Ein Foto des Papstes in weißer Daunenjacke, die Worte eines Politikers „neu gemixt“ oder das Grinsen von Jim Carrey, wo eigentlich Jack Nicholsons irrer Blick durch die demolierte Tür das Shining-Publikum erschauern lassen müsste: In Zeiten von KI und Deepfake ist längst nicht mehr klar, was wirklich real ist oder was mithilfe von Technik nur täuschend gut nachgemacht wurde. Doch auch jenseits von Fotos, Filmen oder Sprachaufnahmen heißt es wachsam sein. Zu leicht kann man durch Fake News in die Irre geführt oder bewusst getäuscht, beeinflusst, wenn nicht sogar fremdgesteuert werden. Im Privaten wie im Politischen.
Wie es passieren kann und welche Folgen es hat, wenn jemand „in die Fänge der Manipulation“ gerät, das will nun die VHS Vaterstetten von jungen Schreibenden wissen, die sich an der siebten Auflage ihres Literaturwettbewerbs beteiligen. Denn Manipulation ist das Thema, das die beiden Organisatorinnen – die preisgekrönte Autorin Juliane Breinl sowie die VHS-Fachbereichsleiterin „Sprachen und Literatur“ Anja Rahimpour – in Anlehnung an den Schwerpunkt des VHS-Winterprogramms („KI und Cyber“) diesmal ausgerufen haben. Der Wunsch, jemanden „unmerklich und geschickt zu einem bestimmten Handeln zu verleiten“, sei ja keineswegs ein neues Phänomen. „Das hat es zu allen Zeiten gegeben“, begründet Rahimpour den besonderen Reiz der Aufgabenstellung.

Teilnehmen dürfen alle 13- bis 18-Jährigen aus der Region, die Geschichten sollen maximal sechs Seiten lang sein. Die Jury unter der Leitung von Breinl besteht aus VHS-Mitarbeiterinnen, beruflich Schreibenden und jugendlichen Lesern über 18. Nach eingehender Prüfung aller Einreichungen und teilweise intensiven Diskussionen wird diese in zwei Altersgruppen – 13 bis 15 Jahre und 16 bis 18 Jahre – jeweils drei Gewinner-Stories küren.
Gesucht werden spannende, anrührende, tiefgründige, vielleicht sogar humorvolle Geschichten, in denen „lebendige Figuren eine Handlung erleben, in der etwas Spannendes passiert“. Was aber, so Rahimpour, nicht gleichbedeutend sei mit Action um jeden Preis. „Die Handlung kann sich auch innerhalb der Figur abspielen. Wichtig ist, dass es einen Konflikt, eine Entwicklung und eine Lösung gibt.“

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Was die studierte Literaturwissenschaftlerin und Journalistin, die lange für Zeitungen und den Hörfunk gearbeitet hat und über eine „große Liebe zur Sprache“ verfügt, definitiv nicht möchte: „die Nacherzählung einer Netflix-Serie.“ Freilich dürfe man sich durch einen bekannten Stoff inspirieren lassen, doch die Inhalte müssten erkennbar von den Autorinnen und Autoren selbst stammen.
Und wie sieht es mit dem Einsatz von KI aus? Dazu sagt Breinl, dass beim geringsten Verdacht, ein Text könne auf diese Weise entstanden sein, sofort eine Überprüfung stattfinden werde. „Wenn allerdings jemand im Prozess der Ideenfindung eine KI zur Rate zieht, quasi als Brainstorming-Buddy, aber seine Geschichte nicht mit deren Hilfe schreibt, dann ist das natürlich eine legitime Art, sich dem Thema zu nähern.“ Ansonsten empfiehlt die Jurorin allen Nachwuchsautoren, die noch nach einer zündenden Idee suchen, es einmal mit den Brainstorming-Techniken des „Clusterns“ oder „freien Assoziierens“ zu versuchen.

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Ein weiterer, ganz entscheidender Tipp bezieht sich auf die Protagonistinnen und Protagonisten der Geschichten. Man solle, so die Autorin, die auch Kurse und Schreibwerkstätten veranstaltet, nicht nur ein interessantes Szenario (Plot) ersinnen, sondern sich auch eingehende Gedanken machen über die Figur/en, der/denen etwas passiert, „und im Fall dieses speziellen Themas auch über das Motiv – also warum jemand manipuliert, aber auch warum ein spezieller Charakter manipuliert werden kann oder eben nicht“.
Ohne Figuren gebe es keine Geschichten, so Breinl, und Lesende würden, „ganz egal, wie interessant der Konflikt ist, nur dann in eine Erzählung wirklich hineingezogen, wenn die Figuren, die darin agieren, vor dem inneren Auge lebendig werden“. Das geschehe aber nur, wenn derjenige, der sie kreiert habe, sie nicht nur als Mittel zum Zweck benutze, „sondern sie auch kennenlernt und mit ihnen fühlt“.
Alle prämierten Geschichten werden online veröffentlicht, außerdem gibt es Geldpreise
Wie das dann im Einzelfall aussieht, kann man im Anschluss an den Wettbewerb wie schon in der Vergangenheit auf der VHS-Website nachlesen, wo die Sieger-Geschichten veröffentlicht werden. Zudem gibt es dank Unterstützung der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg auch diesmal in beiden Alterskategorien jeweils drei Geldpreise. Einsendeschluss ist der 16. Februar.
VHS-Schreibwettbewerb für Jugendliche 2024/25: Thema „In den Fängen der Manipulation“. Kategorie A: 13 bis 15 Jahre. Kategorie B: 16 bis 18 Jahre. Der Wohnort muss zwingend in einem der folgenden Landkreise liegen: Ebersberg, München, Freising, Erding, München-Land, Starnberg, Fürstenfeldbruck oder Dachau. Weitere Informationen und Fragen: www.vhs-vaterstetten.de, Anja Rahimpour. Tel: (08106) 35 90 22. rahimpour@vhs-vaterstetten.de. Preisverleihung: Freitag, 23. Mai, 19 bis 21 Uhr.