Vaterstetten:Verpflichtung zum Klimaschutz

Die Gemeinde will den CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent senken und stellt dazu einen Aktionsplan auf.

Lars Brunckhorst

Schneller als andere Städte und Gemeinden will Vaterstetten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die größte Landkreisgemeinde verpflichtet sich dazu, bis 2020 ihren Kohlendioxidausstoß um 20 Prozent zu senken. Dafür hat der Umweltausschuss des Gemeinderats einen Aktionsplan beschlossen. Die Gemeinde folgt einer Vorgabe des Europäischen Konvents der Bürgermeister zur Erreichung der EU-Klimaziele, dem sie voriges Jahr beigetreten ist und dem 2345 Kommunen aus ganz Europa angehören. In der Region München ist Vaterstetten neben der Landeshauptstadt und Fürstenfeldbruck die einzige Gemeinde, die dem Konvent angehört.

Mit dem Aktionsplan - im EU-Englisch Sustainable Energy Action Plan (SEAP) genannt - weist die Gemeinde nach, wie sie die CO2-Verminderung erreichen will. Ziel ist eine Reduzierung des klimaschädlichen Gases um 29000 Tonnen. Diese Menge ergibt sich aus dem vom Umweltamt im Rathaus errechneten Kohlendioxidausstoß aller Vaterstettener im Jahr 2009: Dieser beträgt rund 145000 Tonnen, was einem Pro-Kopf-Ausstoß von 6,8 Tonnen und dem bayerischen Durchschnitt entspricht. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 9,7 Tonnen.

Auch die Vaterstettener Menge ist beachtlich: Könnte man das CO2, das Vaterstetten pro Jahr produziert, auftürmen, wäre das ganze Gemeindegebiet 2,14 Meter hoch mit dem Klimagas bedeckt, rechnet Umweltreferent Wolfgang Kuhn vor. Auch wenn diese Zahlen mangels exakter lokaler Daten teilweise auf Schätzungen und Ableitungen beruhen, geht Kuhn davon aus, einen verlässlichen Ausgangswert ermittelt zu haben. Das gilt auch für die Anteile der CO2-Quellen: Laut Kuhn stammt je ein Drittel aus dem Strom- und Wärmeverbrauch sowie aus dem Kraftfahrzeugverkehr.

Um das Ziel von 20 Prozent weniger CO2 bis 2020 zu erreichen, muss fast ein Viertel der im Jahr 2009 verbrauchten Energie eingespart werden - das sind 110000 Megawattstunden. Dass dies die Gemeinde nicht alleine schaffen kann, auch wenn sie alle öffentlichen Einrichtungen saniert, die Straßenbeleuchtung auf Ökostrom umstellt und ihren Fuhrpark mit Elektroautos ausrüstet, leuchtet ein; schließlich wird der größte Teil der Energie in Privathaushalten verbraucht.

Die größten Einsparungen sind daher nur durch die Sanierung privater Wohnhäuser sowie die Erschließung alternativer Energien wie Windkraft und Erdwärme möglich. Wie weit deren Ausbau in den kommenden neun Jahren vorankommt, lässt sich gegenwärtig nicht abschätzen. Sowohl für Windkraftanlagen als auch Geothermiebohrungen gibt es derzeit weder Investoren noch einen Zeitplan. Laut Umweltreferent Kuhn haben aber zumindest zwei Firmen Interesse am Betrieb eines Geothermie-Fernwärmenetzes bekundet.

Für ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele muss Vaterstetten laut Kuhn alles umsetzen, was bisher vom Gemeinderat beschlossen wurde. "Neues ist nicht notwendig", so Kuhn vor dem Ausschuss. Dafür müssen nach den Berechnungen des Umweltreferenten bis 2020 mindestens 16 Millionen Euro investiert werden. Der mit Abstand größte Teil entfiele auf die Sanierung der Schulen, auf Windkraft und Geothermie dagegen nur eine geringe Anschubfinanzierung. Über den Fortschritt ihrer Bemühungen muss die Gemeinde alle zwei Jahre der EU-Kommission berichten.(Kommentar)

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