Vaterstetten:Starthilfe für Elektroautos

Wer sich in Vaterstetten Ladeinfrastruktur einbauen lässt, bekommt einen Zuschuss von der Gemeinde. Ob das die gewünschten Folgen hat, wird im Oktober noch einmal überprüft

Von Von Max Nahrhaft, Vaterstetten

Die Elektromobilität ist eine vielversprechende Technik, davon ist Tobias Aschwer, Klimaschutzmanager der Gemeinde Vaterstetten, überzeugt. Dass die Zukunft grün sein muss, glaubt nicht nur er, sondern auch die Gemeinde. Diese hat nun ein neues Förderprogramm für Vaterstettener aufgelegt, die sich ein umweltfreundliches Produkt zulegen möchten. Gefördert werden neben energieeffizienten Haushaltsgeräten, Energiespeichern und thermografischen Gebäudeinspektionen auch Ladestationen für Elektroautos.

Während das Programm nun über Monate kaum beansprucht wurde, bewirkt ein neues Konzept auch viele neue Anträge. Einer stammt von Matthias Naumann. Er freut sich schon auf das Ende des Sommers. Im Oktober wird ihm sein neues E-Auto geliefert und die Wallbox bei ihm zuhause installiert. Einen finanziellen Zuschuss wird er von der Gemeinde für seine Wallbox erhalten. "Wir fördern die Errichtung von häuslichen Ladestationen für Elektroautos auch deswegen, damit diese Technik bei uns verstärkt angenommen wird", sagt Tobias Aschwer.

Eine dieser Lademöglichkeiten ist die Wallbox, die nach einem einfachen Prinzip funktioniert. Eingebaut in der häuslichen Garage oder am Carport, schließt man an ihr das Elektroauto zum Laden an. Den Strom speist man am besten selbst über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ein. Der Haken daran ist, dass die Wallbox die Energie nicht speichert. Heißt also, das Elektroauto kann nur bei Helligkeit und am besten bei starkem Sonnenschein geladen werden. Dies sei allerdings nur ein kleines Hindernis, so Naumann. Der 59-Jährige ist vor wenigen Monaten in Frührente gegangen und zählt damit nicht mehr zu den typischen Pendlern, deren Fahrzeuge den ganzen Tag am Arbeitsplatz stehen. "Damals hätte die Technik für mich keinen Sinn gemacht, jetzt bin ich flexibler, meine Rente macht da natürlich einiges einfacher", so Naumann.

Förderprogramm E-Mobilität Vaterstetten

Matthias Naumann freut sich schon darauf, den Strom vom eigenen Dach für die Mobilität zu verwenden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch eine Photovoltaik-Anlage hat er schon auf dem Dach, die seit einiger Zeit den gewonnenen Strom ins Netz einspeist. Diese Energie wird er demnächst für die Fortbewegung verwenden. Das war auch einer der Gründe, sich die Wallbox zu kaufen: "Der Strom vom Dach ist immer grün", sagte Naumann, "künftig fahre ich ohne Emissionen."

Heute bezeichnet sich Naumann selbst als "Überzeugungstäter mit missionarischem Eifer". Doch der war er nicht immer, zu diesem musste er erst werden. Sein Vorbild hat er auf einem der Energiewendeforen kennen gelernt, die die Gemeinde regelmäßig veranstaltet. Dort haben mehrere E-Autofahrer ihre Ideen vorgestellt, doch niemand konnte ihn so wirklich überzeugen - bis auf Joachim Grimmer. Dessen Idee mit der Wallbox hat ihn sofort angesprochen.

Grimmer ist nicht nur Vorbild, sondern auch ein Pionier auf dem Gebiet der Elektromobilität. Schon vor fast vier Jahren, als die Technik noch in den Kinderschuhen steckte, hat er sich den ersten BMWi3 gekauft. Damals hat er das Auto noch über die Haussteckdose geladen. Im Vergleich dazu sei die Wallbox echter Luxus. Gemeinsam mit seiner Frau nutzt er das E-Auto täglich. "Das ist nur eine geringe Einschränkung für uns. Man muss bloß a bissl mehr mitdenken", sagt Grimmer. Inzwischen sei es schon Routine, beim Heimkommen das Auto an die Wallbox zu stecken. Nur wenn er zum Beispiel früh morgens für eine längere Fahrt eine volle Batterie braucht, muss er manchmal den Strom vom Netz nutzen.

Die meisten langen Strecken fährt er aber ohnehin mit seinem Zweitauto, einem Benziner - genauso wie Matthias Naumann. Trotz allem Komfort und der umweltfreundlichen Idee dahinter bleibt das Elektroauto für beide ein Wagen für die Kurzstrecke. Ohne ein Auto mit konventionellem Antrieb für Urlaube oder Besuche bei Verwandten würden beide nicht auskommen.

Die Förderrichtlinien der Gemeinde besagen, dass 25 Prozent des Kaufpreises, aber maximal 500 Euro bezuschusst werden. Diesen Höchstbetrag hat Naumann ausgeschöpft, die Wallbox ist keine billige Anschaffung. "Die Zuwendungen der Gemeinde haben mich natürlich gefreut, ausschlaggebend waren sie allerdings nicht", meint Naumann. Er wollte nicht vom Geld der Gemeinde profitieren, sondern sich umweltfreundlich fortbewegen.

Förderprogramm E-Mobilität Vaterstetten

Joachim Grimmer hat bereits eine Wallbox für sein Elektroauto, nur manchmal nutzt er Strom aus dem Netz.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Tobias Aschwer war bei der Vorstellung des Projekts im Vaterstettener Umwelt- und Entwicklungsausschuss durchaus auch mit Kritik konfrontiert. Hier werde Elektromobilität für jene gefördert, die sich ein Zweitauto leisten könnten, hieß es aus dem Gremium. Man wolle niemanden fördern, der die Technik auch selbstständig finanzieren könnte, so Aschwer. Die Prämie solle auch nicht nebenbei eingeschoben werden, während man sich den neuen Tesla leistet. Das Vaterstettener Klimaschutzprogramm bleibe weiterhin ein Anreiz, die gesamte Technik lässt sich damit nicht finanzieren.

Dennoch sei es ein Schritt in die richtige Richtung, so Aschwer. Auch Philipp Rinne von der Energieagentur des Ebersberger Landratsamts lobt Vaterstetten für die Arbeit im Bereich des Klimaschutzes. Die Klimaschutzförderung gebe es nirgendwo anders. Rinne sagt: "Es ist gut, dass solche Programme am Leben gehalten werden." So bleibe der Klimaschutz lebendigzumindest bis Oktober, dann prüft nämlich der Gemeinderat die bisherige Umsetzung der Förderung und entscheidet, ob sie weiterhin gewährleistet werden soll.

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