Vaterstetten:Kreative Komödianten

Kabarett im Unterricht: Zwei Semester lang haben sie sich vorbereitet, jetzt haben Vaterstettener Gymnasiasten eigene Stücke auf die Bühne gebracht.

Thomas Liersch

"In den heutigen Auftritten stecken jede Menge Fleiß und Scheiß", eröffnet Moderator Thomas Schäuble den Abend im großen Saal des Bürgerhauses Neukeferloh. Der junge Mann im glänzenden dunklen Anzug, der mit seinen dunklen, dank reichlich Gel bestens gefestigten Haaren an Elvis erinnert, gehört zu einer Gruppe von Vaterstettener Gymnasiasten. Gemeinsam haben sie in einem Projektseminar (P-Seminar) einen ganzen Kleinkunstabend mit eigenen Stücken auf die Beine gestellt. Die mehr als hundertköpfige Zuhörerschaft aus Schülern, Eltern und Freunden ist dabei beinahe so fein gekleidet wie der Moderator mit seiner Fliege und den Lackschuhen: Blusen und Hemden, Jacketts und Blazer, wohin das Auge reicht.Das Programm ist - der seriösen Kleiderwahl zum Trotz - jedoch überwiegend komödiantisch.

Vaterstetten: Tobias Giesemann, Ina Kilgenstein und Anita Baumgärtner agierten auf der Bühne selbstbewusst wie Profis.

Tobias Giesemann, Ina Kilgenstein und Anita Baumgärtner agierten auf der Bühne selbstbewusst wie Profis.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Ich hasse Weihnachten" lautet etwa der unmissverständliche Titel einer lyrischen Verarbeitung persönlicher Abneigung, mit der Yasmin Suu den Abend eröffnet das Publikum sichtlich amüsiert. Genauso gelingt das aber einer besonders unterhaltsamen Talkshowparodie: In dem kurzen Stück brilliert Anita Baumgärtner in der Rolle des Machos Kevin. Er möchte per Vaterschaftstest erfahren, ob er es war, der Freundin Dörte - gespielt von Ina Kilgenstein - geschwängert hat. Tobias Giesemann überzeugt als Moderator "Oliver Goethe", der seine proletenhaften Talkshowgäste immer wieder mit ausschweifenden, lyrisch-geschraubten Lebensweisheiten irritiert.

Bei einem musikalischen Intermezzo der "Roten heißen Chili-Schoten" stellt Giesemann an der E-Gitarre ein weiteres Talent zur Schau. Sein musikalischer Begleiter ist Andreas Scherg an der Gitarre. Vor die Füße der beiden Musiker fliegt - zur Belustigung des Auditoriums - aus dem Off hinter der Bühne ein knallroter Büstenhalter. Viel Resonanz von Seiten des Publikums, die wohl wesentlich auf gleicher Gesinnung beruht, erfährt Scherg auch als bekennender "Langschläfer" in seinem gleichnamigen Stück.Etwas ernstere Töne schlägt lediglich Fabian Poppe bei einigen seiner lyrischen Auftritte an.

In ihrem Abschlussrap gibt die Projektgruppe - die etwas bühnenscheue Seminarleiterin Regina John eingeschlossen -den Werdegang des Projekts wieder: Zwei Semester Vorbereitung investierten die 17- und 18-Jährigen in diesen Abend. Der ehemalige Lehrer und Comedian Hans Klaffel aus Ebersberg beriet die Schüler als Experte, aber die Umsetzung lag ganz in ihren Händen. "Sie waren sehr eifrig und haben fast alles alleine gemacht", lobt Lehrerin John. Die Schüler hätten selbst die Texte verfasst, Regie geführt und Requisiten besorgt. "Schließlich sollten sie in dem Seminar ja auch lernen, selbst zu organisieren", erklärt Regina John. Das Projekt geht mit zwei Halbjahresleistungen in die Abiturnote ein und soll der Vorbereitung auf ein mögliches Studium dienen.

Die Einnahmen aus dem Catering der Schüler sowie die vor Ort gesammelten Spenden sollen in die gemeinnützige Aktion der Schule mit Namen "Humboldt hilft" fließen.

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