Bunter Advent:Familie und Glauben

Rebecca Zeiller

Rebecca Zeiller ist gelernte Hauswirtschaftsleiterin.

(Foto: Privat)

Rebecca Zeiller macht Herz und Haus weit auf.

Von Michaela Pelz, Vaterstetten

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem ersten Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Unangemeldeter Besuch in der womöglich unaufgeräumten Wohnung - für die meisten Menschen keine besonders angenehme Vorstellung. Anders bei Rebecca Zeiller. Wie sie es schon als Kind gelernt hat, schafft die Baldhamerin ganz selbstverständlich durchgehend Ordnung, um jederzeit Verwandte, Freunde und Nachbarn empfangen zu können, die ohne Ankündigung hereinschneien. So wie es in ihrem Geburtsland Nigeria ganz selbstverständlich ist - auch und vor allem zwischen dem 25. Dezember und dem 1. Januar, jener "Zeit der Liebe" mit Essen im Überfluss, in der man die große Verbundenheit der Menschen besonders spüre und alle nett zueinander seien. Die gelernte Hauswirtschaftsleiterin weiß noch gut, was in den festlich mit (Plastik-) Tannenzweigen dekorierten Häusern in jenen Tagen auf dem Plan stand: "Kochen, kochen, kochen. Jollof Rice, Pounded Yam, Egusi Soup oder Moi moi." Danach startete der große Besuchsreigen, mit selbst zubereiteten Speisen statt Blumen für die Gastgeber. Auch in Sachen Bescherung gab es Unterschiede: Statt Puppen oder Spielzeugautos erhielten die Kinder neue Schuhe und Kleidung. Ein Satz wurde im Laden von der Stange gekauft, für das zweite Set durften sich die sieben Geschwister bei der Schneiderin ein Gewand ihrer Wahl anfertigen lassen - alle aus demselben Stoff. "Wenn Onkel und Tante kamen, bekamen wir Geld. Nicht zu vergessen die kleinen Geschenke vom Weihnachtsmann", lacht die in den Siebzigern geborene Frau in Erinnerung an jene bärtigen Männer, die am Marktplatz und anderen öffentlichen Orten mit ihrem "Ho, ho, ho! Warst du denn auch artig?" die Kinder empfingen.

Diese Szenen sind lange vorbei, die Tradition des üppigen Festmahls hat sich Zeiller bewahrt. Natürlich als nigerianisch-deutsche Kombination. So stehen für sie, den deutschen Ehemann, ihre vier Sprösslinge zwischen acht und 25 Jahren und - wenn nicht gerade Pandemie ist - die herzlich willkommenen Gäste am Heiligen Abend beispielsweise gestampfte Yamwurzel, Melonenkernsoße, Kartoffelbrei mit Soße aus Schwarzaugenbohnen, Rind, Ziege, Ente und Gans auf dem Tisch. Zuvor allerdings geht es in die Kirche - der Glaube spielt eine ganz wesentliche Rolle in ihrem Leben. Sie gehört einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an, die unter der Leitung eines amerikanischen Pastors multikulturell aufgestellt ist. "Musik und Gottes Wort tun der Seele gut, man braucht Hoffnung und Zusammenhalt, gerade in dieser anstrengenden Zeit." Gemeinschaft, gegenseitige Wertschätzung und Vermittlung zwischen den Kulturen lebt Zeiller zudem seit Jahren in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Vereins Deutsch-Afrikanischer Frauenaustausch (DAFA e.V.). Auch dort sind alle Interessierten herzlich willkommen - und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

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