Über dem Frühstücksbuffet schwebt eine große Zettelwolke, handgeschriebene Dankesbotschaften, die auf die Finger einer Drahtspinne gespießt sind: „Wir fühlen uns von Ihrer Aufmerksamkeit bei jedem Besuch erneut verwöhnt und beschenkt. Es tut gut, hier Gast zu sein!“ steht auf einem. „All the best wishes from your Spanish family“ auf einem anderen, daneben noch viele andere lobende Worte, die die Gäste im Hotel Erb in Parsdorf hinterlassen haben.
Doch auch die 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und neun Auszubildenden fühlen sich im Best Western Plus Hotel Erb offenbar wohl, schließlich kürten sie das Hotel gerade erst bei der Online-Plattform für Arbeitgeberbewertungen Kukunu zum Top Arbeitgeber. Seit 2023 haben 25 Mitarbeiter diesen Arbeitgeber mit durchschnittlich 4,6 von fünf Punkten bewertet – das ist deutlich höher als der durchschnittliche Wert, der in der Branche bei 3,6 Punkten liegt.

Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so schätzen an diesem Arbeitsplatz, das lässt sich auf der Internet-Plattform nachlesen. „Man bekommt sehr viel Vertrauen, Wertschätzung und alle Mittel, die man für die Arbeit benötigt“, so hat sich eine frühere Fachkraft über das Hotel geäußert. „Hier kann man mit den Chefs noch reden. Vorschläge und Ideen werden nach Möglichkeit umgesetzt oder besprochen“, lautet ein anderes Lob. In diesem Jahr hat das Parsdorfer Hotel zudem das Qualitätssiegel „Top-Ausbildungsbetrieb“ erhalten, das vom Deutscher Hotel- und Gaststättenverband an Ausbildungsstätten von besonders hoher Qualität verliehen wird. Was ist also das Geheimnis des Familienbetriebs?

Vielleicht ist es das Wissen, dass man mehr tun muss als üblich, wenn man sich dauerhaft auf dem Markt behaupten will. Als das Hotel Garni J. Erb 1968 gegründet wurde, zählte das Haus 20 Zimmer, ausgestattet mit eigenem Bad. Dazu gab es eine Kegelbahn, Schwimmbad, Sauna, ein Fernsehzimmer und eine Eisstockbahn. „Das eigene Bad war ein Novum und für die damalige Zeit sehr fortschrittlich“, erinnert sich Rosa Maria Erb. Die heute 84-Jährige war die erste Chefin, Prominente wie Opernsänger Wolfgang Anheisser oder Comedian Otto Waalkes gehörten zu ihren Gästen.
Seither hat sich einiges getan. Das heutige Hotel Erb wurde 1988 von Rosa Maria Erbs Vater gebaut, 250 Meter vom Stammhaus entfernt, im Gewerbegebiet am Posthalterring in Parsdorf. Es entwickelte sich schließlich zum Hauptbetrieb der Familie. Rosa Maria Erbs Sohn Christian, der im Hotelbetrieb aufwuchs und mitlief, übernahm den Familienbetrieb 1998 nach seiner abgeschlossenen Ausbildung zum Hotelmeister und Hotelbetriebswirt. Er erweiterte und renovierte den Bau stetig. Heute zählen 123 moderne Zimmer und Suiten zum Hotel, das der Hotelleiter zusammen mit seiner Frau Xenia betreibt. Ergänzt werden diese durch das Restaurant Almgrill samt Rosis Bar – eine Hommage an die ehemalige Dame des Hauses – sowie die alpine Wellness- und die Sauna-Welt des Almdorf-Spas. Das ehemalige Garni ist jetzt ein kleines stylishes Boutique Hotel.


