Vaterstetten:Mit 102 immer noch dabei

Zweitälteste Heimbewohnerin feiert ihren Geburtstag

Von Viviane Rückner, Vaterstetten

Vaterstetten: Freudig posiert Agnes Gruber zu ihrem 102. Geburtstag. Richard Gruber, Martin Esterl und Georg Reitsberger (von links) gratulieren.

Freudig posiert Agnes Gruber zu ihrem 102. Geburtstag. Richard Gruber, Martin Esterl und Georg Reitsberger (von links) gratulieren.

(Foto: Christian Endt)

Am Mittwoch feierte Agnes Gruber im GSD-Seniorenheim Vaterstetten ihren sagenhaften 102. Geburtstag - Und ist für dieses Alter noch sehr rüstig. Zielsicher läuft sie mit ihrem Rollator durch die Gegend, schiebt auch mal einen Rollstuhl, der ihr im Weg steht, beiseite und kann - solange sie ihre Hörgeräte trägt - allen Gesprächen bestens folgen.

Zum Anstoßen auf ihren Ehrentag begrüßt sie Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), Kreisrat Martin Esterl (SPD) und den Leiter des Heims, Sebastian Rokita. Über das ganze Gesicht strahlend stellt sie sich für das Foto mit ihren Geschenken zwischen die großen Männer. Von ihrem Sohn Richard Gruber bekommt sie noch ein bisschen Abdeckstift aufgetragen, damit sitzen Make-up und Frisur dann perfekt. Pflegerin Edith Bilstein erzählt, dass Frau Gruber den ganzen Tag alleine geplant und extra ihren Friseurtermin verlegt habe, damit sie um halb elf pünktlich bei dem für sie bestellten Gottesdienst sei.

Das Geburtstagskind berichtet begeistert, dass der Kaplan, Rohan Lobo, ihr einen riesigen Blumenstrauß übergeben und sogar ihre selbstgestrickten Socken getragen habe, die sie ihm kurz vor Weihnachten geschenkt hatte. "Ich stricke immer", sagt sie, jeder aus der Pflegschaft, alle Kirchenmitarbeiter und Familienmitglieder besäßen mindestens ein Paar ihrer Werke. Seit sie 2012 ins Heim kam, ist sie jede Woche bei der Handarbeitsgruppe dabei.

Gruber ist auf jeden Fall eine Frau, die mit anpackt, schon früh hat sie den Beruf der Damenschneiderin erlernt. "Gut verdient hat man damals nicht, selbst an Weihnachten wurde bis zum letzten Drücker gearbeitet", erzählt ihr Sohn. Oft habe sie als Lohnarbeiterin gearbeitet, für Bauern genäht und im Gegenzug Naturalien erhalten, berichtet er weiter, es sei für sie nicht einfach gewesen als alleinerziehende Mutter. Bereits 1943, als Richard Gruber gerade einmal zehn Monate alt war, fiel ihr Mann im Krieg in Tunis, Afrika. "Gerade einmal vier Mark im Monat bekamen wir als Unterstützung", erinnert sich Gruber. Bis weit über das Rentenalter hinaus verdiente sie ihr Geld selbst und wohnte eigenständig, erst mit 97 zog sie ins Heim. Durch Radfahren, Yoga und Stricken habe sie es geschafft, sich körperlich und geistig fit zu halten.

Zum Gedenken an die alten Zeiten trug Agnes Gruber noch zwei heitere Gedichte aus ihrer Jugend vor; mit einem überzeugten "bis nächstes Jahr!" von allen Anwesenden endete die kleine Geburtstagsfeier der zweitältesten Bewohnerin im Seniorenheim.

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