Verkehr in Ebersberg:Nichts geht mehr

Wegen eines folgenschweren Unfalls auf der B304 herrscht Chaos auf den Straßen in und um Ebersberg.

Lars Brunckhorst

Was der Schnee nicht schaffte, bewirkt ein Unfall mit einem Lastwagen mitten in der Kreisstadt: Auf den Straßen in und um Ebersberg geht seit Dienstag fast nichts mehr. Und weil die Vollsperre der Ortsdurchfahrt mindestens bis heute Mittag dauern wird, müssen Autofahrer weiterhin mit massiven Behinderungen rechnen. Ein Polizist sprach gestern Nachmittag machtlos von "Chaos".

Warnstreiks bei der Bahn

Im Münchner Berufsverkehr ist oft Geduld nötig. Doch offenbar sitzen die Pendler lieber allein in ihrem Auto im Stau.

(Foto: dpa)

Zu dem Unglück war es Dienstagnacht gegen 1.40 Uhr an der Baustelle in der Gärtnereistraße gekommen, wo gerade eine Fernwärmeleitung verlegt wird. Ein Lieferwagen eines Paketdienstes durchfuhr die einseitig freigegebene Baustelle. Als er über eine Eisenplatte rollte, welche die Baugrube überdeckte, rutschte diese weg und bohrte sich in den Treibstofftank des Lkw. Innerhalb von Augenblicken flossen 500 Liter Diesel teils in die Baugrube, teils in die Kanalisation.

Weil das verunreinigte Erdreich ausgebaggert werden und die Grube wieder verfüllt werden muss, ist der innerstädtische Einbahnstraßenring seither Richtung Wasserburg komplett gesperrt. Das führte dazu, dass der Verkehr nach und durch Ebersberg gestern weitgehend zum Erliegen kam. Schon am Vormittag stauten sich die Fahrzeuge bis nach Kirchseeon zurück. Autofahrer aus Vaterstetten, aber auch Grafing benötigten bis zu einer Stunde in die Kreisstadt.

Noch schlimmer wurde es im abendlichen Berufsverkehr: Die kilometerlangen Kolonnen, die sich von München in die Kreisstadt ergossen, wurden am Kreiskrankenhaus in die Pleininger und Wildermuthstraße umgeleitet, wo sie am Alten Kino auf den Verkehr auf der Eberhardstraße trafen.

Zu allem Überfluss hing am Nachmittag noch ein Sattelschlepper mit einer Panne auf der B304 vor Ebersberg fest. Vorübergehend ging in beide Richtungen nichts mehr. "Innerhalb Ebersbergs und des Landkreises habe ich einen Unfall dieser Art mit solchen Staus noch nicht erlebt", sagte Hermann Ziegler von der Verkehrsbehörde im Landratsamt. Die gestrigen Behinderungen weckten Erinnerung an die Sperre der A8 im August 2009, als der gesamte Autobahnverkehr über Ebersberg umgeleitet wurde.

Weil sich die Aufräum- und Reparaturarbeiten an der Unfallstelle in der Gärtnereistraße hinziehen, verlängerte die Verkehrsbehörde die Sperre im Laufe des gestrigen Tages zunächst bis Mittwochmittag. In der Behörde wollte man aber nicht ausschließen, dass die Sperre sogar bis zum Abend andauern könnte. Autofahrern wie Anwohnern wird damit auch heute Geduld abverlangt.

"Solange die Sperrung gilt, ist Chaos", bestätigte ein Polizeisprecher am Nachmittag, was Tausende Autofahrer und Ebersberger erlebten. Für eine Vollsperre der B304 gebe es einfach keinen "Notfallplan". Das bestätigt Hermann Ziegler: "Wir haben leider keine Umleitung." Ihm bleibt daher nur der Rat an alle Pendler, Ebersberg möglichst großräumig zu umfahren und auf die Durchsagen im Radio zu achten.

Fast ist es daher so, als sollte mit dem Unfall noch einmal die Notwendigkeit der Ebersberger Südumgehung bewiesen werden: Wäre sie schon fertig, gäbe es das Nadelöhr nicht. Doch die Umgehungsstraße wird erst am 9. Dezember eröffnet. "Vielleicht hätte man mit der Baustelle noch 14 Tage warten sollen", meinte denn auch gestern Ebersbergs Feuerwehrkommandant Uli Proske, der Dienstag von in der Nacht an mit seinen Männern und unterstützt vom Technischen Hilfswerk im Einsatz war, um das Dieselöl aufzufangen und das kontaminierte Schnee- und Wassergemisch in eine Sondermüllanlage zu bringen. Was in die Kanalisation gelangt war, konnte an der Kläranlage abgepumpt werden.

Bei dem Unfall wurde im übrigen niemand verletzt. Nach Polizeiangaben entstand aber ein Schaden von etwa 30000 Euro. Wegen der Verantwortung für den Unfall ermittelt die Polizei nach Informationen der SZ gegen die Baufirma. Sie soll die Baugrube nicht ordnungsgemäß abgesichert haben. Den Fahrer des Lastwagens soll keine Schuld treffen.

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