Dass es aber nicht nur genügt, ein schönes Ambiente anzubieten, und es ohne motivierte Mitarbeiter nicht geht, das ist Geschäftsführerin Xenia Erb seit langem klar. Im vergangenen Jahr hat sie Personalreferentin Julia Nachtmann ins Boot geholt: „Mir war es ein Anliegen, mich einfach gut um unsere Mitarbeiter zu kümmern. Ideen hatte ich einige, aber nicht die Kapazitäten, diese auch umzusetzen. Zusammen haben wir uns überlegt, was wir machen wollen und viele Inspirationen kamen auch von ihr.“

Bildung der Zukunft:Es ist Wissen, das zählt – nicht Papier
Wie Eltern ihre Kinder durch die sich wandelnde Bildungslandschaft begleiten können, weiß Pädagoge und KI-Experte Christian Pohl. Im Interview sagt er, worauf es in der Schule wirklich ankommt, nennt nützliche Lern-Apps und zeigt den Weg auf zum virtuellen Nachhilfelehrer.
Seither läuft am Posthalterring besonders im Hinblick auf den Nachwuchs vieles etwas anders als in vergleichbaren Betrieben: Nachtmann führte nicht nur einen Schulungskalender ein, der den Azubis mit theoretischen und praktischen Schulungen Sicherheit gibt und sie optimal auf ihre Prüfungen vorbereitet. Darüber hinaus organisierte die 31-Jährige ein sogenanntes Buddy-System für die Neuankömmlinge, die beim „Onboarding“ in den ersten zwei Wochen von einem erfahreneren Lehrling an die Hand genommen werden. „Der Buddy steht die erste Zeit mit Rat und Tat zur Seite, zeigt zum Beispiel die Abläufe im Haus und ist sowohl beim Frühstück als auch beim Mittagessen dabei“, erklärt sie. Die sogenannte „Espresso-Challenge“, bei der sich Mitarbeiter abteilungsübergreifend auf ein Heißgetränk treffen, soll darüber hinaus das Wir-Gefühl stärken. Regelmäßige Gespräche über ihre Entwicklung und zur Prüfung des Potenzials runden die enge und familiäre Betreuung ab. Und damit kein Anliegen übersehen wird, gibt es eine App als Kommunikationstool und einmal im Jahr Mitarbeiterumfragen: Hier können auch die Azubis zu Wort kommen und ihre Ideen einreichen.
Alle Azubis konnten in letzter Zeit übernommen werden – und wollten es auch
Doch warum kümmern sich die Erbs so sehr um den Nachwuchs? „Auch wir haben Personalmangel, stellt Geschäftsführerin Xenia Erb nüchtern fest. „Es sehr schwierig, gutes Personal zu finden. Es mangelt nicht an Bewerbern, aber sie müssen eben auch zu uns passen. Und deswegen ist es nötig, in den Nachwuchs zu investieren und ihn auszubilden. Das ist unsere Aufgabe.“ Julia Nachtmann ergänzt: „Ich finde es auch wichtig, die Freude zu dem eigentlich so vielschichtigen und schönen Beruf wiederzufinden. Man braucht nicht für alles einen Bachelor, und die Aufstiegschancen werden oft von außen hin gar nicht gesehen.“ Überstunden? Die Geschäftsführerin und die Personalreferentin schütteln den Kopf. Die gebe es hier im Hotel Erb fast gar nicht. „Wir haben eine Stempeluhr und sind extrem darauf bedacht, aufgebaute Überstunden sofort wieder abzubauen. Wir haben schöne geregelte Arbeitszeiten und auch viel am Wochenende frei“, fügt Nachtmann hinzu.

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter zeigt sich laut der Geschäftsführerin auch darin, dass die Fluktuation abgenommen habe. Außerdem konnten und wollten zuletzt alle Azubis übernommen werden. Und auch die nächsten zwei Absolventinnen, die im Herbst/Winter in die Prüfungen gehen, sind schon mit der Personalreferentin und Chefin im Gespräch. Bleiben da überhaupt noch Wünsche offen?
„Wir würden uns mehr Bewerbungen aus dem Umland und dem Landkreis wünschen“, da sind sich beide einig. Denn der Wohnraum für die Unterbringung aller Mitarbeiter sei begrenzt. Trotzdem schauen die Hotel-Chefs und auch die Personalreferentin positiv in die Zukunft. Schließlich steht auch schon die nächste Generation in den Startlöchern: der 16-jährige Sohn von Xenia und Christian Erb und der Enkel von Rosa Erb, der das Hotel irgendwann übernehmen und die Familientradition weiterführen könnte.