Vaterstetten:Kein Holz vor der Hütte

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Bauausschuss entscheidet sich für die billigste Fassade beim Krippenhaus - gegen den Rat von Architekt und Verwaltung.

Oliver Hollenstein

Es war Martin Werner deutlich anzusehen, wie sehr ihn die Entscheidung wurmte. Ausführlich hatte der Münchener Architekt dem Bauausschuss in Vaterstetten erklärt, warum er das geplante Krippenhaus der Gemeinde mit einer Holzfassade verkleiden würde, naturnah. Oder alternativ mit bunten Faserzementplatten, kindgerecht. Doch dann entschied sich der Ausschuss - gegen die Empfehlungen des Architekten und der Verwaltung - für eine dritte Variante: ein Wärmedämmverbundsystem.

Wichtigstes Argument für die Wahl: Mit Gesamtkosten von 129 600 Euro ist die Fassade im Bau deutlich günstiger als die Alternativen, für die Kosten von 145 800 Euro (Lärchenholz) oder 156 600 Euro (Faserzement) veranschlagt wurden. Mit neun von 15 Stimmen fiel die Entscheidung am Ende allerdings sehr viel deutlicher aus, als die kontroverse Diskussion im Vorfeld hätte vermuten lassen. Denn: Langfristig könnte die Entscheidung teuer werden.

Quer über die Fraktionsgrenzen hinweg hatten die Gemeinderäte um die Alternativen gerungen. "Das Lärchenholz sieht nach einigen Jahren unmöglich aus", kritisierte CSU-Gemeinderat Stefan Huber den von Architekt Werner favorisierten Entwurf und erzählte von "todunglücklichen" Bauherren, die sich für eine unbehandelte Holzverkleidung entschieden hätten. Werner räumte ein, dass es unmöglich sei, dass eine Holzfassade in allen Himmelsrichtungen gleichmäßig verwittere. "Das sieht halt naturnah aus", sagte er und bekam für seinen Erstvorschlag die Stimmen von den Grünen und der SPD.

Keine Stimmen erhielt dagegen die vom Bauamt favorisierte Fassade aus Faserzementplatten. Wenn nach einigen Jahren einzelne beschädigte Platten ausgewechselt werden müssten, wer garantiere dann, dass es noch Platten in der gleichen Farbe gebe, fragten mehrere Gemeinderäte den Architekten. Der erklärte, dass es eine solche Garantie leider nicht geben könne - allerdings auch nicht für die Alternativen.

Vehement argumentierten Architekt und Verwaltung gegen das Wärmeverbundsystem. "Kurzfristig ist das die günstigste Lösung, langfristig aber die falsche", appellierte Harald Mayerthaler vom Bauamt noch kurz vor der Abstimmung an die Ausschussmitglieder. Spätestens nach zehn Jahren sei die Fassade sanierungsbedürftig, erklärte Architekt Werner. Sanierungskosten: Mindestens 40 500 Euro. Außerdem sei das Wärmeverbundsystem deutlich schadensanfälliger als die anderen Varianten. Und Mayerthaler berichtete noch von einem Gebäude in der Gluckstraße mit einer ähnlichen Fassade. "Dort haben wir einen Specht, der mit Vorliebe Löcher in die Fassade klopft und dann läuft Wasser dahinter." Ein recht häufiges Problem, bestätigte Werner.

Und so gab es im Laufe der Diskussion immer mehr fragende Gesichter im Bauausschuss. Sogar eine Verlagerung der Entscheidung war im Gespräch. Doch Architekt und Verwaltung machten deutlich: Wenn die Gemeinde die Gesamtkosten von 3,6 Millionen Euro für das Krippenhaus nicht weiter erhöhen wolle, gebe es keine Alternativen. Schließlich appellierte der zweite Bürgermeister, Martin Wagner, als Ausschussvorsitzende an die Mitglieder: "Die Ideallösung gibt es nicht, aber die Preise galoppieren uns davon. Wir sollten eine Entscheidung treffen." Das geschah. Zum Unmut von Architekt und Verwaltung.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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