Veranstaltung in Grafing:Eine Stimme für die Alten

Veranstaltung in Grafing: Thomas Goppel spricht im Grafinger Kastenwirt vor Senioren über politisches Engagement. Und erhält viel Applaus von den Besuchern.

Thomas Goppel spricht im Grafinger Kastenwirt vor Senioren über politisches Engagement. Und erhält viel Applaus von den Besuchern.

(Foto: Christian Endt)

Der Landesvorsitzende der Senioren-Union, Thomas Goppel, sieht seine Generation benachteiligt. Er fordert eine bessere Zusammenarbeit mit der Jugend

Von Katharina Güntter, Grafing

"Man muss wissen, wo man steht, bevor man entscheidet, wo man hingeht." Und wo man momentan stehe, sei auch der Verdienst der Senioren, sagte Thomas Goppel, Landesvorsitzender der Senioren-Union (SEN). Er bringt damit zum Ausdruck, wie sehr ihm die ältere Generation am Herzen liegt. Am Dienstagabend sprach der 71-Jährige in Grafing über die Wichtigkeit generationsübergreifender Zusammenarbeit. Er betonte, dass "alles, was die Jugend positiv feststellt, das Werk dieser Generation ist. Das Wesentliche der Zeit wird von den Senioren getragen".

Laut Goppel ist es seiner Generation zu verdanken, dass die Menschen heutzutage rund 30 Jahre älter werden als noch vor 50 Jahren. Ihm sei wichtig, dass es aktuell in der Politik nicht nur um Frauen und junge Menschen, sondern um die ganze Gesellschaft gehe, also auch um die Senioren und ihre Bedürfnisse. "Wir haben nicht ausgemacht, dass wir einzahlen und ansonsten die Klappe halten."

Passend zum Thema "Einzahlen" sprach er auch über die Herausforderung der Rentenpolitik. Das Problem, so der Landesvorsitzende, sei die schrumpfende Zahl Erwerbstätiger und die wachsende Zahl der Rentner. Zusätzlich kritisierte er die gewaltigen Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen. Für die gleiche Summe an Direktversicherungen wären die vergangenen zehn und werden die kommenden 30 Jahre eingezahlt, so Goppel.

Auch die Pflege sei lange vernachlässigt worden, kritisierte er. Ein großer Fehler der Regierung sei es gewesen, trotz des mangelnden Pflegepersonals zwei Jahre lang ausgebildete philippinische Pfleger abzulehnen, durch die wegen der gleichen Weltanschauung nicht einmal ein Bruch der Gesellschaft durch Religionsverschiedenheit entstanden wäre.

Auch die Gesundheitsversorgung werde immer teurer, da die Mittel in Deutschland, wie zum Beispiel Medikamente, nicht gerade preiswert seien. Lob für die Gesundheitspolitik folgte aber auch: Während beispielsweise in England Senioren ab dem Alter von 70 Jahren keine Operation mehr bezahlt bekämen, habe Deutschland dies in der Sozialpolitik gut gelöst.

Kritik sprach er anschließend für die Wohnpolitik aus. "Dass Chinesen und Russen entscheiden, wo gekauft wird, finde ich unerträglich." Goppel erntete große Zustimmung aus dem Saal. Die dringlichste Aufgabe sei, dafür zu sorgen, dass "wir selbst unsere Immobilien kaufen können".

Auch die Mobilität in Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr wurde angesprochen. Goppel verlangte, dass die Umgebung den Senioren angepasst und allgemein der öffentliche Nahverkehr verbessert werde. Aber gleichzeitig "muss die Belegung des Gleises zulassen, dass die Züge pünktlich sind". Trotz oder gerade wegen der vielen verbesserungsbedürftigen tagtäglichen Situationen sprach Goppel ein Lob für die Senioren-Union aus: "Wir sind im Gespräch miteinander und lassen nicht zu, dass andere über unsere Köpfe entscheiden."

Die Chefin der Grafinger Frauen-Union, Elli Huber, nutzte anschließend die Gelegenheit, ihre Sorge auszusprechen. Das Anspruchsdenken heutzutage sei so hoch, und Lebensgrundlagen, die Zeitzeugen im Krieg gelernt hätten, wie kein Essen wegzuschmeißen, würden nicht mehr so geschätzt, da heutzutage alles zur Verfügung stehe. Goppel meinte daraufhin, man müsse mit der nächsten Generation reden, mit ihnen unterwegs sein und ihnen praktische Beispiele zeigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: