Vaterstetten/Zorneding:Gefälschte Post von der Nachbarschaftshilfe

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Angeblich soll der Schriftführer abgewählt werden - böser Scherz oder gezielte Intrige?

Lars Brunckhorst

Die Nachbarschaftshilfe Vaterstetten ist ein karitativer Verein. Doch innerhalb der Einrichtung ist es mit Fürsorge und Nächstenliebe offenbar nicht so weit her: Zur Mitgliederversammlung in zwei Wochen wurde eine gefälschte Einladung verschickt, in der die Abwahl des Schriftführers angekündigt wird. Nun herrscht in dem Verein, der in den Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn rund 2500 Mitglieder hat und mit einem Millionenbudget Hunderte von Patienten betreut, Aufruhr.

Eine Abwahl von Schriftführer Franz Köppl sei weder geplant noch zu irgendeinem Zeitpunkt zur Diskussion gestanden, versichert der Vereinsvorsitzende, Zornedings früherer Bürgermeister Franz Pfluger. Dazu gebe es auch gar keinen Anlass. Auf der offiziellen Tagesordnung zur Mitgliederversammlung am 29. Juni, welche von Pfluger abgezeichnet wurde und wohl auch an die meisten Mitglieder gegangen ist, ist denn auch keine Neuwahl vorgesehen. Wie die beiden Punkte 8 und 9, Abwahl und Nachwahl, dennoch auf die Einladung gekommen sind, die wenigstens ein Mitglied per Post erhielt und der SZ zuleitete, kann sich Pfluger nicht erklären. "Ich falle aus allen Wolken."

An einen Fehler oder Irrtum mögen der Vorsitzende wie auch sein Schriftführer nicht glauben. Die falsche Tagesordnung müsse bewusst auf das Briefpapier der Nachbarschaftshilfe kopiert und unter die Post gemischt worden sein, sind Pfluger und Köppl überzeugt. Sie gehen daher davon aus, dass jemand aus der Nachbarschaftshilfe hinter der Aktion steckt. Nur wer? Und warum? Das Versenden der etwa 2500 Einladungen wurde von der Geschäftsstelle übernommen, am Eintüten der Briefe waren mehrere Personen beteiligt. Hat sich jemand dabei einen bösen Scherz erlaubt oder handelt es sich um eine gezielte Intrige? "Das ist kein Scherz mehr", sagt Pfluger, der hinter dem Vorgang einen Affront gegen sich sieht und als Konsequenz über einen Rücktritt nachdenkt. Schließlich tragen alle Einladungen seine Unterschrift - sie ist auf die Briefbögen kopiert.

"Wenn mich jemand ausbooten will, kann ich nur sagen: Ich muss das nicht haben!" Mit seinem Schriftführer ist er sich einig: Irgendjemand habe dem Vorstand "bewusst ein Ei gelegt". Eine Erklärung dafür haben sie aber nicht. Natürlich gebe es mal Meinungsverschiedenheiten - "dass der Franz den Mund aufmacht, ist bekannt", sagt Pfluger; aber etwas Gravierendes, das den möglichen Racheakt begründen könnte, sei nie vorgefallen.

Andererseits: Köppl scheint zumindest in der Vergangenheit angeeckt zu sein. Nach SZ-Informationen wurde er vom einstigen Vorsitzenden Rainer Nitsche vor Jahren vergeblich zum Rücktritt aufgefordert - im Namen des ganzen Vorstands. Und fragt man heute wichtige Mitglieder des Vereins nach Gründen für die gefälschte Einladung, so erhält man von einem zur Antwort: "Dazu sage ich jetzt nichts." Steckt also doch mehr hinter der Fälschung? Will jemand Vorstandsmitglieder mobben? Oder ist es nur ein Sommertheater? Wie auch immer - es herrscht jetzt tiefes Misstrauen in dem Verein. Diesen kommt der Vorfall außerdem teuer. Weil man nicht weiß, wie viele falsche Einladungen herausgegangen sind, werden an alle Mitglieder neue Briefe verschickt. So will man vermeiden, dass die Versammlung platzen könnte, weil nicht korrekt geladen wurde. Dort will Pfluger auch ein paar klare Worte sprechen - sie dürften nicht sehr fürsorglich werden.

© SZ vom 16.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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