Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:So viele Kandidaten, wie selten bei einer Bürgermeisterwahl

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In Vaterstetten treten fünf Bewerber um die Nachfolge von Georg Reitsberger an. Eine rekordverdächtige Zahl, die in der Ortsgeschichte erst einmal übertroffen wurde.

Analyse von Wieland Bögel

Sie kennen mich", so warb einst die Bundeskanzlerin um ihre Wiederwahl, und auch in den Vaterstettener Bürgermeisterwahlkämpfen hätte dieser Satz fallen können. Entweder hatten die Bewerber einen Amtsbonus oder sie waren im Gemeindeleben weit über die Grenzen ihrer Parteien hinaus bekannt. Das wird diesmal anders sein, was eine Herausforderung, aber auch eine Chance für die Bewerber ist.

Von denen gibt es diesmal so viele wie selten bei einer Bürgermeisterwahl in der Großgemeinde: Nachdem nun auch die Grünen offiziell ins Rennen eingestiegen sind, können die Vaterstettener am 29. März aus fünf Optionen wählen. Das ist beinahe Rekord, nur 1984 hatte es mehr Bewerber gegeben, da waren es sogar sechs. Danach wurde das Bewerberfeld deutlich überschaubarer.

Bewarben sich 1989 noch vier Kandidaten um die Nachfolge des bei einem tragischen Verkehrsunfall verstorbenen Hermann Bichlmaier, standen auf den Stimmzetteln in den folgenden Jahren nur noch drei oder gar zwei Namen. Die man allerdings meist kannte, schließlich trat mit Ausnahme der Wahl von 2013 immer der Amtsinhaber an, oft war auch der Gegenkandidat bekannt. Denn der war oft bereits ein politisches Schwergewicht in der Gemeinde. Etwa die langjährigen Gemeinderäte Peter Bayerlein und Martin Wagner, die dennoch 1989 und 1995 gegen Peter Dingler verloren.

Der amtierende Rathauschef Georg Reitsberger hatte zwar weniger einen politischen, aber einen gesellschaftlichen Bonus; dass er 2013 gewann, lag auch daran, dass er im Gegensatz zu seinen Herausforderinnen in der Gemeinde sehr bekannt ist. Eine Eigenschaft, an der sein Vorgänger Robert Niedergesäß bereits jahrelang gearbeitet hatte, bevor er Dingler 2001 das Amt abjagte.

So viel Zeit haben die jetzigen Bewerber zwar nicht, trotzdem ist die Strategie des heutigen Landrats zur Nachahmung geeignet: Nie waren die Chancen so gut, die Vaterstettener mit der eigenen Persönlichkeit und dem eigenen Programm zu überzeugen, ohne im Schatten eines Altgedienten oder Wohlbekannten zu stehen. Und auch wenn dafür keine Jahre zur Verfügung stehen, sind die immerhin noch 229 Tage Zeit genug, an einigen der rund 4800 Vaterstettener Haustüren zu klingeln. Damit es am 230. Tag dann heißt: "Sie kennen mich."

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SZ vom 11.09.2019
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