Mitten in Vaterstetten:Natürlich, die schon wieder

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Die grüne Ampel freut Verkehrsteilnehmer, im Wahlkampf kann sie zu Verwirrung führen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Neben dem Vaterstettener Rathaus tun sich nachts ganz wunderliche Dinge – das liegt an der Ampel.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Ampel ist schuld. Das weiß man ja, und zwar an allem. Deswegen muss die Ampel weg, weiß man ja auch, und darum wird jetzt Wahlkampf gemacht. Auch rund ums Vaterstettener Rathaus hängen die Plakate in allen Größen und Farben – wobei letztere nicht immer denen entsprechen, die sich die Plakatierer eigentlich vorgestellt hatten. Und daran ist, diesmal ganz echt, die Ampel schuld.

Aber der Reihe nach: Wer des Nachts – also derzeit so zwischen kurz nach fünf Uhr abends und kurz vor halb acht in der Früh – die Möschenfelder Straße am Vaterstettener Rathaus vorbei nach Norden unterwegs ist, dem könnte justament auf Höhe des Verwaltungssitzes der Großgemeinde eine Lichtinstallation ins Auge fallen: In leuchtendem Grün blickt da jemand von einer Plakatwand auf die Vorbeilaufenden oder -fahrenden herab.

Doch die Farbe täuscht. Hat man vielleicht im ersten Moment und aus der Distanz noch an den Kanzlerkandidaten der Grünen gedacht, dessen Konterfei ja schon mal gelegentlich an prominenten Orten leuchtet, etwa am Münchner Siegestor, kommen daran schnell Zweifel auf. Zum einen ist eine Plakatwand zwischen dem Vaterstettener Rathaus und einem Feld vielleicht nicht prominent genug, zum anderen sind bei näherer Betrachtung zwei Gesichter auf dem Plakat zu erkennen – das wäre ein klarer Verstoß gegen das Erste Gebot der Grünen Wahlkampfstrategie.

Tatsächlich handelt es sich bei den beiden Herren auf dem so schön grün leuchtenden Plakat gewissermaßen um das Konkurrenzprodukt: Plakatiert ist der Vorsitzende und Kanzlerkandidat der CDU zusammen mit dem Vorsitzenden der CSU damit letzterer ersterem nicht wieder ... aber das sind alte Geschichten. Denn seit aus dem Aachener ein Brilonese geworden ist, macht der Nürnberger einen auf kooperativ, solange man darüber einig ist, dass der Lübecker und seine Grünen des Teufels sind – und dann leuchtet man plötzlich selbst grün.

Wie eingangs erwähnt, ist hier wirklich die Ampel schuld, oder genauer eine Ampel, nämlich jene, welche Radlern und Fußgängern den Zugang zum Weg über das Brandhofer-Feld erleichtert. Will gerade niemand die Möschenfelder Straße überqueren, leuchtet die Ampel, wie sich das gehört, in Grün und illuminiert das nebenstehende Wahlplakat. Wird sie indes in Anspruch genommen, leuchtet das Plakat in Rot, was trotz aller ideologischer Differenzen den beiden Herren auf dem Plakat wohl ein bisschen weniger Unbehagen bereiten dürfte.

Die Farbe, die ihnen indes wohl neben der eigenen Parteifarbe am liebsten wäre, das Gelb, leuchtet dagegen nur selten, es dürften weniger als fünf Prozent der Zeit sein. Das ist nun allerdings keine politische Betrachtung, sondern eine rein empirische und hat ihre Ursache auch nicht in der Politik, sondern in der Funktionsweise von Lichtzeichenanlagen – kurz: Die Ampel ist schuld.

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