Kinderbetreuung in VaterstettenEntlastung dank Geburtenrückgang

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Die Karl-Heinz-Böhm-Schule ist die größte Grundschule in der Gemeinde Vaterstetten. Doch möglicherweise muss sie in einigen Jahren erweitert werden.
Die Karl-Heinz-Böhm-Schule ist die größte Grundschule in der Gemeinde Vaterstetten. Doch möglicherweise muss sie in einigen Jahren erweitert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Neue Bevölkerungsprognosen für Vaterstetten sagen einen sinkenden Bedarf bei Kita- und Schulplätzen voraus. Allerdings nicht überall gleichzeitig.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Demografie scheint der Gemeinde Vaterstetten bei der Bereitstellung von genügend Betreuungsplätzen für Kinder zu Hilfe zu kommen. Aktuelle Bevölkerungsprognosen legen nahe, dass man zumindest bis Ende des Jahrzehnts mit einem sinkenden Bedarf sowohl in den Kitas wie auch den Grundschulen rechnen kann. Bei letzteren ist das Bild indes nicht einheitlich, möglicherweise stehen an zwei Schulen in den kommenden Jahren Erweiterungen an.

Vor knapp zwei Jahren war die Kinderbetreuung ein großer Aufreger in Vaterstetten, es gab sogar eine Demo aufgebrachter Eltern vor dem Rathaus. Bemängelt wurde, dass zu viele Betreuungsstunden ausfallen – wenn man überhaupt einen Platz in Kindergarten, Krippe oder Hort bekommt. Der Gemeinderat beschloss daraufhin in Rekordzeit ein Förderprogramm für Kitas, 400 000 Euro gibt es seitdem jedes Jahr für die Einrichtungen. Wie viel jede erhält, bemisst sich unter anderem am Grad der Auslastung.

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In den folgenden Monaten schien sich die Situation in den Kitas zu entspannen, zum einen, weil es den Trägern gelang, mehr Personal zu finden, zum anderen gingen auch die Anmeldezahlen zurück. Dieser Trend hat sich weiter fortgesetzt, erläuterten kürzlich Jasmin Marussis-Kley und Regina Hoyur vom Amt für Familie, Jugend und Bildung im Gemeinderat. Ursächlich sei ein Geburtenrückgang, auch dieser Trend soll sich laut den vorgestellten Prognosen fortsetzen.

Besonders volatil ist diese verständlicherweise im Bereich Krippe, die Kinder, welche zum Ende des Prognosezeitraumes im Herbst 2029 einen Betreuungsplatz beanspruchen, gibt es derzeit bestenfalls im Rahmen einer längerfristigen Familienplanung. Anfang 2025 wohnten 453 Kinder im Alter unter drei Jahren in der Gemeinde Vaterstetten. Ein Jahr zuvor waren es noch 487, Anfang 2023 noch 534 und im Jahr davor noch 549. Die Statistiker gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung bis 2027 fortsetzt, dann wären noch 434 Vaterstettener jünger als drei Jahre, danach rechnet man wieder mit einem leichten Anstieg bis auf 449 im Jahr 2029.

Der Anteil der Kinder, die eine Krippe besuchen steigt, im Bereich Kindergarten sind es bereits fast alle

Dementsprechend geht auch der Bedarf an Krippenplätzen bis 2027 weiter zurück: Zum Stand Ende Dezember gab es 367 Plätze, von denen immerhin 54 nicht belegt waren. Was insofern bemerkenswert ist, dass seit Beginn des aktuellen Schul- und Kindergartenjahres die Kita in der Carl-Orff-Straße wegen Renovierung und anstehendem Trägerwechsel geschlossen ist. Wenn diese im kommenden Herbst ihren Betrieb wieder aufnimmt, stehen voraussichtlich 379 Krippenplätze zur Verfügung.

Zwar steige auch der Anteil der Unter-drei-Jährigen, die eine Krippe besuchen – alleine vom vergangenen auf das aktuelle Betreuungsjahr von 64 auf 71,5 Prozent – dennoch sollten die Plätze nach Meinung der Verwaltung bis Ende des Jahrzehnts ausreichen. Dies gelte auch, sollte der Zuzug in dem Zeitraum um bis zu fünf Prozent höher ausfallen, als prognostiziert.

