Entscheidung im Umweltausschuss:Vaterstetten verbietet Volksfest-Feuerwerk

Entscheidung im Umweltausschuss: Ein Feuerwerk wie dieses gab es in den vergangenen Jahren als Attraktion auf dem Vaterstettener Volksfest. Damit ist nun Schluss.

Ein Feuerwerk wie dieses gab es in den vergangenen Jahren als Attraktion auf dem Vaterstettener Volksfest. Damit ist nun Schluss.

(Foto: Christian Endt)

Am Volksfest werden in der Großgemeinde künftig keine Raketen mehr gezündet, auch an Silvester könnte es Einschränkungen geben.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wird Alkohol in größeren Mengen ausgeschenkt, kommt es schon mal vor, dass der eine oder andere Sterne sieht. Anders beim Vaterstettener Volksfest, da gab es bislang Sterne für alle - beim öffentlichen Feuerwerk. Doch damit ist nun Schluss, mit großer Mehrheit gab der Umweltausschuss einem Antrag der Grünen statt, künftig auf die Ballerei zu verzichten. Noch offen ist, ob auch die private Feuerwerkerei an Silvester eingeschränkt werden soll, darüber muss der Gemeinderat demnächst beraten.

Mehrere Gründe sprächen gegen das Volksfest-Feuerwerk, begründete Axel Weingärtner den Antrag seiner Fraktion. Zum einen die "Feinstaubproblematik", also die Rußpartikel, die beim Rumböllern freigesetzt werden und als gesundheitsschädlich gelten. Zudem sei das Feuerwerk, das früher als "Magnet" am eher umsatzschwachen Montag stattfand, inzwischen auf den Eröffnungstag verlegt worden. "Da ist das Zelt eh voll", den Werbeeffekt durch Böller und Raketen könne man sich daher getrost sparen. Die geschätzten 2000 Euro für das Feuerwerk sollten darum entweder in ein weniger umweltschädliches Spektakel wie eine Lasershow fließen oder vielleicht Bedürftigen in Form von Gutscheinen zugute kommen, so Weingärtner. Oder man spare sich das Geld komplett und schone damit ein wenig die strapazierte Gemeindekasse.

Gerade für Tiere sei der Lärm ein enormer Stress

Auch sei die Knallerei für Wild- und Haustiere ein enormer Stress, "die freuen sich sicher nicht über das Feuerwerk", so Weingärtner. Ebensowenig diejenigen, welche die Feuerwerkskörper herstellten, denn dies geschehe meist in wenig arbeitnehmerfreundlichen Fabriken in Asien. Weingärtner verwies auf zahlreiche Berichte über schlimme, oftmals auch tödliche Unfälle bei der Feuerwerksproduktion. Diese schlechten Arbeitsbedingungen solle man daher nicht mit dem Kauf von Feuerwerkskörpern unterstützen.

Viel Unterstützung gab es dagegen für den Antrag. "Ich kann dem viel abgewinnen", sagte Renate Will (FDP). Die Gemeinde habe hier auch eine Vorbildfunktion. Sie regte an, mit dem eingesparten Geld am Kindernachmittag den jungen Besuchern Freifahrten zu spendieren. Zwar sei die Feinstaubbelastung eher vernachlässigbar, meinte Sepp Mittermeier (SPD), er schätzte das Feuerwerk für etwa so umweltschädlich ein wie sechs Diesel-Pkw. Dennoch werde seine Fraktion für ein Ende der Ballerei stimmen, schon aus Gründen der Vorbildwirkung. Die Idee, stattdessen ein anderes Unterhaltungsprogramm anzubieten, solle man aber auf jeden Fall umsetzen.

Den Antrag unterstütze auch ihre Fraktion, so Christl Mitterer (CSU), nicht zuletzt, weil auch die Feuerwehr in den vergangenen Jahren des öfteren davon abgeraten habe, da es Anfang Juni schon gelegentlich sehr trocken und daher brandgefährlich sei. Manfred Schmidt (FBU/AfD) ging noch einen Schritt weiter, er forderte, gleich eine Verordnung zu erlassen, wonach an Silvester an bestimmten Orten der Gemeinde, etwa in der Nähe von Alten- und Pflegeheimen oder auch Kirchen und denkmalgeschützten Gebäuden, kein Feuerwerk abgebrannt werden darf.

Über die Regelung an Silvester könnte noch heuer entschieden werden

Dies könne der Ausschuss aus Zuständigkeitsgründen nicht beschließen, sagte Georg Kast, Referent des Bürgermeisters. Er sicherte aber zu, sollte Schmidt den Antrag stellen - was er inzwischen offiziell getan hat - diesen noch in der Dezembersitzung auf die Tagesordnung des Gemeinderates zu setzen. Damit könnte die Regelung, sollte eine Mehrheit dafür stimmen, bereits an diesem Jahreswechsel gelten. Was das Ersatzprogramm angehe, riet Kast von einer Laser-Show ab, diese sei wegen des Energieverbrauchs und der zusätzlichen Lichtverschmutzung nämlich auch nicht unbedingt umweltfreundlich.

Nicht ganz zufrieden mit dem Feuerwerksverbot zeigten sich die Freien Wähler. Wolfgang Schermann etwa erklärte, er finde die Absage übertrieben, sein Fraktionskollege Peter Reitsberger warnte vor wirtschaftlichen Folgen: "Wir sollten dem Festwirt nicht in den Rücken fallen" und eine beliebte Attraktion absagen. Schließlich beklage man sich dann am Ende wieder über das hohe Defizit des Volksfestes, wenn zu wenig Besucher gekommen seien.

Der Bürgermeister regt einen Kompromiss an - und scheitert

Auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) verwies darauf, der Festwirt sei "felsenfest überzeugt, dass das Feuerwerk einen Zuwachs an Besuchern bringt". Er regte daher als Kompromiss an, das Spektakel im kommenden Jahr einmal ausfallen zu lassen, zu "schauen, wie die Reaktionen sind" und das Feuerwerk dann gegebenenfalls wieder einzuführen.

Was die Mehrheit im Gremium allerdings anders sah, gegen die Stimmen des Bürgermeisters und der Freien Wähler wurde ein unbefristetes Feuerwerksverbot für das Volksfest beschlossen. Wer also künftig auf der Vaterstettener Festwiese Funken sehen will, muss sich etwas anderes einfallen lassen.

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