Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:Trennung im Zorn

Nach monatelangen Querelen zwischen der Gemeinde Vaterstetten und der Volkshochschule will die Kommune ihre Zuschussvereinbarung mit der Bildungseinrichtung nicht mehr verlängern

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Es ist eine Eskalation mit Ansage, die Mitte Juni ihren Höhepunkt erreicht. Der Vaterstettener Gemeinderat beschließt in öffentlicher Sitzung und ohne Gegenstimmen, die Zuschussvereinbarung mit der nach ihr benannten Bildungseinrichtung nicht mehr zu verlängern. Das hat auch Folgen für die anderen Mitgliedsgemeinden. Mit dem Ausstieg der größten Gebergemeinde endet die Gültigkeit der Zuschussvereinbarung auch für Anzing, Grasbrunn, Pliening, Poing und Zorneding. Die Zahlungsunfähigkeit wird der VHS und ihrer Musikschule allerdings nicht so bald drohen; die aktuelle Zuschussvereinbarung läuft noch bis Ende des Jahres 2016.

Bereits seit dem Frühjahr nehmen die Differenzen zwischen der Gemeinde Vaterstetten und der VHS stetig zu. Hintergrund ist eigentlich eine sehr positive Entwicklung, mit der die chronische Platznot der Bildungsinstitution gelindert werden soll: Ein Umzug von VHS und Musikschule in eigene Räume. Bislang fanden die Kurse beider Einrichtungen überall in der Gemeinde statt, etwa im Winkelbau an der Wendelsteinstraße, in der Grundschule nebenan oder am Reitsbergerhof.

Die Chance auf einen zentralen Ort für die Kurse und Seminare von VHS und Musikschule scheint sich im Herbst des vergangenen Jahres zu ergeben: Die Gemeinde plant ein Gebäude im Gewerbegebiet an der Baldhamer Straße anzumieten, dort soll ein neuer Kindergarten entstehen. Da das Gebäude aber für den Kindergarten alleine zu groß, aber nur im Ganzen zu mieten ist, könnten die übrigen Räume für die Volkshoch- und die Musikschule genutzt werden.

Zunächst scheinen alle Beteiligten mit der Lösung sehr zufrieden, bei der Musikschule regt sich indes bald Widerstand. Offen zutage tritt dieser im März auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins: Da erklärt die Musikschulleiterin unverblümt, dass man die neuen Räume im Gewerbegebiet lieber nicht haben wolle, da sie - unter anderem wegen mangelhafter Akustik - ungeeignet seien. Seitens der Gemeinde ist die Reaktion sowohl Unverständnis wie auch Verärgerung. Der Gemeinderat sperrt als erste Maßnahme einen bereits zugesagten und für die Umzugskosten gedachten Zuschuss an VHS und Musikschule. Gleichzeitig werden fraktionsübergreifend Forderungen nach mehr Einfluss auf die VHS laut, die von der Kommune mit rund 900 000 Euro pro Jahr bezuschusst wird.

Auch diverse Verhandlungsrunden können die Differenzen nicht auflösen - im Gegenteil. Nach den Gesprächen scheint die Musikschule zwar zum Umzug bereit, beklagt aber zugleich, dies nur zu tun, weil man dazu gezwungen wurde. Für die Gemeinderäte ist damit die Basis für eine Zusammenarbeit nicht mehr gegeben. Ohne Gegenstimmen kippen sie den Zuschussvertrag mit der Volkshochschule, der allerdings noch bis Ende 2016 läuft. Bis dahin haben die Trägergemeinden Zeit, eine Lösung zu finden.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2015
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