Neue Entwicklungen:Ein Schritt weiter zur Wärme aus der Tiefe

Vaterstetten sichert sich den Claim für die Nutzung der Geothermie in der Gemeinde. Nun fehlt vor allem noch eines: das Geld.

Von Barbara Mooser, Vaterstetten

Die Erdgaspreise explodieren, ob der Nachschub aus Russland weiter wie erwartet fließt, ist angesichts der Ukraine-Krise unklar. Die Gemeinde Vaterstetten ist in dieser Situation dem Aufbau einer unabhängigen Wärmeversorgung einen Schritt näher gekommen. Das Wirtschaftsministerium hat nun dem Kommunalunternehmen "die großräumige Aufsuchungserlaubnis für Geothermie im Gemeindegebiet" erteilt. Somit kann die Großgemeinde ihre Pläne vorantreiben, von denen eventuell auch Zorneding und Grasbrunn profitieren könnten - mit diesen beiden Gemeinden sei man jedenfalls im Gespräch, so Georg Kast, der kaufmännische Vorstand des Kommunalunternehmens.

Mit der Genehmigung ist es freilich nicht getan, es fehlt noch an etwas ganz Wesentlichen: Geld. Und nicht zu knapp davon, die Kosten für das Projekt werden auf etwa 25 Millionen Euro geschätzt. Allein wird die Vaterstetten das nicht stemmen können, daraus macht man keinen Hehl; die Gemeinde wird auf jeden Fall Partner benötigen. Ob es sich überhaupt rechnet, das Vorhaben in Angriff zu nehmen, hängt auch davon ab, wie viele Zuschüsse zu erwarten sind. Die alte Bundesregierung hat laut Kast noch ein Förderprogramm konzipiert, das für das Vaterstettener Projekt "40 Prozent plus x" als Förderung zuließe, allerdings liege das Vorhaben derzeit auf Eis, was weitere Wirtschaftlichkeitsberechnungen schwierig mache. Kast geht allerdings davon aus, dass die Förderung letztlich kommen wird und Vaterstetten loslegen kann. Noch im Juli sollen Grundsatzbeschlüsse im Gemeinderat und im Verwaltungsrat der Kommunalunternehmens fallen.

Neue Entwicklungen: In Poing wird bereits die Wärme aus der Erde genutzt. Seit 2012 läuft hier das Geothermieprojekt.

In Poing wird bereits die Wärme aus der Erde genutzt. Seit 2012 läuft hier das Geothermieprojekt.

(Foto: Christian Endt)

Die Bedingungen für ein Geothermie-Projekt sind in der Großgemeinde nicht schlecht, das hat ein geologisches Gutachten bereits gezeigt, auch Erdölbohrungen vor vielen Jahrzehnten haben bewiesen, dass es in der Tiefe genügend heißes Wasser geben müsste für eine geothermische Nutzung. Möglicherweise liegen die Temperaturen über 100 Grad, sagt Kast, "aber mit 90 Grad wären wir auch schon zufrieden". Es ist auf jeden Fall damit zu rechnen, dass die Wärmeausbeute deutlich höher ausfällt als in Poing, wo das Wasser mit nur 76 Grad gefördert wird und dennoch seit Jahren ein Geothermieprojekt erfolgreich betrieben wird. Auch in Vaterstetten wird seit langem über die Geothermie gesprochen, alle bisherige Pläne zerschlugen sich aber letztlich.

Das Vaterstettener Vorhaben wäre laut Kast nicht nur das wichtigste Projekt der kommenden Jahre für die Gemeinde, sondern auch das "wichtigste Energiewendeprojekt im ganzen Landkreis". Ob es allerdings auch ein Projekt werden kann, das weit über Vaterstetten und seine Partnergemeinden hinauswirken kann, wie es Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im vergangenen Jahr ins Spiel gebracht hatte, steht für Kast noch nicht fest. Kommunen wie Ebersberg und Kirchseeon, die in der Vision des Landrats hier mit eingebunden würden, stünden hier schließlich noch ganz am Anfang, auch Fernwärmenetze seien hier noch nicht vorhanden. "Wir werden sicher nicht auf diese Gemeinden warten, bis wir es umsetzen", so Kast. Er würde am liebsten sofort loslegen und schon 2023 mit den Bohrungen beginnen, realistischer sei aber angesichts der schwierigen Finanzierung eher ein Start um 2025, sagt er. Viele Vaterstettener jedenfalls hätten großes Interesse an dem Vorhaben und hätten schon explizit ihren Wunsch geäußert, Wärme aus der Erde zu beziehen.

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