Vaterstetten:Mit Sicherheit hässlich

Das Vaterstettener Rathaus wird derzeit auf den neuesten Stand in Sachen Brandschutz gebracht. Mehr soll dort aber nicht investiert werden, derzeit sucht man Ideen für einen Neubau

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Das Ortsbild der Großgemeinde ändert sich schnell, wo gestern noch ein Haus stand, stehen morgen vielleicht schon drei. Doch ein Stück Ortschaft blieb den Vaterstettenern in den vergangenen Jahrzehnten stets vertraut: das Ensemble Wendelsteinstraße mit Kirche und Rathaus. Wie lange dieser gewohnte Anblick noch bestehen soll, wird bald der Gemeinderat entscheiden müssen. Bis Mitte des Jahres soll dort über ein Konzept für den Neubau des Rathauses beraten werden.

Dass der 1970 errichtete Sitz der Gemeindeverwaltung abgerissen werden soll, beschloss der Gemeinderat bereits vor fünf Jahren. Allerdings geschah dies zusammen mit der Planung für ein neues Ortszentrum an der Wendelsteinstraße. Als der dafür vorgesehene Investor 2013 Insolvenz anmeldete, scheiterte damit auch der Plan für ein neues Rathaus.

Das alte wurde dadurch aber nicht besser, neben Schwierigkeiten mit Heizung, Kühlung, Lüftung und dem chronischen Platzmangel war vor allem der Brandschutz problematisch. Im Juli wurde im Gemeinderat eine Expertise vorgestellt, wonach der Aufenthalt im Rathaus durchaus die Gesundheit gefährden kann. So gab es keine abgeschlossenen Fluchtwege, im Brandfall hätte sich der Rauch durchs ganze Gebäude ausbreiten können. Genau wie das Feuer selbst, da vorgeschriebene Brandmauern fehlten. Der Gemeinderat beschloss daraufhin eine Notsanierung. Für rund 330 000 Euro sollte eine Brandmeldeanlage eingebaut, die Treppen eingehaust und ein zusätzlicher Ausgang geschaffen werden. Dies sollte aber das letzte Geld sein, das man in das Rathaus investieren wollte. Das Gremium sprach sich einstimmig gegen eine weitere Sanierung aus. Bis zum Jahresende sollte eigentlich ein Konzept für einen Neubau vorliegen.

Umbauarbeiten im Rathaus Vaterstetten, Brandschutz

Aus Gründen der Sicherheit werden im Vaterstettener Rathaus derzeit die offenen Balkonumgänge verkleidet, so sollen im Brandfall die Notausgänge rauchfrei bleiben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zumindest beim ersten Teil des Beschlusses scheint der Zeitplan eingehalten zu werden. Aktuell ist das Vaterstettener Rathaus eine Baustelle, die zuvor offenen Umgänge werden zum Innenhof hin verkleidet. Was aber das Konzept für ein neues Rathaus angeht, "muss noch einiges besprochen werden", sagt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Bis daraus etwas entsteht, das man auch vorstellen kann, werde es sicher noch bis zum Sommer dauern, so der Bürgermeister. Derzeit sei man noch in der Phase der Ideensammlung, vor allem geht es darum, wo das Rathaus entstehen und was alles darin enthalten sein soll. Für den Bürgermeister kommt als Standort das gemeindeeigene Grundstück östlich der Möschenfelder Straße in Frage. Dort könnte zunächst ein neuer Verwaltungsbau entstehen, der später aber nach und nach zu einem Ortszentrum ergänzt wird, etwa durch die neue Gemeindebücherei und den Bürgersaal. Alles auf einmal zu bauen sei nicht realistisch, "Geld haben wir keins und auch kein Tafelsilber zu verkaufen". Dafür aber große Aufgaben, sagt Reitsberger: "Vorrang haben die Schulen und Kindertagesstätten", beim Rathaus habe man durch die Brandschutzsanierung dagegen etwas Zeit gewonnen.

Die man nun aber für die Planung nutzen solle, heißt es aus den anderen Gemeinderatsfraktionen. "Man muss langsam in das Thema einsteigen", sagt CSU-Fraktionschef Michael Niebler, denn auch wenn das Rathaus nicht mehr gefährlich sei, "Handlungsbedarf ist gegeben." Zudem die aktuellen Sanierungen das Rathaus ja auch nicht unbedingt gemütlicher machten: "Das ist nicht mehr, was es war, das ist jetzt ein dunkles Loch." Auch Sepp Mittermeier, Sprecher der SPD-Fraktion wünscht sich, die gewonnene Zeit für die Planung zu nutzen. Die energetischen und räumlichen Probleme blieben ja trotzdem bestehen, "und man weiß nicht, was da sonst noch an Schäden daherkommt". Bei den Grünen sei man bereits seit Jahren für einen Rathausneubau, sagt Sprecher Axel Weingärtner, schließlich habe seine Fraktion dies bereits 2009 vorgeschlagen.

Vaterstetten: Seit fast einem halben Jahrhundert steht das Rathaus neben der Kirche. Sein Nachfolger könnte einmal auf dem Feld im Vordergrund entstehen.

Seit fast einem halben Jahrhundert steht das Rathaus neben der Kirche. Sein Nachfolger könnte einmal auf dem Feld im Vordergrund entstehen.

(Foto: Christian Endt)

Dazu, wie das neue Rathaus aussehen soll, solle zunächst die Verwaltung Vorschläge präsentieren, sagt Niebler. "Das hängt auch vom Geld ab, wie das neue Rathaus aussieht." Die Frage der Finanzierung ist auch für Mittermeier entscheidend, er schlägt wie Reitsberger vor, "keinen Kombi-Bau" zu errichten, sondern zunächst ein reines Verwaltungsgebäude. Bezahlen ließe sich dies, zumindest teilweise, aus der Verwertung eines Teils des 8000 Quadratmeter großen Gemeindegrundstückes oder jenes, auf dem derzeit das Rathaus steht. Dieses Vorgehen hält auch Weingärtner für sinnvoll. Ideal wäre natürlich, das Ortszentrum "auf einen Satz" zu bauen, "aber ohne Geld geht das nicht".

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