Vaterstetten:Streitbarer Katholik

Vaterstetten: Walter Bayerlein war Richter am Oberlandesgericht München und zweimal stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken.

Walter Bayerlein war Richter am Oberlandesgericht München und zweimal stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken.

(Foto: privat)

Donum-Vitae-Mitgründer Walter Bayerlein wird 80

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Richter, Sportler, Krisenhelfer, Walter Bayerlein hat in seinem Leben schon viele Funktionen ausgefüllt. Die wohl folgenreichste Aufgabe übernahm er im Jahr 1999. Als der Papst die katholische Kirche in Deutschland zwang, künftig keine Schwangeren-Konfliktberatung mehr anzubieten, gründeten Bayerlein und einige andere unbeugsame Katholiken die Organisation Donum Vitae, um die Lücke in der Betreuung zu schließen. An diesem Freitag feiert der Vaterstettener seinen 80. Geburtstag.

Justiz und Kirche haben Walter Bayerleins Leben geprägt. Er war Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München und gleich zwei Mal, von 1976 bis 1988 und von 1997 bis 2005, stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, dem wichtigsten katholischen Laiengremium. Darüber hinaus war Bayerlein auch lange Jahre Vorsitzender des TSV Vaterstetten, vor bald 50 Jahren wurde er in dieses Amt gewählt, "aus Verlegenheit", wie er einmal im Scherz anmerkte. Nicht Verlegenheit, sondern Notwendigkeit war es dann, die Walter Bayerlein Ende 1999 veranlasste, den Verein Donum Vitae zu gründen. Dieser berät Schwangere in Krisensituationen, eine Aufgabe, die zuvor unter dem Dach der katholischen Kirche stattgefunden hatte. Weil aber nur mit dem schriftlichen Nachweis einer solchen Beratung eine legale Abtreibung in Deutschland möglich ist, dekretierte der damalige Papst Johannes Paul II, dass die Kirche keine Beratung mehr anbieten dürfe. Für Walter Bayerlein "eine grandiose Fehlentscheidung von historischer Tragweite".

Und eine, mit der er sich nicht abfinden wollte. Zusammen mit ähnlich denkenden Katholiken baute Walter Bayerlein ein Alternativangebot auf, eben den Verein Donum Vitae, dem er noch bis 2014 als stellvertretender Vorsitzender angehörte. Denn, und darauf legte Walter Bayerlein stets Wert, das vorrangige Ziel einer Konfliktberatung sei es eben nicht, eine straffreie Abtreibung zu ermöglichen, sondern den werdenden Mütter Alternativen dazu aufzuzeigen. Was Donum Vitae auch gelinge, alleine in Bayern gut 1200 Mal pro Jahr. Ebenfalls eine wichtige Aufgabe des Vereins ist es, dafür zu sorgen, dass es zu einem solchen Konflikt gar nicht kommt, also über Familienplanung und Verhütungsmittel zu informieren. Bereits in den 1970er Jahren hatte Walter Bayerlein an einem Beschluss der Würzburger Synode mitgewirkt, der die Wahl von Verhütungsmittel dem Gewissen eines jeden Katholiken selbst überlässt.

Geehrt worden ist Walter Bayerlein für sein vielfältiges Engagement unter anderem 2005 mit der Bayerischen Verfassungsmedaille, 2006 erhielt er die Staatsmedaille und zwei Jahre darauf wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: