Süddeutsche Zeitung

Verkauf über Bücherstube:Genesis im Bild

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Ursula Garbe aus Grafing macht aus ihrem Zyklus ein Fotobuch

Von Michaela Pelz, Grafing

"Und Gott sprach: Es werde Licht!" Wer kennt sie nicht, diese Worte aus der Schöpfungsgeschichte? Optisch zum Leben erweckt wurden die Verse aus dem Ersten Buch Mose im Landkreis schon vor einigen Jahren - von Ursula Garbe, in Grafing durch ihre jahrelange Tätigkeit als Lehrerin an der örtlichen Grund- und Hauptschule wohlbekannt. Nun ist aus ihrem Bilderzyklus "Genesis" ein sehenswertes Fotobuch entstanden.

Schon von Kindesbeinen an gehörte die Liebe der gebürtigen Bayreutherin der Musik und der Malerei. Hausmusik wurde in ihrer Familie großgeschrieben, Kunstunterricht jedoch gab es an ihrem humanistischen Gymnasium keinen. Doch auch hier hatten sie und ihre Schwestern das Glück, vom Vater herangeführt zu werden. Er war begeisterter Aquarellmaler und die Mädchen eiferten ihm nach. Hobbykünstlerin Garbe wollte aber nicht nur autodidaktisch arbeiten, sondern ihr Wissen beständig erweitern. Darum besuchte sie über die Jahre zahlreiche Kurse. Zur Malerei mit Acryl fand die heute 83-Jährige aber erst mit Anfang sechzig, und ihre Begeisterung für die Möglichkeiten dieser Technik ist unüberhörbar: "Aquarell ist viel schwieriger, da muss man deutlich mehr überlegen - bei der Arbeit mit Acryl kann man alles zudecken oder Teile eines Bildes neu machen, während andere erhalten bleiben!"

Auf die Frage nach der Zeit, die sie für ein Gemälde braucht, antwortet die agile Seniorin: "Das ist ganz unterschiedlich. Manches ist in wenigen Stunden fertig, sobald man die Grundierung hat. Anderes steht mehrere Tage auf der Staffelei, weil man immer wieder das Gefühl hat, da fehlt noch was."

Den Zyklus "Genesis" schuf Garbe, weil sie sich als Religionslehrerin immer wieder mit dem Schöpfungsthema beschäftigt hatte. Wichtig ist ihr, dass es dennoch keine geplante Aktion war: "Die Malerei ist ein Prozess, bei dem eins aus dem anderen kommt. Man sagt sich nicht in der Früh: "Heute male ich den dritten Tag", sondern fängt einfach an und schaut was passiert." Am Ende entstanden auf diese Weise zehn Acrylbilder. Auch mit Gouache hat Garbe gearbeitet und vor allem mit Collagentechnik, um den Werken mehr Tiefe zu verleihen. Stücke aus zerknittertem Seiden- oder Zeitungspapier hat sie auf oder unter die Farbschichten gelegt, um durch Unebenheiten einzigartige Effekte zu erzielen. "Ich mag keine glatte Unterlage, für mich muss ein Bild eine Struktur haben," sagt die Künstlerin. Gut erkennbar wird dies etwa beim zum Vers "und erfüllet das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich mehren auf Erden" gehörigen Bild, auf dem sich ein Vogel und ein Schmetterling deutlich abheben: Beide sind aus rauem, gemusterten Papier.

Nachdem der Zyklus in der evangelischen Auferstehungskirche in Grafing bereits vor einigen Jahren ausgestellt worden war, hatte Ursula Garbe die Idee, daraus ein Fotobuch als Geschenk für die vier Enkel zu gestalten. Extra für dieses Projekt fertigte sie noch fünf weitere, thematisch passende Bilder an. Die Fotos fertigte der Hobbyfotograf Johannes Schmieg an. Der promovierte Physiker und frühere Softwareentwickler erinnert sich gut an diese Herausforderung: "Acryl reflektiert, wenn man es beleuchtet. Stimmt aber das Licht nicht, kann man die Struktur nicht erkennen." Und gerade auf die kam es ja bei diesen Bildern an.

Das Endergebnis kann sich sehen lassen: Ein Hardcover mit 30 Seiten glänzendem Fotopapier in doppelter Stärke, da die Seiten nicht gedruckt, sondern miteinander verklebt sind. Durch diese Layflat-Bindung gibt es beim Aufschlagen keinen Falz, sondern nur eine Knicklinie. Das Fotobuch beeindruckte auch Buchhändlerin Catherina Slawik so sehr, dass sie nun einige Exemplare in ihrer Grafinger Bücherstube zum Kauf anbietet.

Bei Garbe daheim zeigt sich, dass die Fotografien d"im Buch tatsächlich das Wesen der Originale gut einfangen, wenngleich die Farben der echten Genesis-Gemälde natürlich eine noch größere Leuchtkraft besitzen. Einige hängen im lichtdurchfluteten Wohn- und Essbereich zwischen unzähligen anderen Werken der Künstlerin. "Ich möchte meine Bilder immer um mich haben", erklärt sie lächelnd. Nur einmal, da sucht Ursula Garbe vergeblich nach einer bestimmten Zeichnung, bis ihr schließlich einfällt: "Ach, die habe ich übermalt!"

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Quelle:
SZ vom 18.05.2019
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