Mitten in Vaterstetten:Zeit ist Geld

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Gehen im Vaterstettener Rathaus die Uhren anders? Jetzt nicht mehr. (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)

Im Vaterstettener Sitzungssaal gibt es seit Neuestem wieder eine funktionierende Uhr, und die ist ein Beispiel für angewandte Kosteneffizienz.

Glosse von Wieland Bögel, Vaterstetten

Der Eindruck, dass in Amtsstuben die Uhren anders gingen als außerhalb, mag sich bei manchen, die in einer der ersteren stundenlang auf eine der letzteren gestarrt haben, weil sonst nichts passierte, vielleicht gelegentlich eingestellt haben. Nun ist dies selbstverständlich lediglich eine subjektive und relative Zeitwahrnehmung, wer es genauer wissen will, eruiere im Internet die Begriffe „Einstein“ und „heißer Ofen“. Doch auch ganz objektiv gehen Uhren in Amtsstuben manchmal etwas anders als anderswo, das war nun ganz offiziell im Vaterstettener Rathaus zu erfahren.

Dort, genauer im Sitzungssaal, wurde kürzlich die Wanduhr ausgetauscht – eine Tatsache, auf die Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) seinen Stellvertreter Roland Meier (FW) zu Beginn der jüngsten Sitzungswoche noch explizit hinwies. Dieser hatte kürzlich die Tatsache moniert, dass der alte Zeitmesser nur noch zweimal am Tag mit einer korrekten Anzeige aufwarten konnte. Die funktionsfähige neue Uhr, so Meier daraufhin, zeige, dass der Haushalt der chronisch klammen Großgemeinde aktuell wohl nicht ganz so angespannt sei wie sonst: „Ein bisschen Geld muss noch da sein, wenn man eine neue Uhr kauft, anstatt die alte einfach wieder an den Strom anzuschließen.“

Was allerdings vielleicht mit einer Uhr anderswo möglich gewesen wäre, nicht jedoch im Rathaus, wie Spitzauer daraufhin erläuterte: Hier gehen – oder gingen – die Uhren tatsächlich anders, und zwar alle gleich. Denn beim Bau des Rathauses wurde darauf geachtet, dass die Zeitanzeiger überall, ob im Sitzungssaal oder anderswo, die gleiche Zeit anzeigen. Weshalb es auch strenggenommen im Rathaus keine Uhren gibt, sondern nur eine einzige Uhr, die sogenannte zentrale Steuerungseinheit, deren Zeitangabe dann auf allen Ziffernblättern im Rathaus gleich angezeigt wird.

Oder eben wurde, denn eben diese Steuerungseinheit steuert nach fünf Jahrzehnten im Dienst nichts mehr, weshalb sich unter anderem im Sitzungssaal wie im Rest des Rathauses kein Zeiger mehr rührte. Die alte Zeitzentrale wieder in Gang zu bringen, wäre laut Bürgermeister mit erheblichem Aufwand und ebensolchen Kosten verbunden, weshalb man sich entschloss für den überschaubaren Betrag von 15 Euro eine batteriebetriebene Wanduhr zu besorgen.

Die nicht ganz ernst gemeinte Frage Meiers, ob dafür dann auch wiederverwendbare Akkus benutzt werden, konnte die Verwaltung zwar nicht beantworten. Aber immerhin steht nun fest, dass zumindest im Rathaus Vaterstetten mittlerweile die Uhren genauso gehen wie überall anders auch.

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