„Heid beim Gärtner Böck“ ertönt aus dem Handy, wenn man auf der Instagram Seite der Gärtnerei Böck aus Neufarn bei Vaterstetten unterwegs ist. Seit Januar 2023 drehen Florian Böck, Geschäftsleiter Produktion und des Onlineshops, sowie Marcus Weingartner, der das Marketing der Firma betreut, Kurzvideos – auch als „Reels“ bekannt – und laden sie auf Instagram hoch. Jedes Video beginnt mit dem Satz „Heid beim Gärtner Böck“. Danach folgen Sequenzen, die über den Hintergrund der in der Gärtnerei angebauten Produkte berichten und informieren. Wie wird Rucola gesetzt und geerntet, Sellerie gelagert oder wilder Brokkoli zubereitet? All das sind Fragen, die in den Kurzvideos beantwortet werden. Auch Abläufe hinter den Kulissen, wie die Reinigung des Tomaten-Gewächshauses, werden auf dem Kanal erklärt und gezeigt.
Gestartet haben Florian Böck und sein langjähriger Freund Marcus Weingartner das Projekt mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Herkunft und den Anbau von Lebensmitteln zu stärken, für ihr regionales Gemüse zu begeistern und neue Kunden aus der Umgebung zu gewinnen. Mit Erfolg! Jede Woche erscheinen auf dem Instagram-Kanal drei bis vier Reels, die potenzielle Kunden genau dort erreichen sollen, wo sie Zeit verbringen – in den sozialen Medien. Die Clips erreichen meist tausende, teils sogar 100 000 Menschen und bringen neue Kunden. Wie entstehen die Kurzvideos und wer sind die Personen hinter der Kamera?

Durch die sonnendurchfluteten Gewächshäuser bahnt man sich den Weg zum Drehort eines Videos. Großes Filmteam? Fehlanzeige! Der Ablauf der Videodrehs ist immer der gleiche und eigentlich unspektakulär, erzählt Florian Böck. Ein Drehbuch oder ähnlich organisierte und gescriptete Leitlinien gibt es nicht. Eine Agentur, die die Videos filmt, betitelt und schneidet, braucht es in der Gärtnerei ebenfalls nicht, denn Böck und Weingartner sind ein eingespieltes Team. Genau diese Spontanität macht den online Auftritt authentisch. Böck steht vor der Kamera, erzählt, erklärt und zeigt den Betrieb, Weingartner steht hinter der Kamera und übernimmt den Dreh, die Betextung und den Schnitt.
Weniger ist mehr und schafft Authentizität
Einmal pro Woche treffen sich die beiden um drei bis vier Videos für die kommende Woche zu produzieren. Sie gehen über das große Gelände und die Anbauflächen und schauen, was gerade erntereif oder interessant zu zeigen ist. „Meistens hat man ohnehin schon etwas im Kopf, was man beim Arbeiten gesehen hat und interessant zum Filmen wäre“, erzählt Böck. Wenn die beiden dann eine passende Stelle erkundet haben, geht es ganz schnell. Weingartner holt ein Gimbal-Stativ hervor, reicht Böck ein Mikrofon und macht sein Handy fürs Filmen bereit. Dann geht es auch schon los. Kein Countdown, sondern der von Weingärtner gesprochene Satz „Heid beim Gärtner Böck“ markiert den Start des Videos und ist das Startsignal für Böck, der vor der Kamera steht.

Danach erzählt Florian Böck einfach frei heraus über das, was gerade um ihn herum wächst oder passiert. Auf die Frage, ob es am Anfang ungewohnt war vor der Kamera zu stehen oder es oft noch einen Zweitversuch braucht, antwortet Böck: „Nein, eigentlich nicht. Unsere Videos sind eigentlich ganz viele one-takes und lachen tun wir dabei viel.“ Der Spaß an dem Projekt ist den beiden nicht nur vor Ort anzusehen, auch beim Schauen der Videos spürt man die Leichtigkeit und den Witz, mit dem die beiden an das Drehen der Videos herangehen – das scheint zu wirken. Während der Instagram-Kanal der Gärtnerei im Januar 2024 noch 1500 Abonnenten hatte, so sind es heute bereits über 6000.
Der Erfolg in dem sozialen Netzwerk hat auch aus unternehmerischer Sicht einen positiven Effekt. Pro Woche gewinnt die Gärtnerei Böck um die 100 Neukunden, die ihre Lebensmittel für den privaten Haushalt bei der Gärtnerei bestellen und kaufen. Nun könnte man meinen, die Gärtnerei hätte bereits ihr Ziel erreicht. Doch das nächste ist bereits gesetzt: „Jetzt möchten wir auch Kunden im Münchner Stadtbereich erreichen und auf unseren Gemüselieferservice aufmerksam machen“, so Böck.

Neben Produktinformationen und Zubereitungstipps zeigt die Gärtnerei auch Abläufe, die der Kunde normalerweise nicht mitbekommt. Aktuell etwa die jährliche Reinigung des Tomatenhauses, die sich über fünf Wochen hinwegzieht. „Neben dem Ziel, transparente Einblicke in unseren Betrieb zu geben, geht es auch darum zu zeigen, wie viele helfende Hände und Arbeit hinter Lebensmitteln stecken“, schildert Böck.
Neuerdings geht es in den Videos auch ans Eingemachte. Um auch Gemüse essen zu können, welches nicht perfekt gewachsen ist oder eine Druckstelle besitzt, verarbeitet das Unternehmen inzwischen unverkäufliche Produkte zu bereits fertigen Soßen und Speisen. Die regional hergestellte „schnelle Küche“ reicht dabei vom Tomatensugo bis zum Karottengemüse und Schokoladen-Blaukraut. Wie diese hauseigenen Produkte zubereitet und kombiniert werden können, wird nun ebenfalls auf dem Instagram-Kanal besprochen.