Auf zwei Perlen der Kammermusik dürfen sich die Zuschauer eines Live-Stream-Konzerts der Musikschule Vaterstetten am Freitag, 26. März, freuen: Ein eigens gegründetes Quintett gibt das Klavier-Quintett Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart sowie das Bläserquartett Op. 8 von Carl Stamitz zum Besten. Berufsmusiker aus dem Landkreis, die sich aus den großen Münchener Orchestern kennen, haben sich dafür mit Lehrkräften der Musikschule zusammengetan - "aus einer inneren Verbundenheit heraus und als Zeichen der Solidarität mit der Musikschule Vaterstetten", wie es in der Ankündigung heißt. Initiiert haben das außergewöhnliche Konzert Musikschulleiter Bernd Kölmel und Gottfried Sirotek aus Zorneding, ehemals Oboist an der Bayerischen Staatsoper. Er wird am Freitag gemeinsam mit Corinne Steinmaier (Fagott), Oliver Klenk (Klarinette), Eduardo Pirozzi (Horn) und Martina Hussmann (Klavier) die virtuelle Bühne betreten. Zwar kennen sich die Musikerinnen und Musiker durchaus vereinzelt untereinander, denn die Szene im Landkreis ist nicht allzu groß. Trotzdem stellt die Zusammensetzung dieses Quintetts für alle Beteiligten eine Premiere dar.
Auf die hochkarätige Zusammensetzung des Ensembles und das Engagement solcher Koryphäen für die Musikschule ist Bernd Kölmel mächtig stolz. "Die Kultur lebt" - diese Botschaft solle von dem neuartigen Konzertformat ausgehen, und zwar in zweifacher Hinsicht: Sie lebt im Landkreis Ebersberg, der mit Gottfried Sirotek aus Zorneding, Oliver Klenk aus Oberpframmern und Corinne Steinmaier aus Vaterstetten gleich dreifach vertreten ist. Und sie lebt - und das hoffentlich bald auch wieder in analoger Form - in den Musikschulen des Freistaates. Auch wenn der Stellenwert der Kultur in der bayerischen Verfassung festgeschrieben sei: Die Behandlung, die Kunst und Kultur in den vergangenen Monaten zukam, lasse davon herzlich wenig bemerken, sagt Gottfried Sirotek. "Die freischaffende Szene und die Musikschulen sind die eigentlichen Leidtragenden der ganzen Geschichte. Das Konzert soll deshalb ein Signal für die Daseinsberechtigung der Musikschulen senden."
Der 67-jährige Oboist und Mitinitiator kann auf eine beachtliche musikalische Vita zurückblicken. Noch bevor er sein Studium an der Hochschule für Musik in München abgeschlossen hatte, wurde er im Alter von 25 Jahren an der Bayerischen Staatsoper engagiert: Sein außergewöhnliches Talent reichte aus, um den Einstieg in das prestigeträchtige Orchester zu begründen. Während der vier Jahrzehnte, in denen er von 1978 bis 2019 dort wirkte, habe er alles kennen gelernt, was ein Opernmusiker sich wünschen könne: Zahlreiche große Werke und Dirigenten vom Schlage Wolfgang Sawallischs oder zuletzt Kirill Petrenkos, der heute die Berliner Philharmoniker dirigiert.
Doch die Anstellung im Opernorchester war Sirotek nie genug. Nebenher spielte er stets in Kammermusikensembles, gab Unterricht oder beteiligte sich an Kirchenkonzerten. Und diese Engagements hat der Zornedinger bis heute nicht aufgegeben, ganz im Gegenteil, der Eintritt in den "Unruhestand" habe das eher noch verstärkt, erzählt er. Doch auch für einen "freischaffenden Musiker mit Rentenbezug", wie Sirotek sich selbst bezeichnet, sind die derzeitigen Einschränkungen natürlich nur schmerzlich zu verkraften. Einzig die Hoffnung auf die wiederkehrende Möglichkeit zum gemeinsamen Musizieren und Auftreten im kommenden Sommer sorge momentan für den nötigen Motivationsschub. Online-Unterricht und einsames Üben genügen eben wohl den wenigsten Künstlern.
Zwei Proben konnten im Vorfeld in den Räumlichkeiten der Musikschule Vaterstetten stattfinden, selbstverständlich mit den nötigen Abständen und Lüftungsvorkehrungen. So ist dank dieses Konzerts die musikalische Zwangspause nun zumindest kurz unterbrochen - und das Publikum darf gespannt sein, wie das Experiment "Kammermusik digital" am Freitag gelingen wird.
"Musik verbindet - Mozart & mehr": Livestream aus dem Konzertsaal der Musikschule Vaterstetten am Freitag, 26. März, um 19 Uhr, Infos und Link unter www.musikschule-vaterstetten.de.