Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:Kurze Verschnaufpause

Betreuungsangebot in Vaterstetten reicht für einige Jahre aus

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Große Probleme mit kleinen Kindern gab es in den vergangenen Jahren des öfteren in Vaterstetten. Wobei nicht die Kinder selbst Probleme machten, sondern das Fehlen von Betreuungsplätzen. Besonders bei den Angeboten für die ganz Kleinen, also in Krippe und Kindergarten, musste die Gemeinde in jüngster Zeit viel planen und investieren. Offenbar mit Erfolg, wie eine nun im Gemeinderat vorgestellte Prognose zeigt. Wenn die beschlossenen und geplanten Kitas auch umgesetzt werden, dürften die Plätze reichen - zumindest für die nächsten fünf bis zehn Jahre.

Für die Prognose hatte Heike Pethe vom Büro für räumliche Entwicklung die Zuzüge nach Vaterstetten im kommenden Jahrzehnt extrapoliert. Grundlage dafür sind zum einen das durchschnittliche Bevölkerungswachstum der Gemeinde in der Vergangenheit - 416 Neubürger pro Jahr - als auch jene Zuzüge, die in den geplanten neuen Wohngebieten zu erwarten sind. Daraus ergäbe sich bis Mitte der 2020er Jahre eine Gesamtbevölkerung von 24 500 Einwohnern.

Doch diese wächst nicht gleichmäßig, von den erwarteten knapp 3500 Neubürgern sind etwa 1200 unter 18 Jahre alt, davon wiederum dürften die meisten im Grundschulalter oder darunter sein. Aber auch geografisch wächst Vaterstetten laut der Expertin nicht gleichmäßig - was vor allem an dem derzeit entstehenden Wohngebiet Nord und Nordwest an der Dorfstraße liegt. Dort werden bis Ende des Jahrzehnts wohl bis zu 1500 Einwohner leben - ein großer Teil von ihnen Familien mit kleinen Kindern.

Dementsprechend sieht die Prognose ein unterschiedliches Wachstum in den einzelnen Schulsprengeln. Drei davon gibt es in der Kerngemeinde Vaterstetten-Baldham entlang der S-Bahnlinie: für die Schule an der Gluckstraße, die bald am Sportplatz neu gebaut wird, für die Schule an der Brunnenstraße und an der Wendelsteinstraße. Besonders letzterer dürfte durch das neue Wohngebiet einen erheblichen Zuwachs haben, aktuell gehen 300 Kinder in die Wendelsteinschule - 2020 könnten es bis zu 150 mehr sein. Es sei denn, man ändert die Sprengel. Denn auch die neue Schule liegt nahe genug - bei mehr als zwei Kilometern Schulweg muss die Gemeinde einen Bus fahren lassen. Da sie größer wird als die bestehende Schule an der Gluckstraße könnte sie sowohl das Wachstum im eigenen Sprengel, von 210 auf bis zu 310 Schüler, als auch einen Teil der zusätzlichen Schüler im derzeit zur Wendelsteinschule gehörigen Sprengel aufnehmen. Im bereits stark verdichteten dritten Sprengel für die Schule an der Brunnenstraße ist dagegen laut der aktuellen Studie in den kommenden Jahren keine Veränderung der Schülerzahlen zu erwarten.

Etwas komplizierter gestaltet sich die Prognose, was den künftigen Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen betrifft. Diese Einrichtungen werden, im Gegensatz zur Schule, schließlich nicht von allen Kindern der entsprechenden Altersgruppen genutzt werden. Deren Gesamtzahl dürfte aber auf jeden Fall steigen. Bis zu 790 unter Dreijährige könnte es 2025 in Vaterstetten geben und damit rund 140 oder ein Viertel mehr als heute. Etwa in gleicher Größenordnung dürfte die Zahl der Kindergartenkinder wachsen, Mitte des nächsten Jahrzehnts könnten es um die 900 sein, auch dies wäre ein Zuwachs von 25 Prozent, bis Ende der 2020er Jahren sogar bis zu 1000.

Entscheidend für den Bedarf an Plätzen ist hier aber die Betreuungsquote, derzeit nehmen etwa die Hälfte aller Krippen- und fast alle Kindergartenkinder ein entsprechendes Angebot wahr. Falls diese Quote stabil bleibt, dürften die derzeit vorhandenen Betreuungsplätze in beiden Bereichen genügen - allerdings nur bis Anfang des kommenden Jahrzehnts. Laut Prognose ist sowohl bei Kindergärten wie Krippen spätestens von Herbst 2021 an mit Engpässen zu rechnen, wenn bis dahin keine zusätzlichen Plätze geschaffen werden. Ebenfalls ausbaufähig ist die Nachmittagsbetreuung, sowohl beim Hort, als auch bei Mittagsbetreuung und Ganztagsschule. Hier könnte mittelfristig ein zweiter Grundschulzug nötig werden.

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SZ vom 15.03.2017
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