Vaterstetten:Zirkus der geometrischen Formen

Vaterstetten: Der Künstler und Grafiker Peter Wilhelm und seine Tochter Martina mit ihren heiter-skurrilen und schönen Objekten aus Fundholz vom Wertstoffhof.

Der Künstler und Grafiker Peter Wilhelm und seine Tochter Martina mit ihren heiter-skurrilen und schönen Objekten aus Fundholz vom Wertstoffhof.

(Foto: Christian Endt)

Der Baldhamer Maler und Grafiker Peter Wilhelm konstruiert aus Obstkisten und anderen Funden vom Wertstoffhof wunderbar verrückte Objekte. Gezeigt werden sie im Rathaus Vaterstetten

Von Rita Baedeker, Vaterstetten

Wer die Ausstellung "Fund-Holz-Bunt" im Rathausfoyer Vaterstetten gesehen hat, wird Kisten vom Gemüse- oder Getränkemarkt künftig nicht länger nur als Transportmittel für Gurken, Tomaten und mehr oder weniger edle Tropfen betrachten. Vielleicht wird ihn sogar eine wilde Lust packen, die Lust, es dem Baldhamer Grafiker und Maler Peter Wilhelm gleich zu tun. Wilhelm hat seine Schaffenslust ausgelebt und sich diverser Fundstücke aus den Containern des örtlichen Wertstoffhofs angenommen, um aus Latten und Leisten heiter-bunte Objekte in leuchtendem Rot, Gelb, Blau und anderen Signalfarben zu konstruieren; Lieferant ist auch der Baldhamer Obst- und Gemüseladen Tutal, der ihm Teile für seine vergnüglichen Puzzles zur Verfügung stellte.

Bei einigen der Objekte, die jetzt im Lichthof gezeigt werden, kann man noch die Herkunft erkennen - "Di Tullio Pierino" steht in zartem Blau auf einer Holzlatte gedruckt. Der Absender - ein Winzer. Auch das Bruchstück eines anderen Objekts verrät seinen ehemaligen Daseinszweck - aufs nackte Holz sind Äpfel und Birnen gemalt. In Verbindung mit Wilhelms sprühendem Ideenreichtum, allerlei Fundstücke und Reste zu kombinieren, zu verschachteln, zu bemalen und zu neuen überraschenden Formen zusammenzuleimen oder -nageln, gewinnen die Teile ein erstaunliches Eigenleben. Viel zu schade zum Wegwerfen oder Verfeuern.

Der Künstler arbeitet hauptsächlich mit Holzresten und Leisten, doch auch ein Körbchen mit "Obst" aus bunten Bauklötzen, Plastikhalme, Reißzwecken, Schraubverschlüsse, Reste von Alufolie, ein geriffeltes Waschbrett und anderes mehr verwandelt er zusammen mit dem Holz in ebenso heitere wie rätselhafte Konstrukte. Die größeren, an der mit schwarzem Stoff bespannten Wand befestigten Arbeiten schicken die Phantasie auf Reisen. Je nach Assoziation sieht der Betrachter ein Totem, den Schild eines Ritters aus fernen Landen oder ein Fluggerät.

Häufig sind die Bruchstücke der Arbeiten kunstvoll in sich verschachtelt, verwinkelt, sie streben in alle Richtungen, bilden neue Winkel, neue Ebenen; andere wieder sind streng symmetrisch gebaut. Manche erzählen eine Geschichte oder verweisen augenzwinkernd auf ein Produkt. So ist auf sieben verschieden langen Stäben ein Schraubverschluss montiert; auf dem Deckel steht "Sieben Zwerge", der Name einer Saft-Marke für Kinder. Charmant auch das wie ein Fächer konstruierte Teil aus fünf gelben Stäben. Eine andere Gruppe von Objekten mit viel knalligem Rot und schrägen Streifen lässt an Warnzeichen und Baken denken. Achtung: fröhliche Kreuzung! Welch ein schönes Signal.

Peter Wilhelms Formen-Vokabular ist unerschöpflich. Er lässt die Geometrie tanzen, spielt mit Dreieck, Viereck, Vieleck, Stäben, Kreisen. Seine Farbflächen und Linien sind fern jeglicher mathematischer Strenge, eher geben sie alle zusammen eine Zirkusvorstellung mit Jonglage, Trapez und Clownerien. Jeder Winkel, jede Stellwand, birgt Überraschungen.

Peter Wilhelm, 1940 in Wien geboren, hat an der Kunstgewerbeschule in Basel Typografie und Schriftzeichnen studiert. Ein Studium an der Werkkunstschule Offenbach in den Fächern Grafik und Fotografie schloss sich an. Die Grundelemente der Bildenden Kunst, Punkt, Linie, Fläche und Farbe, Komposition und Gestaltung, hat er als Grafiker und Layouter namhafter deutscher Verlage (Gruner + Jahr, Stern, Playboy, Burda Prestel-Verlag) tausendfach angewandt und variiert. Seit 1997 widmet Wilhelm sich Malerei, Materialstudien und Farbobjekten. Mit diesen Arbeiten präsentiert er nicht nur sein gestalterisches Können, sondern schenkt den Besuchern obendrein ein Lächeln, das sie mitnehmen können in ihren Alltag.

Die Ausstellung "Fund-Holz-Bunt" mit Objekten von Peter Wilhelm im Foyer des Rathauses Vaterstetten dauert noch bis 14. Juni, geöffnet Montag bis Freitag von 8 bis 12, Donnerstag auch 14 bis 18 Uhr.

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