Vaterstetten:Umweltschutz statt brennender Müll

Anna Tuktarowa Gridasowa

Anna Gridasowa, 31, unterrichtet Mathe per Skype.

(Foto: Privat)

Anna Gridasowa hat in Russland der nachlässige Umgang mit Ressourcen gestört

Anna Gridasowa, 31, ist ganz bewusst aus Moskau weg. Die Megametropole mit rund 13 Millionen Einwohnern, wurde ihr zu laut, zu voll. Die weiten Wege in der Stadt und dann noch der Müll, der auf offener Straße verbrannt wird und die Luft verunreinigt. "Es ist unmöglich, frei zu atmen", sagt sie. Nach der Hochzeit wollten sie und ihr Mann weg. "Ich möchte für meine Familie eine gesunde Umgebung", sagt sie. Das Paar lebte in Thailand, Spanien, Italien, Österreich, im Oktober zog es nach Zorneding. Ihnen war klar, wenn sie berufsbedingt nach Deutschland gehen, dann in die Nähe der Berge, wo sie so oft es geht wandern oder snowboarden.

Doch zunächst haderten sie mit ihrem neuen Leben. Die Wohnung hatten sie nur übergangsweise, nach einem halben Jahr mussten sie wieder raus. Das Paar spricht noch kein Deutsch, sie unterrichtet auf Russisch via Skype Mathematik, ihr Mann verständigt sich im Job bei einem großen Vergleichsportal auch hauptsächlich in der Heimatsprache. Die dreijährige Tochter hat im Kindergarten Schwierigkeiten, sich einzugewöhnen, manchmal weint sie, weil sie sich nicht verständigen kann und keine Freunde findet. Etwas leichter hat es das Ankommen gemacht, dass es im Landkreis viele Russen gibt, die sich vernetzen. "Über Facebook haben wir Familien mit Kindern gefunden. Und wir haben eine Whatsappgruppe, die "Zorneding Mamis". Wir gehen spazieren, picknicken, spielen Gesellschaftsspiele." In Zorneding habe sie sogar mehr russische Freunde gefunden als in Moskau. Besonders genieße sie, dass es im Ort alles Wichtige gebe, Kindergarten, Supermarkt, so fühle sie sich wie in einer kleinen Stadt. "In Russland ist die Infrastruktur in Dörfern nicht so gut."

Eigentlich ist sie Ingenieurin mit Schwerpunkt Ökologie. In Russland arbeitete sie ein Jahr, aber vom Gehalt zu leben, war unmöglich. Außerdem habe sie gestört, dass Kollegen nicht immer ehrlich mit Untersuchungen umgegangen seien, wenn diese nicht das gewünschte Ergebnis brachten: Umweltschutz habe in Russland einen niedrigeren Stellenwert und vielen gehe es nur um Geld und Erfolg, "aber nicht um die Gesellschaft oder die Natur". In Bayern schätzt Gridasowa die Mülltrennung und dass die Energiewende ernst genommen werde. Hier könne sie sich vorstellen, wieder als Ingenieurin zu arbeiten. Aber erst mal will sie wirklich ankommen. Helfen wird ihr dabei, die neue Wohnung. Im Mai konnte die Familie nach Vaterstetten ziehen. Der Mietvertrag ist unbefristet.

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