Süddeutsche Zeitung

Unternehmerin aus Vaterstetten:Preis für Ausbildung von Geflüchteten

Sonja Ziegltrum-Teubner von der Bayerischen Blumenzentrale in Parsdorf wird für ihr mehrjähriges Engagement ausgezeichnet.

Von Antonia Voelzke, Vaterstetten

Sprachbarrieren haben alle Beteiligten überwunden, ebenso bürokratische Hürden: Für Sonja Ziegltrum-Teubner haben sich die Mühen aber gelohnt. Sie beschäftigt in ihrer Bayerischen Blumenzentrale in Parsdorf seit mehreren Jahren Geflüchtete und ermöglicht ihnen auch eine Ausbildung. Dafür wurde sie nun zur Regionalbotschafterin des Netzwerks "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" in Bayern ernannt.

"Wenn die Flüchtlinge schon mal da sind und wir als Betrieb Mitarbeiter brauchen, dann macht es doch nur Sinn, den Asylsuchenden auch eine Beschäftigung bei uns zu geben", hat sich Sonja Ziegltrum-Teubner zu Beginn der Flüchtlingskrise gedacht. Seit Jahrzehnten habe ihr Unternehmen viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, erzählt sie. Bisher haben fünf Geflüchtete eine Stelle in der Blumenzentrale gefunden. Zwei als Hilfsarbeitskräfte und drei haben eine Ausbildung im Betrieb angefangen. "Einer wollte Gärtner werden, während ein anderer die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik machte", sagt Ziegltrum-Teubner. Für die Geflüchteten sei es sehr positiv gewesen, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen anstatt sich nur in der eigenen Unterkunft aufzuhalten, so Ziegltrum-Teubner.

Zu Beginn sei die Ausbildung der Geflüchteten jedoch nicht einfach gewesen, sagt die Geschäftsführerin. Die zahlreichen, unübersichtlichen Formalien der Asylpolitik und die damit einhergehende Unsicherheit über die Genehmigung von Asylanträgen gefährdete immer wieder die Ausbildung der Geflüchteten im Betrieb. "Es schien immer wieder unsicher, ob unsere Azubis bleiben dürfen oder nicht", sagt Ziegltrum-Teubner. Dies habe das Einstellen von Geflüchteten auch für sie als Arbeitgeberin schwierig gemacht. Es sei ein ewiges Hin und Her gewesen, bei welchem sie ohne die Unterstützung einer Freundin vielleicht schnell aufgegeben hätte, erinnert sich die Firmenchefin, die seit 2016 auch Sprecherin des IHK-Regionalausschusses im Landkreis ist. Die Bekannte, die sich im Asyl-Helferkreis engagiert, war es auch, die half, überhaupt den Kontakt zu den Geflüchteten herzustellen.

Während der Ausbildung der Asylsuchenden habe sie sich sehr um die behördliche Angelegenheiten der Geflüchteten gekümmert, erzählt Ziegltrum-Teubner. "Ohne die Unterstützung von Ehrenamtlichen, die sich mit den Formalien rund um die Asylpolitik auskennen, schmeißen viele Arbeitgeber sehr schnell hin", sagt sie. Die Asylpolitik sei für sie ein regelrechter Dschungel gewesen, denn meist habe jeder Landkreis Asylanträge anders gehandhabt. Im Gegensatz zum Beginn der Flüchtlingskrise seien die Regeln des Asylrechts nun aber klarer, berichtet Ziegltrum-Teubner. Heute gebe es die "2+3- Regelung". Diese ermöglicht es Geflüchteten, ihre Ausbildung auch dann abzuschließen, wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird, und anschließend noch zwei Jahre im Betrieb weiterzuarbeiten. "Jetzt kann ich die Situation zumindest von Anfang an abschätzen", sagt Ziegltrum-Teubner.

In der ersten Zeit der Ausbildung habe es natürlich auch Sprachbarrieren gegeben, sagt Ziegltrum-Teubner. Um diese zu überwinden, habe es eine ausbildungsbegleitende Förderung des Landkreises Ebersberg gegeben, bei welcher die Azubis einmal die Woche Förderunterricht bekommen hätten, erzählt Ziegltrum-Teubner. "Ohne diesen Förderunterricht wäre es nicht gegangen, das muss ich ganz klar sagen", so Ziegltrum-Teubner.

Mittlerweile haben zwei der Geflüchteten die Ausbildung in der Bayerischen Blumen Zentrale abgeschlossen. Einer von den beiden arbeitet auch heute noch in Ziegltrum-Teubners Betrieb. Der andere habe in einen anderen Betrieb gewechselt, um im Verkauf zu arbeiten, erzählt die Geschäftsführerin der Blumenzentrale: "Nach der Ausbildung sind aber beide gut im Arbeitsmarkt integriert."

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SZ vom 10.07.2020/koei
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