Vaterstetten:Mehr von allem

Blockheizkraftwerk - Baustillstand Vaterstetten

An der Carl-Orff-Straße in Baldham entsteht derzeit ein neues Blockheizkraftwerk.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Arbeitskreis Energiewende fordert Umdenken bei Nahwärme

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Es geht voran bei der Nahwärme in Vaterstetten, das Blockheizkraftwerk am Sportzentrum ist fast fertig. Bald wird es die ersten Häuser in der Umgebung mit Warmwasser versorgen, in den kommenden Jahren soll das Netz immer weiter wachsen. Wenn es nach dem Arbeitskreis Energiewende geht, ist dies jedoch nur die halbe Miete - dort fordert man, dass das neue Nahwärmenetz größtenteils mit erneuerbarer Energie betrieben wird.

Derzeit und wohl auch in naher Zukunft ist der Anteil an Öko-Energie bei der Nahwärme eher überschaubar. Beim Kommunalunternehmen, das das Netz auf- und ausbaut, rechnet man mit einem Anteil von etwa 25 Prozent. Drei Viertel der benötigten Energie wird demnach aus fossilen Quellen gedeckt, hauptsächlich Erdgas.

Viel zu viel findet Ute Schneider-Maxon, Sprecherin des AK Energiewende, für eine nachhaltige Versorgung sollte der Wert genau umgekehrt sein. Wie dies zu erreichen ist, dazu hat Peter Fleckner ein Konzept erarbeitet. Zwei Elemente sind dabei besonders wichtig: Zum einen ein Ringnetz, zum anderen viele dezentrale Versorger. Die Idee dahinter ist, dass dadurch im Prinzip an jeder Stelle des Netzes auch kleine Wärmequellen zur Versorgung beitragen können. Möglich sind dabei sowohl "klassische" Versorger wie etwa Solarthermieanlagen oder Blockheizkraftwerke - die dann natürlich vorzugsweise mit Biogas betrieben werden sollten - als auch innovative Wärmequellen. So gibt es etwa die Idee, die Restwärme des Abwassers aus der Kanalisation zu nutzen, per Wärmetauscher könnte die Energie zurück ins Netz fließen. Falls verfügbar, solle natürlich auch die Geothermie zum Zuge kommen. Überhaupt soll ein Merkmal des neuen Netzes die Flexibilität sein, an die sich möglichst unproblematisch neue Verbraucher wie Erzeuger anschließen lassen können.

Auch beim Ökostrom sei in Vaterstetten noch viel Luft nach oben, ist man bei der Energiewende überzeugt, so gebe es viel Platz für Photovoltaik und die Biogas-Blockheizkraftwerke könnten sowohl Wärme als auch Strom liefern. Erschwert werde dies zwar derzeit durch das aktuelle Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), doch möglich sei die Ökostromerzeugung nach wie vor, sagt Willi Frisch. "Man kann Nischen finden, wo es geht, ohne sich über das EEG zu ärgern", etwa die Eigennutzung von Strom.

Dies alles sei keine Frage der Technik, sagt Sepp Mittermeier, Energiewende-Mitglied und SPD-Gemeinderat, denn diese sei vorhanden. Wichtig sei , dass die Projekte auch umgesetzt werden: "Man muss es endlich aufs Gleis setzen." Die Technik sei verfügbar, Kredite günstig und mit der Genossenschaft 3E stehe ein lokaler Partner bereit. Auch gebe es in der Gemeinde genügend "engagierte Bürger", ist Mittermeier überzeugt, die sich ebenfalls beteiligen würden. Denn, das zu betonen ist Fleckner wichtig, bei einer nachhaltigen Energieversorgung handele es sich nicht um Liebhaberprojekte: "Selbstverständlich müssen schwarze Zahlen geschrieben werden, niemand will unwirtschaftliche Anlagen betreiben." Wer die Energiewende voran treiben muss, ist für den Arbeitskreis klar: Die Gemeinde und ihr Kommunalunternehmen. Denn, auch dessen ist man sich bei der Energiewende bewusst: "Es geht um Geld - viel Geld", wie Mittermeier sagt. Doch das Kommunalunternehmen könnte diese Investitionen leisten, ist man beim Arbeitskreis überzeugt - wenn man es nur wollte. Und da sieht Mittermeier die größte Aufgabe: "Man muss das Thema Energiewende wieder in die Köpfe bringen."

Wie man dies erreichen kann, soll demnächst Thema auf einem Workshop des AK Energiewende und des Vaterstettener Kommunalunternehmens Mitte Oktober sein. Dort will der Arbeitskreis sein Konzept einbringen. Die Zeit sei reif findet Schneider-Maxon, "die Zukunft beginnt schließlich nicht irgendwann, sondern morgen."

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