Verdacht auf Umweltfrevel:Ebersberg: Zerstörung eines Kleinods

Verdacht auf Umweltfrevel: Vom Bächlein ist kaum mehr etwas zu erkennen. Es wurde durch Erdreich und Holzabfälle weitgehend verschüttet. Naturschützer hoffen, dass dieses Biotop wieder renaturiert wird.

Vom Bächlein ist kaum mehr etwas zu erkennen. Es wurde durch Erdreich und Holzabfälle weitgehend verschüttet. Naturschützer hoffen, dass dieses Biotop wieder renaturiert wird.

(Foto: Christoph Straßer/oh)

In einem Wäldchen zwischen der Kreisstadt und Grafing sind Bäume gefällt und ein Bach zugeschüttet worden. Die Naturschutzbehörde prüft, ob das rechtliche Folgen hat.

Von Daniela Gorgs, Ebersberg

Als Christoph Straßer am Freitagmorgen von Aßlkofen nach Grafing-Bahnhof radelte und mitten im Wald einen Harvester stehen sah, ahnte er nichts Gutes. Auf der Rückfahrt am Abend bestätigte sich sein Verdacht. Das Wäldchen westlich des Fuß- und Radweges wurde verwüstet. Die Forstmaschine hatte ein paar Bäume abrasiert und den kleinen Bach mit Erdreich und Holzabfällen verschüttet. Die Bäume an den Rändern blieben stehen. Für Christoph Straßer ist das Landschaftsbild jetzt zerstört. Es sehe aus, als habe ein Zahn seine Füllung verloren.

Seit seinem Zuzug nach Ebersberg im Jahr 1979 hat ihn dieses Kleinod als ebenso markante wie "romantische" landschaftliche Fläche fasziniert. Damals war der Radweg noch nicht geteert, und die Umgehungsstraße war auch noch nicht da. Durch das Wäldchen schlängelte sich sehr malerisch ein Bächlein mit stellenweise feinsandigen Ufern und entsprechender Vegetation. Im Frühling blühten dort noch Buschwindröschen.

In all den Jahren, sagt Straßer, sei er davon ausgegangen, dass es sich bei dem Wäldchen nördlich der B 304 um eine geschützte Landschaftsfläche handelt. Ein entsprechendes Hinweisschild habe er allerdings nie gesehen. Der Ebersberger ist Mitglied im Bund Naturschutz und im Verschönerungsverein. Er habe nichts dagegen, wenn zur Verjüngung des Waldes der ein oder andere Baumstamm behutsam entnommen würde. Doch hier habe der Eigentümer auf "grobe, rücksichtslose Weise" eine Miniaturlandschaft niedergerissen, was Straßer verärgert und zugleich betroffen macht.

Nach Bayerischem Umwelt-Atlas handelt es sich um ein eingetragenes Biotop

Geschockt und entsetzt ist auch Regina Wegemann, die Leiterin der Kreisgeschäftsstelle des Bundes Naturschutz im Landkreis Ebersberg. Für sie ist ein "traumhaftes Stück Landschaft" zerstört worden. Nach dem Bayerischen Umwelt-Atlas handelt es sich bei der Fläche um ein eingetragenes Biotop - "um ein Feldgehölz", erläutert Regina Wegemann. So ein idyllisches Fleckchen Erde mit Bach und Totholzanteil erhalte als Feuchtstandort die Artenvielfalt.

Als Agraringenieurin und Naturschützerin beobachtet Wegemann die Verödung der bayerischen Agrarlandschaft mit blutendem Herzen. Sie bezeichnet die Baumrodung als "unglaublichen Frevel an der Natur". Nach dem erfolgreichen Volksbegehren "Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern" sei dies ein Affront gegen den Artenschutz - und das am "Internationalen Tag der biologischen Vielfalt", der am Freitag gefeiert wurde. "Schlimm, wie nutzlos solche allgemeinen Ausschreibungen sind."

Auch Johann Taschner, Leiter der Naturschutzbehörde im Landratsamt Ebersberg, sei zunächst ein wenig erschrocken, als er die Bilder von dem Wäldchen sah, dessen Inneres stark kahl geschlagen wurde. Er bestätigt, was die Bund-Naturschutz-Kreisgeschäftsführerin bei einem Blick in den Bayern-Atlas herausfand: Die Fläche ist beim Landesamt für Umwelt als Biotop eingetragen. Es spreche vieles dafür, dass es sich um ein empfindliches Gelände handele, das eine sensible Behandlung erfordere. Ob dieses Feldgehölz aber im rechtlichen Sinne mit einem Veränderungsverbot versehen, ob es unter Schutz gestellt ist und der Eigentümer mit seinem Eingriff einen Rechtsverstoß begangen habe, konnte Taschner am Montag noch nicht sagen. Jetzt werde erst geprüft, ob der Charakter des Gehölzes trotz der Fällung noch gewahrt sei.

Bei der Biotopkartierung vor 25 Jahren seien die Grundbesitzer über ihre schutzwürdigen Flächen informiert worden, sagt Taschner. Er bedauert, dass die Eigentümer sich nicht immer an die Behörde wenden würden, wenn sie Fragen zur Bewirtschaftung der Biotope hätten.

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