Vaterstetten:Unauffällige Generation

Vaterstetten: Jörg Cordruwisch ist Jugendpfleger in Vaterstetten und kann sich über seine Klientel nicht beklagen.

Jörg Cordruwisch ist Jugendpfleger in Vaterstetten und kann sich über seine Klientel nicht beklagen.

(Foto: Christian Endt)

Vaterstettens Jugendliche sind kaum aktiv - machen aber auch keine Probleme

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Jugend von heute - ist eher brav. Zumindest in der Gemeinde Vaterstetten. Hier gibt es kaum Probleme mit den Heranwachsenden, erläuterte Jugendpfleger und Schulsozialarbeiter Jörg Cordruwisch unlängst im Familienausschuss. Trotzdem gab es die Forderung, zusätzlich zum Jugendpfleger noch einen Streetworker für die Gemeinde einzustellen.

Die Liste des Fehlverhaltens Vaterstettener Jugendlicher ist nach Angaben des Jugendpflegers ziemlich übersichtlich. Etwa was das Trinken in öffentlichen Grünflächen angehe - in anderen Gemeinden oft ein Problem - da sei die Vaterstettener Jugend eher unterrepräsentiert, so die Einschätzung Cordruwischs: "Da sehe ich mehr Erwachsene, die da rumsitzen und Bier trinken", etwa am Baldhamer Wasserpark oder am Rossinizentrum. Mit härteren Drogen seien die Vaterstettener Jugendlichen, zumindest an den Schulen, bisher nicht aufgefallen, antwortete Cordruwisch auf eine Frage von Peter Reitsberger (FW). Alkohol und Zigaretten würden schon konsumiert, aber das sei es dann auch gewesen.

Ansonsten fallen die Jung-Vaterstettener höchstens durch nächtliches Skateboardfahren im Parkhaus an der S-Bahn und ein paar Graffiti an schlecht einsehbaren Mauern unangenehm auf. Einer der Graffitikünstler wurde bereits aus dem Verkehr gezogen - seine Werke entfernt. Die musste er nämlich unter Anleitung des gemeindlichen Bauhofes selbst beseitigen. Das Graffiti-Problem könne man komplett lösen, wenn die Gemeinde legale Möglichkeiten zum Sprühen schaffe, schlug Florian Pöhlmann (CSU) vor, "vielleicht eine Mal-Wand am Skaterpark". Grundsätzlich sei dies schon möglich, erklärte Cordruwisch, allerdings seien ähnliche Projekte - etwa das Angebot, Bushäuschen farblich zu gestalten - in der Vergangenheit eher schlecht angenommen worden.

Dies mangelnde Nachfrage sei generell ein Problem, erläuterte Sozialarbeiter Cordruwisch. Denn zwar gebe es seitens der Jugendpflege viele Angebote, die aber nur von einem kleinen Teil der Jugendlichen wahrgenommen würden: "ich denke mir oft: 'wo sind die denn alle'". Hier sehe er auch einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit, die "untergetauchte Jugendgeneration" - das sind diejenigen, die ihre Freizeit meist zu Hause vor dem Rechner verbringen - zu aktivieren. Aber auch mehr Angebote für die "Lücke-Kinder" zwischen neun und 14 Jahren wären sinnvoll. Genau wie die Gründung einer "Jugend-Arbeitsgruppe" in der sich die jungen Vaterstettener für ihre Belange engagieren könnten. Alles werde sich aber nicht umsetzen lassen, gab er zu bedenken, "ich würde gerne mehr machen, aber meine Zeit ist begrenzt."

Aus diesem Grund könne er auch die Arbeiten eines Streetworkers nicht mit übernehmen, erklärte Cordruwisch auf Nachfrage Pöhlmanns. Dieser hatte wissen wollen, ob der Jugendpfleger auch abends oder nachts im Einsatz sei, um sich etwa an den S-Bahnstationen um Jugendliche zu kümmern. "Das finde ich ein bisschen übertrieben", sagte Cordruwisch", die Kriminalitätsstatistik gibt es nicht her."

Benedikt Weber (CSU) befürwortete trotzdem die Einstellung eines Streetworkers für die Gemeinde. Denn trotz der allgemein niedrigen Kriminalitätsrate unter den Vaterstettener Jugendlichen, gebe es "einige Brennpunkte", wie eben den Wasserpark oder das Parkhaus. "Wir sollten vermeiden, dass es wie in Poing wird, wo man jetzt ein Alkoholverbot braucht." Auch die örtlichen Vereine könnten hier helfen, schlug Pöhlmann vor, "vielleicht sollte man mal alle an einen Tisch bringen, die Angebote für Jugendliche haben" und diese auch an den Schulen bekannt machen.

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