Vaterstetten:Poesie in Vollendung

"Subéja" Trio" glänzt beim Rathauskonzert

Von Ulrich Pfaffenberger, Vaterstetten

Eine Kombination aus Querflöte, Oboe und Klavier, das hört man nicht häufig. Dass es den Vaterstettener Rathauskonzerten mit dem Subéja Trio gelungen ist, ein Ensemble mit dieser Besetzung zu gewinnen, entspricht also der Tradition dieser Reihe, dem Publikum immer wieder den Gehörsinn für außergewöhnliche Erlebnisse zu öffnen. Auch diesmal durften die Zuhörer bereichert und angeregt nach Hause gehen, erfüllt und bewegt von einer vielschichtigen Auswahl an Komponisten und Werken.

Sandra Bauer, Flöte, Judith Gerdes, Oboe, und Berit von Sauter, Klavier, gebührt allem voran das größte Kompliment dafür, dass sie ihr Konzert mit Poesie erfüllt haben. Wie sie ausgesuchte Lyrik einflochten, hat dazu genauso beigetragen wie ihr Umgang mit den anvertrauten Melodien. "Bezwingende Schlichtheit" trifft das konzentrierte Spiel der drei wohl am besten, stets der Seele des Instruments den Vorrang lassend, aber nicht in Ehrfurcht vor den Schöpfern der Stücke erstarrend, sondern im Bewusstsein des eigenen Könnens musizierend. Ein makelloses Spiel allein mag nicht in jedem Fall ein Garant für einen perfekten Auftritt sein - dieses fein aufeinander abgestimmte Trio bestätigt indes die unschlagbare Wirkung, wenn erstklassige Technik auf mitreißende Emotion trifft.

Das zeigt sich insbesondere bei modernen Stücken wie jenen des Zeitgenossen Paul Mertens Pavlowsky, die an zweiter Stelle im Konzert auf den einladenden Frohsinn der Triosonate von Wilhelm Friedemann Bach folgten. Beide Male prägt tänzerische Leichtigkeit die Interpretation des Trios, beide Male reizt es Tempi und Dynamiken spannungsvoll aus. Aber erst beim modernen Stück, das den Wohnzimmersofa-Hörgewohnheiten gegen den Strich bürstet, wird spürbar, welch große Kunst es braucht, um aus dem "concertare" unter "disharmonia", dem Wettstreit bei fehlendem Einklang, ein schlüssiges Ergebnis zu gewinnen. Die Musikwelt darf dem Komponisten dankbar sein, dass er dem Subéja Trio diese Komposition auf den Leib schrieb.

Gleiches Kompliment gilt Diego Jascalevich, der sich des Erbes von Astor Piazzolla angenommen und dessen Tango-Schätze in Arrangements transformiert hat, die verstärken und modellieren, was an Anmut und Kraft in diesen Klassikern steckt. Der "Libertango" gerät beim Vortrag des Trios zu einem Dankgebet für die Ausdruckskraft der Musik an sich und für die Poesie Piazzollas im Besonderen. So tiefe Verbindung mit einer Melodie, so ergreifende Zuwendung zu einem kompositorischen Gedanken ist selten, eine so feinsinnige Deutung von "lento meditativo" in ihrem strahlenden Miteinander eine Ausnahme im Konzertbetrieb.

Ihren großzügigen Applaus verdienten sich Bauer, Gerdes und von Sauter aber auch mit einem erfrischend modern interpretierten Johann Sebastian Bach, bei dessen "Musikalischem Opfer" an Friedrich II. sie sein vollendetes kompositorisches Können mit vollendeter Form und Fassung ihres Spiels beantworteten. Dieser Programmpunkt war der Beweis dafür, dass es schlichtweg unmöglich ist, bei Bach nicht doch noch etwas Neues zu entdecken - es kommt nur darauf an, dass man sich traut. Chapeau! Eine fantasievolle Variation über "Der Lindenbaum" von Theobald Böhm, dem Vater der modernen Querflöte, und eine Romanze Robert Schumanns loteten das erzählerische Potenzial von Flöte und Oboe noch weiter aus; eine erstaunliche dialogische Wirkung kam dabei zutage, viel intensiver als man es bei der klanglichen Verwandtschaft der beiden Instrumente erwarten würde.

Als Entdeckung des Abends aber dürfen die "Scènes de la forêt" der Französin Mel Bonis gelten. Feingliedrige Impressionen verbinden sich darin mit der dramatischen Energie der Spätromantik zu eindringlichen Bildern - Klangbildern, wie sie wohl nur in dieser Besetzung auch noch das Erkennen der feinen Linien und Schatten erlauben. Losgelöst von aller irdischen Last lässt Judith Gerdes da dem Englisch Horn freien Lauf, mit unbeschwerter Neugier wirbeln die Töne aus Sandra Bauers Flöte durch die Szenerie und mit sinnlicher Eleganz lässt Berit von Sauter den Steinway tanzen. Davon gern wieder und gern mehr, kündet der reiche Beifall aus dem gut besetzen Saal.

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