Vaterstetten:Turmhoher Ärger

Baldham Rossini-Zentrum

Die Eigentümer wollen den gut 40 Jahre alten Baukomplex in Baldham grundlegend umgestalten, am liebsten wäre ihnen eine achtstöckige Bebauung.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die geplante Erweiterung des Rossinizentrums in Baldham stößt bei den Nachbarn auf Kritik. Sie befürchten noch mehr Verkehr und haben sich bereits bei Bürgermeister Georg Reitsberger beschwert

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Am Donnerstag könnte es eng werden im Sitzungssaal des Rathauses. Denn wenn im Gemeinderat Pläne für den Umbau des Rossinizentrums präsentiert werden, wollen zahlreiche Anwohner ebenfalls zur Sitzung erscheinen. Diese befürchten Beeinträchtigungen, sollte der Komplex aus den 1970er Jahren erweitert werden.

Bauprojekte sind nicht selten Anlass zu Verstimmungen in der Nachbarschaft - da ist das Rossinizentrum in Baldham keine Ausnahme. Im Gegensatz zu normalen Nachbarschaftsverstimmungen geht es hier aber nicht um zu hohe Dachgauben, überdimensionierte Gartenhäuschen oder Mäuerchen an der Grundstücksgrenze, sondern um mehrere Etagen. Orientieren wolle man sich beim neuen Zentrum an der Höhe der umgebenden Häuser. Bis zu acht Stockwerke, so eine erste Absichtserklärung der Eigentümer im vergangenen Jahr, könnte das Rossinizentrum einmal haben. Dementsprechend groß ist auch der Ärger der Nachbarn. Einige haben bereits Ende vergangenen Jahres eine Unterschriftenliste an Bürgermeister Georg Reitsberger übergeben.

Man wehre sich "vehement gegen einen Umbau mit Aufstockung des Zentrums", sagt etwa Anwohnerin Dagmar Freundel. Als diese Pläne im vergangenen Sommer bekannt wurden, hätten einige spontan mit dem Sammeln der Unterschriften in der Nachbarschaft begonnen. Konkret kritisieren die Bewohner der umliegenden Häuser vor allem, dass in den zusätzlichen Etagen des Rossinizentrums ausschließlich Wohnungen entstehen sollen - mit Folgen für die Umgebung. Man wende sich gegen die "für jedermann verständlichen Nachteile eines Wohnblocks in direkter Nachbarschaft", so Freundel. Diese seien vor allem ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen und noch weniger Parkplätze in der Gegend rund ums Gymnasium. "An Wochentagen herrscht bereits jetzt Chaos", sagt Freundel.

Dass aus dem bisher einstöckigen Rossinizentrum einmal ein achtstöckiger Wohnblock wird, hält auch der Bürgermeister nicht für sinnvoll und wünschenswert. "Es muss schon so sein, dass die Nachbarn auch künftig noch Sonnenlicht abbekommen", sagt Reitsberger. Neben einer moderaten Höhenentwicklung solle der Um- oder Neubau außerdem ein sinnvolles Konzept bekommen, "man kann nicht einfach ein Hochhaus da reinstellen, und das war es dann", so der Bürgermeister. Würde am Rossinizentrum gebaut, solle dies nicht nur ein Gewinn für die Eigentümer, sondern auch für die Nachbarschaft werden - und eventuell für die Gemeinde.

Die Nachbarn könnten profitieren, wenn im Neubau auch wieder ein Nahversorger angesiedelt wird: "Was in der Gegend fehlt, ist ein kleiner Supermarkt für Dinge des täglichen Bedarfs." Der Bürgermeister verweist darauf, dass dies in früheren Jahren im Rossizentrum durchaus möglich war: "Das war ein Vorzeigeprojekt", sagt Reitsberger, mit einem Supermarkt und anderen kleinen Geschäften. Von denen es im Zentrum leider immer weniger gibt, bedauert der Bürgermeister, die Leerstände dort seien ja nicht zu übersehen. Wenn es durch einen Umbau gelänge, wieder mehr Leben in die Läden zu bringen, "das wäre schon eine Erleichterung für die Siedlung". Gerade weil viele ältere Menschen in den Häusern rund um das Rossinizentrum wohnten, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind, um wegen jeder Kleinigkeit die Supermärkte am Baldhamer Bahnhof aufzusuchen und auch nicht mehr dauernd mit dem Auto fahren wollten oder könnten.

Profitieren könnte durch einen Umbau aber ebenfalls die Gemeinde, "wir hätten da auch Pläne". Da ist zum einen ein Antrag der Grünen-Fraktion, die einen Umzug der Bücherei in neue Räume am Rossinizentrum vorschlägt. Hintergrund ist, dass die alte Bücherei zum einen seit Jahren viel zu klein geworden ist, zum anderen würde die Gemeinde gerne das Grundstück zusammen mit jenem der Grund- und Mittelschule in ein Wohngebiet umwandeln.

Zudem wäre es aber auch wünschenswert, wenn ein Teil dessen, was im Rossinizentrum neu entsteht, bezahlbare Wohnungen wären, sagt Reitsberger. In anderen Gemeinden ist dies bereits seit Jahren über das Instrument der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) möglich, dieses verpflichtet Eigentümer bei großen Bauprojekten etwa zur gleichzeitigen Errichtung von Sozialwohnungen. Zwar gibt es die Sobon in der Gemeinde Vaterstetten nicht, über einen städtebaulichen Vertrag könnten die Eigentümer aber zum Bau bezahlbarer Wohnungen verpflichtet werden. Vor allem, weil für eine Erweiterung des Rossinizentrums zunächst der Bebauungsplan geändert werden muss.

Egal, was aus dem 40 Jahre alten Gebäude aber einmal wird, eines ist Reitsberger wichtig: "Das müsste im Einklang mit der Nachbarschaft passieren."

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