Vaterstetten:Nicht mal geschenkt

Nach Skandal um AfD-Wahllisten beendet die Nachbarschaftshilfe Vaterstetten die Zusammenarbeit mit der Schmidt-Stiftung

Bei der Nachbarschaftshilfe (NBH) zieht man Konsequenzen aus den "Ungereimtheiten" rund um AfD-Gemeinderat Manfred Schmidt. Dessen "Sozialstiftung" hatte in der Vergangenheit regelmäßig an die von der NBH betriebene Tafel gespendet. Diese Spenden werde man in Zukunft nicht mehr annehmen, teilt die NBH nun mit. Der Vorstand der NBH habe in einer außerordentlichen Sitzung die Zusammenarbeit aufgekündigt.

Vaterstetten: Ein Bild aus besseren Zeiten: Manfred Schmidt (rechts) übergibt NBH-Vorsitzendem Franz Pfluger (daneben) Spenden für die Tafel. Damit ist jetzt Schluss.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Manfred Schmidt (rechts) übergibt NBH-Vorsitzendem Franz Pfluger (daneben) Spenden für die Tafel. Damit ist jetzt Schluss.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Hintergrund sind die vor einem Monat aufgekommenen Vorwürfe gegen Manfred Schmidt. Dieser, so versichern es mehrere Betroffene, soll sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu gebracht haben, ein Blanko-Formular zu unterschreiben. Dass es sich dabei um die Zustimmung zur Kandidatur auf der Kreistags- beziehungsweise Gemeinderatsliste handelte, wollen sie nicht bemerkt haben. Jedenfalls nicht auf Anhieb, immerhin zwölf Personen haben ihre Kandidatur widerrufen - mindestens sieben weiteren gelang dies nicht rechtzeitig, sie müssen für Schmidt und die AfD antreten. Wobei diese beiden inzwischen zumindest offiziell über Kreuz liegen, die AfD hat angekündigt, ein Parteiausschlussverfahren gegen Schmidt anzustrengen.

Dieser weist alle Vorwürfe zurück und beschuldigt seinerseits Gemeindemitarbeiter, seine Kandidaten "gewarnt" zu haben, so dass es zu den Rücktritten kam. Dazu muss man wissen, dass die AfD in Vaterstetten sich bei der Listenaufstellung sehr ungewöhnlich verhalten hat. So wurden - im Gegensatz zu anderen Parteien - die Kandidaten nicht zur Nominierungsversammlung eingeladen. Was formell nicht nötig war, sie hatten ja eine Einverständniserklärung unterschrieben. Die Listen wurden knapp eine Woche vor Ablauf der Rückzugsfrist für Kandidaten bei der Gemeinde und beim Landratsamt eingereicht.

Andere Spender sind kurzfristig eingesprungen

Schmidts Sozialstiftung soll, so berichten es Betroffene, bei der Kandidatenakquise eine Rolle gespielt haben. Mehrere unfreiwillige Kandidaten - fast alle in höherem Alter - geben an, sie hätten Schmidt über seine Stiftungsaktivitäten kennengelernt. Zu diesen gehören, neben Spenden an die Tafel, auch Ausflüge für Senioren. Bereits im Februar hatten die Grünen gefordert, die Gemeinde möge jede Zusammenarbeit mit der Schmidt-Stiftung einstellen - wobei sich diese im Wesentlichen auf das Veröffentlichen der Berichte im Gemeindeblatt beschränkt, etwa von Ausflügen oder eben von Spendenübergaben an die Tafel. Auch wenn der Antrag noch nicht behandelt wurde, zumindest letztere Berichte werden künftig im Gemeindeblatt fehlen.

Für die Kunden der Tafel werde dies ausdrücklich keine Folgen haben, bekräftigt NBH-Geschäftsführer Oliver Westphalen. Eigentlich hatte man mit den Spenden der Schmidt-Stiftung 6000 Liter Milch von "Isarland Ökokiste in München" und 12 000 Eier vom Glonner-Hof in Zorneding kaufen wollen. Dies sei aber weiterhin möglich, die Gemeinde Vaterstetten habe einen Spendenaufruf unter Privatpersonen und Gewerbetreibenden gestartet, dabei ist genug zusammengekommen, um die Milchlieferung zu bezahlen. "Das Angebot an frischen Eiern im Tafelladen stemmen wir als NBH vorerst in Eigenleistung", so Westphalen weiter.

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