht weit genug. Alois Lachner (CSU) schlug vor, neben den Stadträten sollten auch zwei Mitglieder der Bürgerinitiative der Arbeitsgruppe angehören. "Das wäre wichtig, um lösungsorientiert zu arbeiten", so Lachner. Außerdem, ergänzte Elisabeth Platzer (SPD), sollte man darüber hinaus auch Experten dazu einladen, etwa Verkehrsplaner und Juristen. So ließe sich klären, was überhaupt möglich sei. Und auch die FDP, die zwar im Stadtrat sitzt, aber keine Fraktion ist, sollte mitmachen dürfen, regte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) an.

Ebenfalls erweitern sollte man den Arbeitsauftrag des Gremiums, schlug Philipp Goldner (Grüne) vor. Lediglich über Umgehungsvarianten oder Tunnel zu diskutieren, werde das Verkehrsproblem nicht lösen. Denn ob eine solche gebaut wird, entscheidet der Freistaat, "und wir werden den Ausbauplan nicht beschleunigen können", auch wenn sich die Ebersberger auf eine Variante einigten. Besser sei daher, auch andere Möglichkeiten zu untersuchen, wie die Verkehrsbelastung zu reduzieren sei und Verbesserungen für Fußgänger und Radler zu schaffen. Auch Durchfahrtsverbote für Lastwagen, wenigstens in den Nachtstunden solle man prüfen, so Christoph Münch (SPD). Er bezweifelte außerdem, dass eine Umfahrung allein eine Garantie für eine spürbare Verkehrsentlastung sei. Er zitierte eine Statistik, wonach besonders der Lastwagenverkehr in der Kreisstadt seit 2010 deutlich gesunken sei, was aber subjektiv nicht wahrgenommen werde: "Der Verkehr ist zurückgegangen, die Belastung aber offenbar nicht."

Dies "würde ich auch unterschreiben", sagte Brilmayer, zur Arbeit des neuen Gremiums gehöre mehr, als "bloß zu schauen, wo kann man eine Umfahrung bauen". Auch Antragsteller Gerd Otter (FW) zeigte sich offen für eine Erweiterung des Aufgabenbereiches: "Das ist auch unser Hintergedanke, dass man alle Möglichkeiten ausdiskutieren kann." Etwas Skepsis gab es allerdings daran, dass dies bis zur Stadtratswahl 2020 gelingen kann. Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU) schlug daher vor, einen neutralen Moderator zu benennen, ähnlich wie beim Projekt "Integriertes Stadtentwicklungskonzept" (ISEK). Dessen Macher will die Verwaltung nun auch anfragen, kündigte Brilmayer an. Die Idee eines externen Moderators sei sinnvoll: "Wir sind ein kleiner Ort, da ist jeder irgendwo beteiligt oder befangen."

Nun gelte es Grundlagen zu erarbeiten und "auf breiter Basis einen Informationsaustausch zu schaffen", so Brilmayer. Ob es am Ende gelinge, eine gemeinsame Lösung zu finden, müsse sich zeigen "aber einen Versuch ist es wert". Der Ansicht waren alle Ausschussmitglieder, einstimmig wurde die Gründung der Arbeitsgruppe beschlossen. Bis zur nächsten Sitzung des Stadtrates am 24. Juli sollen alle Fraktionen und die Bürgerinitiative je zwei Vertreter dafür benennen. Das erste Treffen des Gremiums könnte bereits nach der Sommerpause stattfinden.

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