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Bei den Kindergärten stellt sich die Situation ähnlich dar: Nach Schließung der Kita Carl-Orff-Straße gibt es aktuell noch 951 Plätze, von denen 63 nicht belegt sind. Inklusive Schulrückstellern gibt es derzeit 890 junge Vaterstettener im Kindergartenalter. Das sind 14 weniger als vor einem und 32 wenige als vor zwei Jahren, 2022 waren es sogar noch 961. Laut Prognose wird die Zahl bis 2028 auf dann 772 Kindergartenkinder sinken – hier ist die Altersgruppe identisch mit dem Platzbedarf – einen leichten Anstieg sehen die Statistiker erst wieder 2029.

An zwei Schulen steigen die Zahlen, ob man neue Klassenzimmer einrichten muss, steht aber noch nicht fest

Für die Schulen und in der Folge die Hort- und Mittagsbetreuung, ist die Entwicklung uneinheitlich. Voraussichtlich unproblematisch stellt sich der Trend in der Wendelsteinschule dar. Dort zählt man im aktuellen Schuljahr 321 Kinder und 278 Betreuungsplätze. Letztere sollen ab 2026 auf 323 erhöht werden, die Schülerzahlen dagegen, nach einer leichten Erhöhung auf 350 im übernächsten Schuljahr, wieder bis auf 323 im Herbst 2029 sinken.

An der Schule Brunnenstraße sinken die Zahlen sogar noch deutlicher: Sind es aktuell noch 265 Schulkinder, werden es laut Prognose zum Ende des Jahrzehnts nur noch 216 sein. Die Zahl der Betreuungsplätze, derzeit sind es 240, reiche daher aus, ebenso die Zahl der Klassenzimmer, so die Verwaltung.

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Nicht so an den beiden anderen Schulen. Jene in Parsdorf hat aktuell 151 Kinder, bis Ende des Jahrzehnts werden es wohl 184 sein. Der dortige Hort und die Mittagsbetreuung verfügen lediglich über 100 Plätze, allerdings könnte man die Kapazitäten in der Mittagsbetreuung von derzeit 50 auf 70 erweitern. Ob auch bei den Unterrichtsräumen eine Erweiterung nötig wird, steht laut Verwaltung noch nicht fest. Derzeit gibt es je zwei Parallelklassen, also acht Klassenzimmer. Sollten mehr nötig werden, könne die Schule aber „innerhalb eines angemessenen Zeitraums“ erweitert werden.

Noch deutlicher steigen werden die Zahlen an der Karlheinz-Böhm-Schule. Diese besuchen derzeit 345 Grundschulkinder, bei der Einschulung im Herbst 2027 könnten es schon 360 sein, danach wird ein Rückgang bis 2029 auf dann 336 prognostiziert. Bereits ab dem kommenden Schuljahr gibt es dort durchgängig vier Parallelklassen, hier ist laut Verwaltung besondere Aufmerksamkeit nötig, um schnell reagieren zu können, sollten doch mehr als die vorhandenen 16 Klassenzimmer benötigt werden.

Insgesamt geht die Prognose von langfristig sinkenden Schülerzahlen an fast allen Standorten aus

Bei der Hort- und Mittagsbetreuung mit derzeit 324 Plätzen gibt es an der Karlheinz-Böhm-Schule gleich zwei Herausforderungen: Zum einen die steigenden Schülerzahlen, zum anderen der Umzug der Kita im ehemaligen Schulhaus an der Gluckstraße in deren neues Haus St. Anna. Der dort derzeit untergebrachte Hort mit 75 Plätzen soll aber in Schulnähe bleiben. Geplant ist, dass das Kinderhaus am OHA im Herbst 2025 in die renovierte Kita an der Carl-Orff-Straße und der Hort dann in deren ehemalige Räume umzieht.

Eine weitere Prognose sieht bis 2035 für den Standort Wendelsteinstraße einen Rückgang der Schülerzahlen voraus. Am Standort Brunnenstraße bleiben die Zahlen nach 2030 in etwa gleich und lediglich an der Karlheinz-Böhm-Schule ist für die erste Hälfte des kommenden Jahrzehnts ein leichter Anstieg zu erwarten, insgesamt bleiben die Zahlen aber unter dem aktuellen Niveau. Die Demografie scheint also auch in der weiteren Zukunft die Großgemeinde vor größeren Erweiterungsmaßnahmen an ihren Schulen zu bewahren.

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